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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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zusammen mit seinem Sohn ein Spiel an. »Aber mir ist schleierhaft, wie jemand ein leidenschaftlicher Cub-Fan sein kann. Im Moment sind sie ja noch ganz gut im Rennen, nachdem sie die Reds ausgeschaltet haben, aber sie werden bestimmt wieder zurückfallen, wie üblich. Nein, ich bin für die Yankees.«
    »Die Yankees!«, protestierte ich. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand für die begeistern kann - das kommt mir genauso vor, als würde man sich für die Cosa Nostra begeistern. Sie sind zwar finanzstark genug, um die härtesten Kämpfer einzukaufen und mit ihnen zu gewinnen, aber deshalb muss man ihnen noch lange nicht zujubeln!«
    »Ich sehe gern gute Spiele.« Ralph ließ sich nicht beirren. »Mit den Fisimatenten der Chicagoer Teams kann ich mich jedenfalls nicht befreunden. Sehen Sie sich doch bloß mal an, wie Veeck's in diesem Jahr White Sox in die Pfanne gehauen hat!«
    Wir diskutierten immer noch, als der Kellner den ersten Gang brachte. Die Suppe war ganz hervorragend - leicht und cremig, mit einer Spur Curry gewürzt. Allmählich ging es mir besser. Ich aß noch etwas Brot und Butter. Als Ralphs Wachteln serviert wurden, bestellte ich nochmals eine Tasse Suppe und Kaffee.
    »Und nun erklären Sie mir bitte, weshalb die Gewerkschaft bei Ajax keine Versicherungen abschließen würde.«
    »Oh, die Möglichkeit bestünde schon«, meinte Ralph mit vollem Mund. Er kaute und schluckte. »Aber höchstens für die Verwaltungszentrale; vielleicht die Feuerversicherung für ihr Verwaltungsgebäude, Betriebsunfallversicherungen für die Sekretärinnen und ähnliche Sachen. Es käme wohl kein umfangreicher Personenkreis in Betracht. Und Gewerkschaften wie die Scherenschleifer versichern ihre Leute am Arbeitsplatz. Arbeitsunfallversicherung ist das große Geschäft, aber das läuft über die einzelnen Firmen, nicht über die Gewerkschaft.«
    »Unfallrenten und Abfindungen sind doch ebenfalls eingeschlossen, oder?«, fragte ich.
    »Ja. Und Entschädigungen im Todesfall, sofern es sich um einen Arbeitsunfall handelt. Außerdem Heilbehandlungskosten, auch wenn keine Arbeitsunfähigkeit vorliegt. Ich finde, es ist ein eigenartiges System. Die Beiträge hängen von der Art des Unternehmens ab; Fabriken zahlen zum Beispiel mehr als Büros. Bei Betriebsunfällen mit anschließender Arbeitsunfähigkeit ist die Versicherung oft jahrelang mit wöchentlichen Rentenzahlungen belastet. In unseren Akten gibt es ein paar Fälle - zum Glück nicht sehr viele -, die bis ins Jahr neunzehnhundertsiebenundzwanzig zurückreichen. Wissen Sie, die Beiträge werden deshalb nicht höher, jedenfalls nicht wesentlich, wenn wir eine Menge derartiger Leistungen erbringen müssen. Natürlich können wir die Verträge kündigen, aber die Zahlungen für bereits arbeitsunfähige Personen laufen weiter.
    Wir schweifen im Augenblick jedoch vom Thema ab. Die Sache ist die, dass es eine ganze Anzahl von Leuten gibt, die auf berufsunfähig machen, obwohl sie es keineswegs sind. Sie führen ein schlaues Leben, und korrupte Ärzte gibt es überall. Ein groß angelegter Betrug in dieser Richtung, der überdies einem Außenstehenden Nutzen bringen könnte, ist hier allerdings kaum vorstellbar.« Er aß weiter von seinen Wachteln. »Nein, das große Geld steckt im Pensionsgeschäft, wie Sie bereits vermutet haben, vielleicht auch noch in Lebensversicherungen. Andererseits sind Betrügereien im Zusammenhang mit Lebensversicherungsverträgen für den Versicherer selbst am einfachsten. Denken Sie doch nur an den Fall mit der Equity Funding.«
    »Sagen Sie, könnte Ihr Chef an so einer Sache beteiligt sein? Er hätte doch zum Beispiel die Möglichkeit, Scheinverträge für Strohmänner auf Seiten der Scherenschleifer abzuschließen, nicht?« fragte ich.
    »Vic, weshalb bemühen Sie sich bloß derart zu beweisen, dass Yardley ein Gauner ist? Er ist wirklich kein schlechter Kerl. Ich habe länger als drei Jahre für ihn gearbeitet und nie etwas Negatives über ihn gehört.«
    Ich lachte. »Es ist verdächtig, dass er mich so ohne weiteres empfangen hat. Ich kenne mich zwar im Versicherungswesen nicht aus, aber ich habe häufiger bei großen Firmen zu tun. Er ist Abteilungsleiter, und die sind gefragt wie die Gynäkologen - ihre Kalender enthalten meist doppelt so viele Termine, wie sie bei realistischer Einschätzung einhalten können.«
    Ralph griff sich verzweifelt an den Kopf. »Sie legen es darauf an, mich zu verwirren, Vic. Wie kann man den Leiter

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