Schach Mit Einem Vampir
flüchtigen Sträfling durch Oklahoma verfolgte. Ab diesem Zeitpunkt ging es jährlich mit vielen Todesopfern des unheimlichen Killers weiter. Alle Fälle wiesen dasselbe Verbrechensmuster auf. Immer wurden die Leichen verstümmelt und verbrannt. Der Mörder schnitt ihnen, wie in der aktuellen Sache um Mr. Meyers auch, das Herz heraus. Und immer fand man bei den Toten eine Schachfigur im Mund. Damals wie auch heute scheint das eine Art Visitenkarte des Killers zu sein.“ Fraizer stand vor Staunen der Mund offen. Einen Moment lang herrschte Schweigen.
„Ich vermute mal“, unterbrach Steve Fraizer die Stille, die auf den Schock gefolgt war, „… wenn irgendjemand beim FBI wüsste, dass wir Akteneinsicht in den Fall haben, würden die uns schnellstens aus dem Verkehr ziehen lassen. Sie können nicht riskieren, dass wir uns mit dem Material an die Presse wenden. Ich kann mir vorstellen, dass so manch einer dort draußen in der Bevölkerung ziemlich nervös werden würde, wenn die Zeitungen das Thema an die große Glocke hängten.“
„Genau richtig, Steve. Und du musst bedenken, in der Akte sind nur die Verbrechen verzeichnet, die die Polizei bearbeitet hatte – bis zu dem Zeitpunkt, als sich das FBI der Angelegenheit annahm. Vermutlich hat sogar das FBI der Presse Hinweise und Ermittlungsergebnisse der neueren Fälle zukommen lassen, sozusagen als Appetithappen, um die sensationshungrige Meute ruhig zu stellen und sie nicht auf dumme Gedanken zu bringen. Denn stell dir einmal vor, die Medien hätten eigene Nachforschungen angestellt ... Vielleicht wären sie früher oder später auch an diese Akte gelangt. Die Polizei und das FBI würden als Trottel dastehen. Denn sie sind nicht in der Lage, einen Fall zu klären, der bis in das Jahr 1871 zurückreicht. Durch den gesteuerten Informationsfluss der Behörden denken die Pressemenschen jedoch, sie hätten einen guten Draht zum FBI und sie werden über alles, was den Schachspieler betrifft, informiert. Es gibt also keinen Grund für sie, tiefer im Dreck oder besser gesagt in der Vergangenheit zu wühlen.“
„Das würde erklären, warum der Zeitungsartikel, den uns Miss Meyers gezeigt hatte, so detailliert geschrieben gewesen war. In dem Artikel wurde Insiderwissen verarbeitet“, warf Fraizer ein.
„Und gerade deswegen sollten wir den Fall auf sich beruhen lassen. Du kannst ganz sicher sein: Das FBI arbeitet mit Hochdruck daran, den Killer zu fangen. Sie werden nicht tolerieren, dass wir uns da einmischen. Und sie werden schon gar nicht riskieren, dass die ganze Wahrheit über den Schachspieler an die Öffentlichkeit gelangt und diese beunruhigt. Die ganze Angelegenheit ist eine Nummer zu groß für unsere Detektei. Was immer auch für ein Geheimnis hinter dem Schachspieler steckt, es ist gefährlich, Nachforschungen darüber anzustellen.“
„Sicher, Ray. Aber stell dir vor, wir kommen dem oder ich muss ja wohl eher sagen den Tätern auf die Spur. Denn keine Person lebt so lange, um vom Jahr 1871 bis in unsere heutige Zeit zu morden. Wenn wir den Fall aufklären könnten, ist es doch egal, wie lange die Morde schon in die Vergangenheit zurückreichen. Unser Hintergrundwissen müssen wir den Pressefritzen und den Behörden dann ja nicht mitteilen. Und gegen die Festnahme der Täter kann das FBI bestimmt nichts einzuwenden haben. Wir müssen ihnen ja nicht auf die Nase binden, was wir über den Schachspieler tatsächlich herausgefunden haben. Ein bisschen Publicity kann unserer Detektei jedenfalls nicht schaden. Stell dir vor: Wenn wir erfolgreich sind, können wir uns in Zukunft die besten Rosinen bei unseren Klienten herauspicken. Wir könnten vielleicht auch expandieren und noch weitere Detektive einstellen.“
„Klar, das hört sich alles prima an und würde auch unserem Ruf nicht gerade schaden. Aber denk auch an die Gefahren, die dieser Fall birgt. Wir haben es hier mit Tätern zu tun, die der Polizei und sogar dem FBI scheinbar überlegen sind. Sie hinterlassen weder Spuren noch sonstige brauchbare Hinweise, um sie zu ergreifen. Was können wir als zwei kleine Privatdetektive schon ausrichten? Und denk an deine Frau. Willst du Christien eventuell zur Witwe machen? Und dann das FBI … Sollten die auf uns aufmerksam werden, bevor wir dem Schachspieler auf die Spur gekommen sind, und sie uns nachweisen, dass wir an dem Fall arbeiten, sind wir für immer weg vom Fenster. Dann heißt es adieu, Detektei Phelps & Fraizer!“ Fraizer fuhr sich mit der Hand
Weitere Kostenlose Bücher