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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dachte, und also von der Arretur absehen, doch verlange ich, daß Sie mir zu jeder Zeit zur Verfügung stehen, wenn ich eine Erkundigung an Sie zu richten habe!«
    Sie gaben ihm das Versprechen, und schon stand er im Begriffe, sich zu verabschieden, als er einen Blick nach dem Spiegel warf und unter demselben eine Bleistiftskizze bemerkte, welche sofort seine vollste Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Er trat näher und sah, daß er sich nicht getäuscht hatte.
    »Zarba, die Zigeunerin! Wie kommt dieses Bild hierher?«
    »Sie kennen Zarba?« frug die Frau um Vieles zutraulicher. »O, sie ist unsere Wohlthäterin schon seit langer Zeit, Herr Kommissär. Mein Sohn hat einiges Talent zum Zeichnen und ihr Bild gemalt, so wie es dort beim Spiegel hängt. Nicht wahr, sie ist gut getroffen?« setzte sie mit einem stolzen Blicke auf ihren Sohn hinzu.
    »Sehr gut. Wie alt ist der Junge?«
    »Siebzehn.«
    »Und was wird er?«
    »Er ist Schreiber und jetzt leider ohne Anstellung.«
    »Er scheint ein sehr schönes Talent zu besitzen, und ich werde, wenn es Ihnen recht ist, einen Maler herschicken, der ihn prüfen mag. Vielleicht läßt sich etwas aus ihm machen.«
    »O, wenn Sie das thun wollten, Herr Kommissär!« rief die Frau, beglückt und dankbar seine Hand ergreifend.

    »Wollen sehen, liebe Frau; doch sagt mir, wie seid Ihr mit der Zigeunerin bekannt geworden ?«
    »Das ist schon sehr lange Zeit her, wohl mehrere über zwanzig Jahre! Sie war damals eine gar angesehene Dame und wohnte in der Hauptstadt bei dem Herzoge von Raumburg. Das sollte allerdings verschwiegen bleiben; aber es wurde doch in allen Häusern der Stadt erzählt und man bedauerte das schöne Mädchen, weil – – doch, Herr Gott, Sie sind ja ein königlicher Kommissär und kommen wohl auch mit dem Herrn Herzog zusammen! Also meine Mutter war Hebamme und hatte dienstlich mit den allerhöchsten Herrschaften zu thun. Ich hatte damals erst vor Kurzem geheirathet und wohnte bei ihr in der Residenz. Da ereignete es sich, daß in einer Nacht zwei sehr hohe und vornehme Damen ihrer Hülfe bedurften nämlich die Königin Majestät und die reiche Fürstin von Sternburg, welche sich auf Besuch im königlichen Schlosse befand. Sie und die Königin waren nämlich weitläufige Cousinen, und der Fürst, welcher ein großer General und Feldherr ist, befand sich im Auslande, wo er im Krieg kommandirte. Die Fürstin starb an der Geburt, und weil mir kurz vorher mein Erstes auch gestorben war, so bekam ich das kleine Prinzeßchen – – ja, wollte sagen den kleinen Prinzen angelegt und wurde seine Amme. Damals besuchte mich die schöne Zigeunerin alle Tage, und von daher schreibt sich unsere Bekanntschaft, Herr Kommissär.«
    Max ahnte nicht, welche Bedeutung diese kurze Erzählung jemals für ihn und sein Schicksal haben könne. Er frug: »Und sie hat Euch dann öfters besucht?«
    »Ja. Wir mußten ihr, wenn sie kam, über Alles Auskunft geben, und wenn sie wieder fort war, zu diesem Zweck allerlei Erkundigungen einziehen.«
    »Ueber wen?«
    »Ueber – über – ja, darf ich das denn sagen? Zunächst über den Sohn des Hofschmiedes Brandauer und den Sohn des Fürsten von Sternburg, dann über den Engländer, welcher Lord Halingbrook heißt, über den Herzog von Raumburg und viele andere hochgeborene Herren und Damen.«
    »Die ihr alle persönlich kennt?«
    »Nein. Ich kenne sie nicht. Mein Mann hat das Alles besorgt.«
    »Hat er etwas für seine Bemühungen erhalten?«
    Sie lächelte.
    »Wir können sehr zufrieden sein. Zarba muß noch von ihrer Jugend her viel Geld besitzen.«
    Er verabschiedete sich von den Leuten und versprach, des Sohnes nicht zu vergessen. Dann kehrte er zur Anstalt zurück.
    Es hatte sich während seiner Abwesenheit wirklich herausgestellt, daß die acht Personen vergiftet worden seien; zwei waren bereits gestorben, andere zwei zeigten sich als schwer krank, und die Uebrigen gaben Hoffnung, daß sichere Rettung vorhanden sei. Höchst seltsam war dabei die Ansicht der beiden braven Assistenten, daß sämmtliche acht Personen wohl kaum jemals wirklich geistig krank gewesen seien.
    Max mußte die Bestimmung hierüber dem Generalstaatsanwalt überlassen, welcher beinahe noch bis zum Abend in der Anstalt zu thun hatte. Das dauerte ihm allerdings zu lange; er mußte bis zu dieser Zeit zu Hause sein, und daher verabschiedete er sich, um allein zur Stadt zurückzukehren.
    Er kam dort an, als es bereits zu dunkeln begann, und fuhr zunächst beim königlichen

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