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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erfreut.
    »Natürlich!«
    »O, das ist schön! Ich möchte Sie so gern recht herzlich lieb haben, und hätte mich dies doch nicht getraut, wenn Sie eine Türkin wären.«
    »So ists recht, Mütterchen! Wollen uns lieb haben, so lieb, als seien sie auch wirklich meine Mutter!«
    »Ja, haben Sie denn keine Mutter mehr?«
    »Nein, ich habe Mama gar nicht gekannt; sie starb, als ich noch ein sehr kleines Kind war.«
    »Sie armes, liebes Fräulein! Haben Sie auch keine Schwester, keine Tante oder sonst eine Freundin?«
    »Verwandte habe ich nicht. Ich wohne mit Papa auf einer Insel im Meere, und wenn er zur See geht, so bin ich mit meiner alten Dienerin und zwei Arabern ganz allein.«
    »Und so war es immer?«
    »Immer!«
    »Das ist ja fürchterlich! Auf einer einsamen Insel im Meere mit zwei Arabern und einer alten Dienerin allein zu sein. Nimmt Sie Ihr Papa nicht zuweilen mit?«
    »Nein, ausgenommen ein einziges Mal und jetzt.«
    »Da sollen Sie hier Entschädigung finden. Sie müssen hier recht oft in Gesellschaft gehen und – – –«
    »O nein; das mag ich nicht; ich bin gern allein, sehr gern, und mag gar nicht hinaus unter die vielen Leute, unter denen ich mich so fürchte. Doch kommen Sie; ich muß hinunter zu Papa; man wird jetzt wohl unsere Effekten bringen!«
    Sie ließ die Schleier liegen und stieg nach unten, wo ihr Vater wirklich bereits auf sie wartete. Man sah aus den Fenstern seiner Wohnung die drei Araber die Höhe ersteigen, und nicht lange dauerte es, so befanden sich Almah und die Kastellanin im Vorzimmer beim Auspacken.
    »Warum haben Sie die Araber fortgeschickt, Fräulein Almah? Nun müssen Sie diese Arbeit selbst vornehmen!«
    »Sie meinen, ich soll fremde Männer für Papa sorgen lassen? O nein, das ist er nicht gewohnt, und das mag ich auch gar nicht leiden.«
    »So, gerade so geht es mir auch mit meinem lieben, jungen Herrn!«
    »Wer ist das?«
    »Prinz Arthur – –«
    »Der uns hier erwarten sollte?«
    »Ja.«
    »Aber, hören Sie, meine liebe Mutter Horn, ist das nicht ein wenig unartig von diesem Prinzen, daß er uns entflohen ist? Meine alte Dienerin hat mir sehr viel davon erzählt, daß die Männer des Abendlandes so aufmerksam gegen ihre Frauen seien. Bei einem Prinzen ist dies wohl nicht der Fall?«
    »O doch! Aber er hat ja gar nicht gewußt, daß Sie mitkommen, und sodann war in dem Briefe seines Vaters ja von einer späteren Zeit die Rede.«
    »Ja, wir sind eine Woche früher abgereist, als Papa eigentlich beabsichtigte. Doch, Sie wollten sagen, daß sie den Prinzen auch gern bedienen?«
    »Ja, das wollte ich sagen. Ich lassen ihm von einem Andern keine Handreichung thun.«
    »Warum? Er ist ja doch nicht Ihr Gatte oder Ihr Vater!«
    »Aber mein Herr, und dennoch dabei so lieb und gut, so mild und nachsichtig, als ob er mein Sohn sei.«
    »Er ist schon sehr alt?«
    »Warum?«
    »Weil er Fregattenkapitän ist, und Papa sagte, daß man dies sehr schwer und sehr spät werde.«
    »O nein, er ist erst zweiundzwanzig Jahre alt.«
    »Zweiundzwanzig? So jung! Sagen Sie einmal, Mutter Horn, wie sieht denn eigentlich so ein abendländischer Prinz aus? Wohl recht stolz, streng und vornehm?«
    »Meist.«
    »Also Prinz Arthur auch?«
    »Dieser nicht – im Gegentheile! Wenn der Sie anschaut, so ist es, als ob Ihnen die liebe Sonne recht hell und warm in die Augen schiene.«
    »So hat er wohl Augen wie – wie – wie der Matrose, den Papa mit der Karte zu Ihnen sandte?«
    »Wie der – der Bill Willmers? Ja, gerade so sind seine Augen. Sie dürfen nur – – doch, da ist er, Ihr Diener!«
    Die Thür zum Vorzimmer war geöffnet worden, und Arthur stand unter derselben. Almah hatte sich über einen Koffer gebeugt, jetzt erhob sie sich und wandte sich zu ihm um. Sie stand vor ihm, gerade so wie er zu seinen Kameraden auf der Veranda gesagt hatte, wie die Schönheit in ihrer herrlichsten Inkarnation. Den schlanken und doch vollen Oberkörper bedeckte eine rothe, mit Gold gestickte türkische Jacke, unter welcher ein blausammetnes, von massiven Silberspangen verschlossenes Mieder die herrlichste Büste mit einer Taille verband, die man mit den Fingern zu umspannen vermochte. Sie wurde umschlossen von einem mit edlen Steinen besetzten Schuppengürtel, von welchem aus weißseidene Hosen über die schön gerundeten Hüften bis herab zu den Knöcheln gingen, deren Feinheit mit der Kleine des Füßchens bezaubernd harmonirte. Auf dem schlanken, schneeigen Halse saß ein Köpfchen, dessen Anmuth ebenso

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