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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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hat eine Frage.« Er kehrte zu seinen Gläsern zurück und stellte sie sorgfältig pyramidenförmig zu beiden Seiten der Registrierkasse aufeinander. Hermann kam zu mir. Sein feistes Gesicht wirkte hart, aber nicht gemein. »Was kann ich für Sie tun, Ma'am?«
    Wieder zog ich meine Fotos hervor. »Ich versuche herauszufinden, ob diese beiden Männer jemals zusammen hier waren«, erklärte ich sachlich.
    »Gibt es einen rechtlichen Hintergrund für Ihre Frage?« Ich holte meine Zulassung aus der Handtasche.
    »Ich bin Privatdetektivin. Im Rahmen einer gerichtlichen Untersuchung besteht der Verdacht einer Zeugenabsprache mit einem Geschworenen.« Ich zeigte ihm meinen Ausweis.
    Er sah sich den Personalausweis kurz an, brummte etwas und schob ihn mir wieder zu. »Ja, ich glaube Ihnen, dass Sie Privatdetektivin sind, aber das mit der Geschworenengeschichte - ich weiß nicht so recht.
    Ich kenne den da.« Er tippte auf Masters' Bild. »Er arbeitet oben bei der Ajax. Kommt nicht allzu oft, vielleicht dreimal im Jahr, allerdings schon, solange mir die Bar gehört.«
    Ich schwieg und nahm einen Schluck Bier. Es schmeckt einem alles, wenn man vor lauter Aufregung eine trockene Kehle bekommt.
    »Eins kann ich Ihnen aber noch gratis versichern: Der andere war noch nie hier. Jedenfalls nicht, wenn ich anwesend war.« Er stieß einen Lacher aus und langte über die Theke, um mir die Wange zu tätscheln.
    »Keine Bange, Süße, ich werde Ihnen nicht die Tour vermasseln.«
    »Danke«, erwiderte ich trocken. »Was kostet das Bier?«
    »Geht auf meine Rechnung.« Er ließ wieder seinen Lacher vernehmen und wälzte sich den Gang hinunter, zurück zu seiner unterbrochenen Mahlzeit. Ich trank noch einen Schluck von dem dünnen Bier.
    Dann legte ich für Luke einen Dollar Trinkgeld auf die Theke und verließ gemächlich die Bar.
    Weiter ging's, die Van Buren Street hinunter, vorbei an der Chicagoer Hauptniederlassung von Sears.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hatten sich einige Schnellrestaurants angesiedelt, doch bis zur nächsten Bar musste ich eine ganze Häuserzeile weit laufen. Der Barkeeper sah sich die Fotos an, ohne eine Miene zu verziehen, und rief dann die Kellnerin. Sie betrachtete beide kritisch, bevor sie das von McGraw in die Hand nahm. »Er kommt mir irgendwie bekannt vor«, meinte sie. »Tritt er im Fernsehen auf oder so?« Ich sagte Nein, aber ob sie ihn je in der Bar gesehen habe. Sie glaubte nicht, wollte es aber nicht beschwören. Und Masters? Ihn ebenfalls nicht, glaubte sie; doch es kamen eine Menge Geschäftsleute hierher, und nach einer gewissen Zeit sahen für sie alle korrekt gekleideten Männer mit grauem Haar gleich aus. Ich legte zwei Ein-Dollar-Noten auf die Theke, eine für sie und eine für den Barkeeper, und machte mich wieder auf den Weg.
    Ihre Bemerkung über das Fernsehen animierte mich zu einer glaubwürdigeren Geschichte. In der nächsten Bar gab ich vor, für ein Marktforschungsinstitut eine Untersuchung über Zuschauergewohnheiten durchzuführen. Konnte sich jemand erinnern, diese beiden Personen zusammen gesehen zu haben?
    Dieser Einstieg erweckte zwar größeres Interesse, brachte aber wiederum keinen Erfolg.
    In der Bar lief eine Baseball-Übertragung. Der Stand zu Beginn der vierten Runde war vier zu null für Cincinnati. Bevor ich ging, sah ich mir noch an, wie Bittner an der ersten Markierung einen Punkt machte und an der zweiten nach einem haarsträubenden Fehlschuss versagte. Alles in allem schaffte ich an diesem Nachmittag zweiunddreißig Lokale; nebenbei bekam ich nahezu das ganze Spiel mit. Die Cubs verloren sechs zu zwei. Ich hatte mein Gebiet ziemlich gründlich abgegrast. McGraw wurde ein paarmal wieder erkannt, was ich jedoch darauf zurückführte, dass sein Bild in den vergangenen Jahren häufiger in der Presse erschienen war. In einem Lokal erinnerte man sich an Masters als Ajax-Mitarbeiter, und bei Billy kannte man ihn mit Namen und wusste, in welcher Position er tätig war. Nirgends war er mit McGraw gemeinsam aufgetreten. Einige reagierten sehr ablehnend und mussten sozusagen mit Zuckerbrot und Peitsche zur Kooperation veranlasst werden. Andere reagierten mit Gleichgültigkeit, und in ein paar Fällen musste der Geschäftsführer bemüht werden, um eine Entscheidung zu treffen. Aber nirgendwo waren die beiden gemeinsam aufgetaucht.
    Es war bereits nach sechs, als ich an der Kreuzung Washington Street/State Street anlangte, zwei Querstraßen westlich von der Michigan

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