Schach Mit Einem Vampir
um die Gesetzeshüter ein wenig zu täuschen. Wir erzählen ihnen einfach, dass Sie uns damit beauftragt haben, ein mögliches uneheliches Kind Ihres Bruders aufzufinden. Natürlich geht es dabei um die Hinterlassenschaft Ihres Bruders, also um einen Teil seines Vermögens. Ich weiß, dass Ihr Bruder Single war. So viel habe ich schon aus einem Zeitungsartikel entnehmen können. Also wäre solch ein Vorwand für das FBI gut nachvollziehbar. Bleibt nur noch die Frage offen, und ich will sicher nicht indiskret sein, aber interessierte sich Ihr Bruder für Frauen?“ Während des Gespräches führte Miss Meyers den Detektiv in ein geschmackvoll eingerichtetes Wohnzimmer und bot ihm einen Platz auf dem Sofa an. Ein Fenster des Raumes war weit geöffnet, dennoch war keine Abkühlung zu verspüren.
„Ja, Mr. Fraizer“, antwortete sie, ohne zu zögern. „Er interessierte sich sogar sehr intensiv für Frauen. Er wechselte oft seine … Freundin. Ihre zurechtgelegte Begründung könnte also durchaus zutreffen. Robert war in manchen Dingen etwas unvorsichtig. Ich könnte also behaupten, wenn man mich danach fragen würde, dass Robert mir gegenüber eine Andeutung gemacht hatte, dass eine seiner Bekanntschaften ein Kind erwartet. Natürlich habe ich keine Ahnung, wie die Glückliche heißt oder wo sie lebt.“ Der Detektiv lächelte sie an.
„Ich sehe schon Miss, wir verstehen uns. Und noch eine Sache: Normalerweise gibt unsere Detektei den Namen eines Klienten nicht preis. Doch in diesem Fall wird uns das FBI vielleicht so stark unter Druck setzen, dass uns keine andere Wahl bleiben wird, Ihre Identität offenzulegen. Für diesen Verrat möchte ich mich schon einmal vorab bei Ihnen entschuldigen. Aber es gibt nur diese eine Möglichkeit für unsere Detektei, Ihren Fall zu übernehmen.“
„Ich verstehe, Mr. Fraizer. Und ich bin Ihnen und Ihrem Kollegen dafür sehr dankbar, dass sie sich überhaupt dem Fall widmen. Ich werde es nicht als einen Vertrauensbruch werten, wenn Sie meinen Namen nennen. Und wie gesagt, Geld spielt keine Rolle. Was es auch kosten mag, finden Sie den Mörder!“ Tiefe Dankbarkeit lag in den traurigen Augen der brünetten Schönheit. Fraizer erhob sich, schritt noch einmal zum Fenster und warf einen Blick auf die stark befahrene 86te Straße. Die Hauswand fiel steil nach unten ab. Eine Feuerleiter gab es an dieser Seite des Hauses nicht. Unten auf der Fahrbahn drängten sich die beleuchteten, wie Spielzeug wirkenden Fahrzeuge. Von Fraizers Blickwinkel aus wirkte das Getümmel dort unten so, als würden sich eine weiß und eine rot leuchtende Schlange, dicht aneinandergedrängt, in verschiedene Richtungen voranbewegen.
„Was für eine Affenhitze. Besitzen Sie denn keine Klimaanlage, Miss Meyers?“ Die Brünette verstand den Wink mit dem Zaunpfahl. Sie wusste, dass der Täter, der Ihren Bruder umgebracht hatte, durch das Fenster gekommen war. Die junge Frau freute sich darüber, dass der Detektiv um sie besorgt war. Doch sowohl sie als auch Fraizer wussten, dass es keinem Menschen auf natürliche Weise gelingen konnte, die steile Hauswand ohne irgendwelche Hilfsmittel zu erklimmen, um dann durch das Fenster in die Wohnung einzudringen.
„Machen Sie sich um mich bitte keine Sorgen, Mr. Fraizer. Ich denke nicht, dass es jemand darauf abgesehen hat, alle Meyers in Manhattan auszulöschen. Mein Bruder war nur ein Zufallsopfer wie die anderen armen Menschen vor ihm auch. Außerdem gibt es an der Außenwand des Gebäudes keine Vorsprünge oder einen Sims, auf dem sich jemand voranbewegen könnte. Ich fühle mich hier in meiner Wohnung absolut sicher, auch bei geöffneten Fenstern.“ Fraizer schenkte ihr ein etwas verlegenes Lächeln. Natürlich hatte sie recht. Die Wohnung befand sich im neunten Stockwerk. Bevor er sich mit seiner Fürsorge um sie lächerlich machte, verabschiedete er sich. Dennoch bat er sie beim Gehen darum, die Wohnungstür sorgfältig zu verschließen.
Nachdem er das Gebäude verlassen hatte, wollte er kurz zu sich nach Hause fahren, um seine Frau darüber zu informieren, dass Ray und er einen neuen Fall bearbeiteten. Danach würde das Detektivbüro sein Ziel sein. Dort wollte er sodann die ersten Vorbereitungen zu den Ermittlungen treffen. Vermutlich würde sich Ray Phelps auch noch in der Detektei aufhalten und sich mit der Thematik oder einem Whiskey beschäftigen. Das offen stehende Fenster in Miss Meyers Wohnung hatte Steve Fraizer schon bald wieder vergessen. Warum
Weitere Kostenlose Bücher