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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht hier säßen. Jetzt ist es ein Uhr. Sehen Sie nach, ob er noch schläft!«
    Max schlich langsam und leise zur Portière, zog dieselbe ein wenig aus einander und blickte hindurch. Der Verräther lag noch ganz in derselben Stellung wie vorhin. Als der Doktor zum Bette zurückkehrte, hatte der König dasselbe bereits verlassen und war beschäftigt, sich anzukleiden. Max bemühte sich, ihm dabei behülflich zu sein, und rapportirte:»Er schläft noch!«
    »Er hatte heute nicht Dienst, tauschte aber mit einem Kollegen, welcher angeblich unwohl ist. Wenn er erwacht, wird er das Schlafzimmer nicht betreten, sondern sich nur durch den Eingang überzeugen, daß ich nicht wach bin. Lassen wir die Gardinen herab!«
    Das Bett wurde verhüllt, so daß Grunert denken mußte, der König schlafe.
    »So, und jetzt folgen Sie mir zur Bibliothek!«
    Der König näherte sich der Portière und glitt, nachdem er sich überzeugt hatte, daß Grunert wirklich schlief, gefolgt vom Doktor durch das Vorzimmer und dann durch die weiteren Räume bis an das Arbeitskabinet.
    »Warten!« befahl er.
    Ein Schlüssel klirrte, ein Schloß knackte.
    »So, jetzt kommen Sie weiter. Die Dokumente sind in meiner Hand und dazu eine Waffe für den Nothfall. Sind Sie im Besitze einer solchen?«
    »Ich trage einen Revolver.«
    »Dann treten wir in die Bibliothek!«
    Diese lag neben dem Arbeitszimmer. Sie traten ein und nahmen auf einem Sopha Platz, welches hinter breiten Bücherschränken verborgen stand. Hier begann der König ein ausführliches Verhör; Max erzählte, was mitzutheilen ihm nothwendig schien, doch verschwieg er sowohl die Art und Weise, wie er hinter die Geheimnisse des Herzogs gekommen war, als auch die beiden anderen Anschläge, welche dieser mit Penentrier und Helbig geschmiedet hatte. Er durfte die Sorgen des hohen Mannes nicht vermehren und wußte sich stark genug, die Intentionen Raumburgs zu kreuzen.
    Nach den nothwendigen Mittheilungen trat eine Stille ein, welche so tief wurde, daß man im Arbeitszimmer nebenan selbst eine Fliege hätte summen hören können. Es schlug halb und drei Viertel. Kurz vor zwei Uhr ließ sich ein Geräusch vernehmen. Max erhob sich, um zu lauschen.
    »Grunert,« berichtete er leise. »Er sitzt mit einer verschlossenen Blendlaterne in der Nähe des Schreibtisches.«
    »Haben Sie Feuerzeug bei sich?«
    »Ja.«
    »Dort auf dem Tische steht eine Kerze. Sobald der Herzog eingetreten ist, brennen Sie dieselbe an, um zu leuchten. Nach unserem Eintritte decken Sie den Ausgang und überlassen das Uebrige mir!«
    Es vergingen noch einige Minuten der Spannung. Dann knisterte es drüben, und Max erhob sich, um zum zweiten Male zu lauschen.
    »Der Herzog!« flüsterte er.
    Um jedes Geräusch zu vermeiden, entzündete er das Streichholz mit dem Nagel seines Fingers, setzte die Wachskerze, welche er in die Linke nahm, in Brand und griff dann zum Revolver.
    »Vorwärts!«
    Der König trat voran zur Portière und blickte hindurch.
    Der Herzog von Raumburg, welcher jetzt trotz seiner Vermummung deutlich zu erkennen war, stand am Schreibtische des Königs und bemühte sich, ein Fach desselben zu öffnen; der Lakai stand neben ihm, um ihm zu leuchten. Die Fenster des Raumes waren so dicht verhangen, daß keine Spur des Lichtes hinunter in den Schloßhof zu fallen vermochte. Die beiden Männer standen mit dem Rücken nach der Bibliothek gekehrt, so daß sie den Eintritt des Königs und des Doktors, welche geräuschlos auftraten, nicht bemerkten.
    Der Letztere glitt, das Licht mit der Hand beschattend, sofort nach dem Eingange hin, der Erstere aber trat einige Schritte vor und grüßte dann: »Ah, guten Abend, Durchlaucht!«
    Der Angeredete fuhr augenblicklich herum. Der Diener ließ beim Klange dieser Stimme die Laterne fallen, daß sie verlöschte. Jetzt nahm Max die Hand vom Lichte und stellte dasselbe auf das Marmorkamin, so daß der Raum genug erhellt war, um die schreckensbleichen Züge des Ministerpräsidenten und das Zittern des Lakaien zu bemerken.
    »Majestät – –!« rief der Erstere.
    »Ja, Serenissimus, die Majestät ist es, welche vor Ihnen steht, um Ihnen den Verlust aller bisher von hier verschwundenen Aktenstücke zu quittiren. Leider dürfte allerdings heut die Recherche nach gewissen Papieren erfolglos sein, da ich sie hier in meinen Händen halte. Haben Durchlaucht etwas zu bemerken?«
    Die Gestalt des Herzogs, welche bisher wie vom plötzlichen Schrecke zusammengedrückt gestanden hatte, richtete sich

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