Scepter und Hammer
Nummern?«
Es wurden ihm acht Nummern genannt, welche er sich notirte.
»Die Insassen dieser Nummern wurden jedenfalls vergiftet. Eilen Sie schleunigst, Ihre Vorkehrungen zu treffen; ich werde Ihnen die beiden Aerzte sofort zusenden.«
Das Zimmer war im Nu leer. Max kehrte zum Staatsanwalt zurück, welcher mit den hauptsächlichsten Fragen zu Ende war.
»Meine Herren, die beiden flüchtigen Beamten hatten Ursache, gewisse Zungen schweigsam zu machen, und haben sich dabei eines sicher wirkenden Giftes bedient. Hier sind acht Zellen verzeichnet, welche von ihnen besucht wurden. Eilen Sie, den Bewohnern derselben zu Hülfe zu kommen!«
Diese Nachricht brachte die beiden ehrlichen Männer in eine nicht geringe Aufregung.
»Herr Kommissär,« meinte der Eine; »eines solchen Verbrechens ist kein Mensch fähig!«
»Bitte, halten Sie jede Bemerkung zurück! Sie wissen, daß die Wirkung eines starken Giftes nach Sekunden berechnet werden muß.«
»Dann vorwärts,« erwiderte er, nach dem Zettel greifend, welcher das Verzeichniß der acht Zellen enthielt; »laßt uns sehen, ob man wirklich so teuflisch zu sein vermag!«
»Halt!« meinte der andere Hülfsarzt. »Begeben wir uns vor allen Dingen in die Apotheke. Wir kennen den Inhalt des Giftschrankes so genau, daß wir bei einer für acht Personen berechneten Dosis sofort sehen werden, von welchem Gifte genommen wurde!«
Sämmtliche Herren begaben sich in die Apotheke. Der Giftschrank mußte aufgesprengt werden, da der Schlüssel zu demselben nicht zu finden war, und kaum hatten die beiden Aerzte einen Blick auf den Inhalt desselben geworfen, so ertönte der zweistimmige Ruf:»Blausäure fehlt! Die Leute haben ein Blausäurepräparat erhalten.«
»Haben Sie ein Gegengift bei der Hand?«
»Jawohl.«
»So versehen Sie sich mit demselben und eilen Sie damit nach den betreffenden Zellen! Herr Staatsanwalt, ich gehe in die Stadt, um einige Erkundigungen einzuziehen. Sie beurlauben mich?«
»Gern. Ich werde bis zu Ihrer Rückkehr nicht unthätig sein dürfen.«
Max verließ die Anstalt und schritt der Stadt zu, welche eine kleine halbe Stunde entfernt lag. Vor derselben waren Straßenarbeiter beschäftigt, die Chaussee auszubessern. Er frug sie nach der Wohnung des Lohnkutschers Beyer und erhielt dieselbe so deutlich beschrieben, daß es ihm sehr leicht wurde, sie zu finden.
Er traf die Frau, die Kinder und auch den Knecht zu Hause an. Sie waren verlegen ob des vornehmen Besuches.
»Hier wohnt der Lohnfuhrwerksbesitzer Beyer?«
»Ja.«
»Ist er nicht zu Hause?«
»Nein.«
»Er hat den Herrn Direktor zu fahren?«
»Ja.«
»Wohin?«
Er erhielt keine Antwort. Die Frau blickte ihn verlegen an, und auch dem Sohne und der Tochter war es anzumerken, daß sie antworten könnten, wenn sie gewußt hätten, daß es nicht verboten sei. Der Dokor mußte sie anders fassen.
»Sie werden binnen einer halben Stunde arretirt werden.«
»Arretirt?« frug die Frau erschrocken. »Wir? Weshalb?«
»Wegen Mithülfe zur Flucht zweier schwerer Verbrecher!«
»Davon wissen wir nichts!«
»Pah! Sie haben dem Direktor und dem Oberarzte der hiesigen Irrenanstalt zur Flucht verholfen.«
»Dem Herrn Direktor? Zur Flucht? Hat er denn fliehen wollen?«
»Allerdings. Es liegt eine schwere Anklage gegen diese beiden Männer vor, und ich bin als königlicher Kommissär gekommen, sie zu arretiren. Ihr Mann hat ihnen seinen Wagen zur Flucht zur Verfügung gestellt, und Sie verweigern mir jede Auskunft, wohin die Fahrt gerichtet ist – ich werde Sie arretiren lassen müssen.«
Das Erstaunen und die Angst der Leute war grenzenlos.
»Der Herr Direktor ein Verbrecher? Das ist gar nicht möglich!« rief die Frau und schlug dabei vor Verwunderung die Hände zusammen. »Und auf der Flucht? Das ist ja schrecklich! Aber wir haben ihm dabei nicht geholfen. Wir haben gemeint, es handle sich um eine Ferienreise.«
»Warum verschweigen Sie das Ziel der Fahrt?«
»Weil der Herr Direktor meinte, daß es Niemand wissen solle.«
»Nun?«
»Mein Mann muß sie über die Gebirge nach der Grenze und von da weiter fahren, bis sie ihn ablohnen.«
»Ein gewisser, bestimmter Ort ist nicht genannt worden?«
»Nein.«
»Wissen Sie, welchen Weg er eingeschlagen hat?«
»Nein. Es führen sehr viele Wege in das Gebirge, und mein Mann kennt sie alle sehr genau.«
»Wann ist die Reise begonnen worden?«
»Vor zwei Stunden.«
»Ich will einmal annehmen, daß Sie nicht so schuldig sind, als ich vorher
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