Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
dass ich mein Glück versucht habe, oder?«
    Ich lachte ebenfalls. Es machte mir nichts aus. Ich aß den Rest meiner Pasta; mir hatte man noch nie nachsagen können, dass ein Kind in Italien verhungerte, während ich wieder einmal meinen Teller nicht leer aß.
    »Sollte ich etwas herausfinden, was dich interessieren könnte, dann hörst du von mir«, sagte ich.
    Murray fragte, wann sich meiner Meinung nach die Cubs dieses Jahr fangen würden. Es sah im Augenblick reichlich mies für sie aus - mit zweieinhalb Punkten im Rückstand.
    »Weißt du, Murray, ich bin ein Mensch, der sich über das Leben fast keine Illusionen mehr macht. Eine der wenigen, die ich mir noch gestatte, sind die Cubs.« Ich rührte in meinem Kaffee. »Mein Tipp ist, in der zweiten Augustwoche. Was meinst du?«
    »Na ja, wir haben jetzt die dritte Juliwoche. Ich gebe ihnen noch zehn Spiele. Martin und Buckner allein können die Mannschaft auch nicht herausreißen.«
    Ich musste ihm leider Recht geben. Bis zum Ende unserer Mahlzeit fachsimpelten wir über Baseball.
    Die Rechnung teilten wir uns.
    »Noch eins, Murray.«
    Er sah mich aufmerksam an. Ich musste beinahe lachen, so hatte sich seine Haltung verändert; er wirkte jetzt wie ein Bluthund, der Witterung aufgenommen hat.
    »Meines Erachtens habe ich einen Anhaltspunkt. Mir ist seine Bedeutung noch nicht klar, und ich kann auch nicht sagen, weshalb ich davon überzeugt bin, dass es einer ist. Auf jeden Fall habe ich eine Kopie davon bei meinem Anwalt hinterlegt. Er hat Anweisung, dir das Dokument zu übergeben, falls man mich umlegt oder ich für gewisse Zeit außer Gefecht gesetzt werde.«
    »Worum handelt es sich?«, wollte Murray wissen.
    »Du wärst als Detektiv geeignet, Murray - du stellst nämlich genauso viele Fragen, und du bist auch genauso scharf, wenn du Lunte riechst. Ich werde dir etwas verraten: Earl Smeissen steckt in der Sache drin. Er hat mir das wundervolle blaue Auge verpasst, das du taktvollerweise nicht erwähnt hast. Es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass ich als Leiche den Chicago River hinuntergeschwommen komme - du könntest vielleicht stündlich einmal aus dem Fenster sehen, um dir Gewissheit zu verschaffen.«
    Murray wirkte nicht überrascht. »Das wusstest du schon?«, fragte ich.
    Er grinste. »Weißt du, wer Donald Mackenzie verhaftet hat?«
    »Ja, Frank Carlson.«
    »Und wem untersteht Frank Carlson?«, fragte er.
    »Henry Vespucci.«
    »Und ist dir auch bekannt, wer Vespucci all die Jahre Rückendeckung geleistet hat?«
    Ich überlegte. »Tim Sullivan?«, riet ich.
    »Der Kandidat kriegt hundert Punkte«, meinte Murray. »Da du das auch schon weißt, werde ich dir verraten, mit wem Sullivan letztes Jahr in Florida die Weihnachtsfeiertage verbracht hat.«
    »O Gott! Doch nicht mit Earl!«
    Murray lachte. »Genau. Earl Smeissen höchstpersönlich. Wenn du dich mit dieser Sippschaft eingelassen hast, solltest du aber ganz schön vorsichtig sein.«
    Ich erhob mich und steckte die Fotos in meine Schultertasche. »Danke, Murray. Du bist nicht der Erste, der mir diesen Rat gibt. Und vielen Dank für die Bilder. Du hörst von mir, wenn's was Neues gibt.«

    Als ich über die Absperrung stieg, die das Lokal vom Gehsteig trennte, hörte ich, wie mir Murray eine Frage nachrief. Er kam hinter mir her getrabt und erreichte mich, als ich gerade am Ende der Treppe angelangt war, die vom Ufer zur Michigan Avenue hinaufführt. »Ich möchte wissen, was du deinem Anwalt übergeben hast«, keuchte er.
    Ich grinste ihn an. »Tschüss, Murray«, sagte ich und schwang mich auf einen Linienbus.
    Den Plan, den ich mir zurechtgelegt hatte, konnte man eigentlich nur als Schuss ins Blaue bezeichnen.
    Er fußte auf der Annahme, dass McGraw und Masters gemeinsame Sache machten, und ich hegte die Hoffnung, dass sie sich irgendwo trafen. Natürlich konnten sie auch alles über Post und Telefon abwickeln
    - doch McGraw war möglicherweise auf der Hut vor der bundesstaatlichen Telefon- und Postüberwachung.
    Er zog es vielleicht vor, seine Geschäfte persönlich zu tätigen. Nahmen wir also einmal an, dass sie sich von Zeit zu Zeit trafen. Warum nicht in einer Bar? Und wenn ja, warum dann nicht in der Nähe ihrer Büros?
    Selbstverständlich war es auch denkbar, dass ihre Zusammenkünfte in größtmöglicher Entfernung von irgendwelchen Örtlichkeiten stattfanden, die mit ihnen in Verbindung gebracht werden konnten. Mein gesamtes Konzept beruhte auf einer Anzahl von Schüssen ins Blaue. Mir

Weitere Kostenlose Bücher