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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Mörder zu erwischen.
    »Es ist eigentlich das erste Mal, dass ich direkt mit einem Mord zu tun habe«, erwiderte ich. »Aber im Allgemeinen löse ich schon die Probleme, mit denen ich mich zu befassen habe.«
    »Haben Sie Angst?« wollte Jill wissen. »Schließlich wurden Sie zusammengeschlagen, und man hat Ihre Wohnung demoliert, und - und sie haben Paps und Pete erschossen.«
    »Ja, natürlich habe ich Angst«, erklärte ich ruhig. »Nur ein Idiot hätte keine, wenn er mit einem solchen Schlamassel konfrontiert wird. Aber ich gerate nicht in Panik, sondern ich werde vorsichtig - als Folge der Angst -, und mein Urteilsvermögen wird nicht beeinträchtigt.
    Und nun hätte ich gern, dass du dich an jedes Gespräch erinnerst, das dein Vater in den letzten Tagen geführt hat. Wir setzen uns auf dein Bett. Du trinkst heiße Milch mit Cognac, wie von Lotty verordnet, und wenn wir fertig sind, kannst du gleich schlafen.«
    Sie folgte mir in ihr Zimmer, schlüpfte ins Bett und nahm folgsam einen Schluck Milch. Ich hatte braunen Zucker und Muskat hineingerührt und einen kräftigen Schuss Cognac dazugegeben. Sie verzog das Gesicht, schlürfte aber während unserer Unterhaltung immer wieder davon.
    »Als ich am Samstag zu euch herauskam, hast du gesagt, dein Vater habe zunächst nicht glauben wollen, dass der verhaftete Mackenzie der Täter war, dass er sich jedoch von den Nachbarn überzeugen ließ. Von welchen Nachbarn?«
    »Ach, es kamen eine Menge Leute vorbei, die sagten mehr oder weniger alle das Gleiche. Möchten Sie ihre Namen wissen?«
    »Wenn du sie noch im Gedächtnis hast und dich erinnern kannst, was die einzelnen gesagt haben.«

    Wir gingen eine Liste von etwa einem Dutzend Leuten durch, darunter auch Yardley Masters und seine Frau, der einzige Name, den ich kannte. Ich lernte komplizierte Verwandtschaftsverhältnisse kennen, und Jill verzog das Gesicht vor Anstrengung, sich jedes Wort aller Beteiligten genau ins Gedächtnis zurückzurufen.
    »Du hast geschildert, dass sie »mehr oder weniger alle das Gleiche« sagten«, zitierte ich nach einer Weile. »Hat irgendeiner besonders eindringlich mit deinem Vater gesprochen?«
    Sie nickte. »Mr. Masters. Paps krakeelte herum, er sei sicher, dass Anitas Vater der Täter war, und darauf erwiderte MastersungefährFolgendes: >Hör mal, John, du kannst nicht solche Behauptungen in die Welt setzen. Das könnte eine Menge Dinge ans Tageslicht bringen, von denen du nichts wissen willst.«
    Paps verlor darauf die Beherrschung und fing an zu brüllen: >Was soll das heißen? Willst du mir drohen?«
    Und Mr. Masters sagte: »Keineswegs, John. Wir sind doch Freunde. Ich möchte dir nur einen guten Rat geben« oder so ähnlich.«
    »Aha«, sagte ich. Sehr aufschlussreich. »War das alles?«
    »Ja. Aber nachdem Mr. und Mrs. Masters gegangen waren, meinte Paps, er liege wahrscheinlich mit seiner Vermutung doch falsch. Ich freute mich darüber, denn selbstverständlich kam Anita nicht für den Mord an Peter in Frage. Doch dann fing er an diese schrecklichen Sachen über Peter zu sagen.«
    »Darüber wollen wir aber jetzt nicht reden. Ich möchte dass du dich beruhigst, damit du einschlafen kannst. Ist gestern irgendetwas vorgefallen?«
    »Hm, er hat sich am Telefon mit jemandem gestritten. Ich weiß allerdings weder mit wem noch den Grund. Es muss sich um irgendein Bankgeschäft gehandelt haben. Er sagte nämlich: >Ich mache da nicht mit< - mehr habe ich nicht verstanden. Er war so - so eigenartig.« Sie nahm noch einen Schluck von ihrer Milch. »Wissen Sie, bei der Beerdigung bin ich ihm schon aus dem Weg gegangen. Und als ich ihn am Telefon brüllen hörte, habe ich das Weite gesucht. Susan lag mir sowieso in den Ohren, ich solle ein Kleid anziehen und mich im Wohnzimmer mit all den grässlichen Leuten unterhalten, die nach der Beerdigung mit zu uns gekommen waren, sodass ich mich einfach davonmachte und zum Strand hinunterging.«
    Ich lachte. »Prima Entschluss. Bei dieser Meinungsverschiedenheit am Telefon - wurde dein Vater da angerufen, oder hat er gewählt?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er selbst angerufen hat. Auf jeden Fall kann ich mich nicht entsinnen, dass das Telefon geklingelt hätte.«
    »Alles klar, das hilft mir schon weiter. Jetzt versuche, nicht mehr daran zu denken. Trink deine Milch aus, während ich dir die Haare bürste, und dann schläfst du.«
    Sie war wirklich hundemüde; mitten unterm Haarebürsten legte sie sich nieder. »Bleiben Sie hier bei

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