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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Diensten.«
    »Domestike – in seinen Diensten – –? Höre ich recht, Durchlaucht? Ein hochfürstlich Sternburgischer Prinz, Ritter vieler Orden und Fregattenkapitän, im Dienste eines Türken?«
    »So ist es, lieber Horn, und dabei muß es auch einstweilen bleiben. Sehen Sie also ja darauf, daß mein Inkognito streng bewahrt bleibe. Mein Bild entfernen Sie aus dem Salon; es würde mich verrathen. Und wenn wir beobachtet sind, behandeln Sie mich als Fremden und Untergebenen.«
    »Das ist ja ganz und gar unmöglich, mein lieber, junger Herr,« protestirte die Kastellanin. »Herr Jesses, wie könnte ich mich unterstehen, Euer Durchlaucht – –!«
    »Sie sollen sich aber unterstehen!« fiel er ihr in die Rede. »Sie weisen mir hier unten in Ihrer Nähe ein Zimmer an, damit Sie es leicht haben, sich in zweifelhaften Fällen meine Anweisungen zu holen. Der Pascha bekommt die Gemächer meines Vaters, und seiner Dame werden die Thurmzimmer zur Verfügung gestellt.«
    »Seiner Dame?« frug die Kastellanin erschrocken. »Hat er denn eine Dame mit?«
    »Ja; jedenfalls seine Lieblingsfrau.«
    »Herr Jesses, das fehlt nun gerade noch, daß wir hier Haremswirthschaft bekommen; denn so eine Frau verlangt alles Mögliche und Unmögliche: Bäder, Seifen, Pommaden, Odeurs, Zahnpulver, Schönheitswasser, Henna für die Fingernägel und Ruß für die Augenbrauen. Und was für ein Schwarm von Dienstvolk wird dabei sein! Ein Mustapha mit einer Fatime, ein Jussuf mit einer Suleika, ein Achmet mit einer – – –«
    »Gar keine Dienerschaft bringen sie mit. Ich glaube gar, sie werden nicht einmal per Wagen oder Sänfte, sondern einfach zu Fuß kommen. Sorgen Sie für die nöthige Lohndienerschaft, Horn, und empfangen Sie jetzt die Herrschaften, während ich hinauf gehe, um nachzusehen, was in den Zimmern noch zu vervollständigen ist.«
    »Wir – die Türken empfangen? Das geht nicht, Durchlaucht! Dazu fehlt uns das Geschick. Ich weiß ja nicht einmal, wie man so einen Pascha titulirt! Wie viele Roßschweife hat er denn eigentlich?«
    »Die Roßschweife sind gleichgültig. Tituliren Sie ihn gerade so wie einen hiesigen Minister. Hier ist die Karte des Pascha, welche ich Ihnen natürlich übergeben mußte, weil Prinz Arthur nicht anwesend war. Also vorwärts, Horn, sonst kommen sie, noch ehe –«
    »Alle Wetter,« rief der Kastellan; »dort kommen sie bereits durch die Gartenpforte! Rasch, Alte! Na, ich bin neugierig, wie das werden wird.«
    »Durch die Gartenpforte?« frug die angsterfüllte Frau, indem sie an das Fenster eilte. »Wahrhaftig, und seine Frau ist gleich mit dabei. Herr Jesses, wie soll ich sie tituliren, Durchlaucht? Na, da ist der junge, gnädige Herr bereits verschwunden. Horn, sage mir in aller Welt, wie man eine Haremsfrau zu tituliren hat?«
    »Weiß auch nicht, Alte. Habe mein Lebtage kein Harem gehabt! Rasch jetzt; wir müssen in den sauren Apfel beißen!«
    »Ja, wir sind leider gezwungen, hinein zu beißen. Aber Alter, bitte, geh Du voran!«
    Der Pascha kam mit seiner Begleiterin langsamen Schrittes durch den Garten. Er hatte jedenfalls die Absicht, durch die Veranda Entree zu nehmen, was die beiden alten Leute bewog, sich schleunigst nach der Letzteren zu begeben.
    Der Türke war eine wirklich imposante Erscheinung. Seine hohe, breitschulterige Figur ragte um einen halben Kopf über Leute gewöhnlichen Schlages hinaus; auf dem Kopfe trug er den bekannten rothen Fez, welcher mit einer schwer goldenen Quaste verziert war; die eng anliegende Kleidung, über welche er den weiten Mantel nur leicht geworfen hatte, zeigte eine höchst ebenmäßige, kraftvolle Gestalt, um deren schlanke Taille sich der glänzende Gurt schlang, an welchem der historische krumme Säbel befestigt war. Das edel geschnittene Gesicht, aus welchem zwei dunkle, kühne Augen blitzten, wurde von einem dichten Vollbarte geschmückt, welcher bis auf die Brust herniederreichte, und wie dieser Mann so durch den Garten herbeigeschritten kam, machte er den Eindruck eines Charakters, dessen unerschütterliche Festigkeit durch die physischen Vorzüge eines kraftvollen Körper auf das Vollkommenste unterstützt wird.
    Jetzt erstieg er die Stufen der Veranda, und der Kastellan trat ihm zögernd entgegen.
    »Excellenz – – –«
    Das Auge des Pascha fixirte ihn mit einem raschen Blicke.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich bin der Kastellan von Schloß Sternburg, und das hier ist meine Frau.«
    »Melden Sie mich Seiner Durchlaucht, dem Prinzen von Sternburg.

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