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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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möchte wissen, weshalb Earl dich verprügelt hat. Der einzige Grund, den ich mir vorstellen kann, ist, dass er irgendeine Verbindung zum jungen Thayer hatte - und ihn möglicherweise erschießen ließ, als ihm jemand auf den Fersen war.«
    »Dann glaubst du also nicht, dass Mackenzie der Schuldige ist.« Mallory schwieg. »Hast du ihn verhaftet?«
    »Nein«, erwiderte Mallory zugeknöpft. Ich merkte, dass ihn das getroffen hatte. »Es war Lieutenant Carlson.«
    »Carlson? Den kenne ich nicht. Für wen arbeitet er?«
    »Captain Vespucci«, sagte Mallory knapp.
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Vespucci?« Allmählich benahm ich mich wie ein Papagei. Vespucci und mein Vater waren Kollegen gewesen, doch mein Vater hatte nicht so gern von ihm gesprochen, weil er sich für ihn schämte. Im Laufe der Jahre war Vespucci in mehrere innerpolizeiliche Skandale verwickelt gewesen, die meistens mit Bestechung durch Verbrecher zu tun hatten oder damit, dass die Polizei es in diesem Einsatzgebiet bewusst unterließ, das Bandenunwesen zu bekämpfen. Die Beweise hatten nie ausgereicht, um einen Rausschmiss zu rechtfertigen, doch liefen Gerüchte um, er verfüge eben über die richtigen Verbindungen, sodass man lieber den Mund hielt.
    »Können Carlson und Vespucci gut miteinander?«
    »Ja«, sagte Bobby kurz.
    Ich überlegte einen Augenblick. »Hat vielleicht irgendjemand - wie Earl zum Beispiel - Druck auf Vespucci ausgeübt, damit er einen Verhafteten präsentierte? Ist Donald Mackenzie bloß wieder so ein armer Teufel, der in die Falle gelaufen ist, weil er sich zufällig gerade in der falschen Gegend befand? Hat er in der Wohnung Fingerabdrücke hinterlassen? Werdet ihr die Waffe finden? Hat er ein Geständnis abgelegt?«
    »Nein. Aber er hat kein Alibi für den in Frage kommenden Zeitraum am Montag. Wir sind überzeugt, dass einige Einbrüche in Hyde Park auf sein Konto gehen.«
    »Aber du hältst ihn nicht für den Mörder?«
    »Was das Dezernat angeht, so ist der Fall abgeschlossen. Ich habe heute Früh selbst mit Mackenzie gesprochen.« »Und?«
    »Und nichts. Mein Captain ist der Meinung, die Verhaftung sei gerechtfertigt.«
    »Ist dein Captain Vespucci irgendwie verpflichtet?«, wollte ich wissen.
    Mallory machte eine heftige Bewegung. »Red nicht solchem Zeug mit mir, Vicki! Wir bearbeiten im Moment dreiundsiebzig ungeklärte Morde. Wenn es uns gelingt, einen davor innerhalb einer Woche zu den Akten zu legen, dann hat der Captain wohl das Recht, darüber erfreut zu sein.«
    »Na gut, Bobby.« Ich seufzte. »Tut mir Leid. Lieutenant Carlson hat also Mackenzie verhaftet, und Vespucci erzählte es deinem Captain, der dich anwies, die Ermittlungen einzustellen, weil der Fall abgeschlossen sei ... Aber du möchtest wissen, weshalb Earl mich zusammengeschlagen hat.« Mallory lief wieder rot an. »Du kannst eben nicht beides haben Wenn Mackenzie der Mörder ist, warum käme dann Smeissen auf die Idee, sich wegen mir und Peter Thayer Gedanken zu machen? Falls er mich zusammengeschlagen hat - und ich sage ausdrücklich falls so könnte es dafür eine Menge von Gründen geben. Vielleicht hat er mir einen Antrag gemacht, und ich habe ihm die kalte Schulter gezeigt. Earl hat nichts übrig für Frauen, die ihn abblitzen lassen - er hat schon etliche verdroschen. Als ich Earl zum allerersten Mal begegnet bin, war ich ein junges wirklichkeitsfremdes Anwaltsküken und tat als Pflichtverteidigerin meinen Dienst. Ich vertrat eine Frau, die von Earl verprügelt worden war. Eine nette junge Prostituierte, die nicht für ihn arbeiten wollte. Oh, Verzeihung, ich habe mich gerade der Verleumdung schuldig gemacht: Sie behauptete, dass Earl sie verprügelt habe, aber wir sind damit nicht durchgekommen.«
    »Du wirst ihn folglich nicht anzeigen«, sagte Mallory. »Verständlich. Und jetzt erzähl mir von deiner Wohnung. Ich habe sie nicht gesehen, aber ich gehe davon aus, dass sie regelrecht zerlegt worden ist; McGonnigal hat mir eine kurze Beschreibung gegeben. Jemand hat etwas gesucht. Aber was?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Da muss ich passen. Keiner meiner Mandanten hat mir je die Formel für die Neutronenbombe übergeben - nicht einmal für eine neue Zahnpasta. Ich habe mit solchen Sachen nichts zu tun. Und wenn ich mal handfeste Beweisstücke habe, verschließe ich sie in meinem Bürosafe ...« Mir verschlug's plötzlich die Rede. Warum war ich nicht früher auf diese Idee gekommen? Sollte jemand die Wohnung verwüstet haben, weil er nach

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