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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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wohl in seiner Haut. Um Würde bemüht, sagte er: »Klar, wenn Sie der Meinung sind, in Angelegenheiten herumstochern zu müssen, die Sie nichts angehen, dann können wir Sie nicht aufhalten. Wir glauben lediglich, dass diese Dinge bei der Polizei in besseren Händen sind.«
    »Schön. Aber die bekleckern sich im Augenblick auch nicht gerade mit Ruhm«, entgegnete ich. »Sie haben gemeint, der Schuldige säße schon hinter Gittern, aber während der heute Morgen im Gefängnis sein Frühstück einnahm, wurde John Thayer getötet.«
    Susan wandte sich an Jill. »Du bist schuld an der ganzen Sache! Du hast diese Person hierher geholt.
    Sie hat uns beleidigt und in eine peinliche Lage gebracht. Ich habe mich noch nie im Leben so geschämt.
    Paps ist ermordet worden - und alles, was dir einfällt, ist, eine Unbeteiligte mit hineinzuziehen, die uns beschimpft.«
    Mulgrave wandte sich wieder Mrs. Thorndale zu, und Jack und Susan redeten gleichzeitig auf ihn ein.
    Ich ging zu Jill, kniete mich vor sie hin und blickte ihr ins Gesicht. Sie sah aus, als sei sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch. »Hör mal, ich finde, du solltest hier raus. Gibt es irgendwelche Freunde oder Verwandte, bei denen du dich aufhalten könntest, bis die größte Aufregung vorüber ist?«
    Sie dachte ein Weilchen nach und schüttelte dann den Kopf. »Eigentlich nicht. Wissen Sie, ich habe viele Freundinnen, aber ich glaube kaum, dass ihre Mütter im Augenblick sehr begeistert wären, mich bei sich aufzunehmen.« Sie lächelte zaghaft. »Denken Sie doch nur an den Skandal - wie Jack sagte. Ach, wenn doch Anita hier wäre!«
    Ich zögerte ein bisschen. »Möchtest du mit mir nach Chicago kommen? Man hat mir zwar die Wohnung ramponiert, und ich lebe momentan bei einer Freundin, doch sie nimmt dich sehr gern für ein paar Tage bei sich auf.« Lotty hatte hundertprozentig nichts gegen ein weiteres heimatloses Wesen einzuwenden. Ich musste Jill an einem Ort haben, wo ich ihr Fragen stellen konnte, und ich wollte sie dem Einfluss ihrer Familie entziehen. Sie war zäh und konnte sich wehren, aber es war nicht nötig, dass sie das gerade jetzt, nach dem Tod ihres Vaters, bewies.
    Ihr Gesicht hellte sich auf. »Ist das Ihr Ernst?«
    Ich nickte. »Renn doch gleich nach oben und pack ein paar Sachen in eine Reisetasche, während die Diskussion hier noch läuft.«
    Als sie das Zimmer verlassen hatte, erklärte ich Mrs. Thayer, was ich vorhatte. Wie vorauszusehen, verursachte das innerhalb der Familie neuen Aufruhr. Schließlich sagte Mulgrave jedoch: »Es ist wichtig, dass Margaret - Mrs. Thayer - absolute Ruhe hat. Wenn sie wirklich mit Jill nicht klarkommt, ist es vielleicht besser, dass Jill das Haus für einige Tage verlässt. Ich kann über diese Frau Auskünfte einholen, und sollten sie nicht zufrieden stellend ausfallen, kann man ja Jill wieder nach Hause zurückbringen.«
    Mrs. Thayer produzierte ein Märtyrerlächeln. »Ich danke dir, Ted. Wenn du keine Bedenken hast, ist es gewiss in Ordnung so. Vorausgesetzt, Sie leben in einer sicheren Gegend, Miss ...«
    »Warshawski«, sagte ich trocken. »Nun, in dieser Woche ist dort bis jetzt noch niemand erschossen worden.«
    Mulgrave und Jack beschlossen, von mir einige Referenzen zu verlangen. Ich betrachtete diesen Wunsch als Versuch, ihr Gesicht zu wahren, und nannte ihnen den Namen eines meiner ehemaligen Professoren der Rechtswissenschaft. Er würde sich zweifellos wundern, eine Anfrage hinsichtlich meines Charakters zu erhalten, würde mir aber helfen.
    Als Jill wieder kam, hatte sie sich das Haar gebürstet und das Gesicht gewaschen. Sie lief hinüber zu ihrer Mutter, die immer noch auf der Couch saß. »Tut mir Leid, Mutter«, murmelte sie. »Ich wollte dich nicht kränken.«
    Mrs. Thayer lächelte schwach. »Ist schon gut, Liebes. Du kannst ja nicht verstehen, wie mir zu Mute ist.« Sie sah mich an. »Passen Sie gut auf sie auf.«
    »Natürlich«, antwortete ich.«
    »Ich möchte kein Theater haben«, warnte Jack.
    »Ich werde mich bemühen, Mr. Thorndale.« Ich ergriff Jills Koffer, und sie folgte mir aus dem Zimmer.
    Unter der Tür blieb sie stehen und sah sich nach ihrer Familie um. »Also dann, auf Wiedersehen«, sagte sie. Alle starrten sie an, aber keiner sagte ein Wort.
    An der Eingangstür erklärte ich dem Sergeant, dass Miss Thayer für einige Tage mit zu mir käme, um etwas abzuschalten und sich zu erholen. Hatte die Polizei alle Aussagen, die sie von ihr brauchte? Nach einer Rückfrage bei

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