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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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herauszuhalten, und um das Ganze zu verdeutlichen, setzte er einen seiner gezähmten Gorillas auf mich an.« Ich hielt inne. Meine Erinnerung an das, was als Nächstes in Earls Wohnung geschehen war, bereitete mir großes Unbehagen. Zwar hatte ich nach reiflicher Überlegung gehandelt, als ich mich entschloss, lieber alles gleich hinter mich zu bringen und Earl in dem Glauben zu lassen, dass er mich eingeschüchtert habe, statt den ganzen Abend dazusitzen und auf immer brutalere Angriffe gefasst zu sein. Trotzdem war der Gedanke an meine Hilflosigkeit, die Erinnerung daran, wie Tony mich zusammenschlug, als sei ich eine abtrünnige Hure oder ein säumiger Schuldner, nahezu unerträglich - vor allem deshalb, weil er mir meine Verwundbarkeit vor Augen führte. Ganz unbewusst hatte ich meine linke Hand zur Faust geballt, und ich ertappte mich dabei, wie ich damit auf der Tischplatte hin und her fuhr. Ralph beobachtete mich mit einem Ausdruck von Unsicherheit. Sein Beruf und das Leben in Villenvororten hatten ihn auf derartige Gefühlswallungen nur sehr unzureichend vorbereitet.
    Ich schüttelte den Gedanken ab und versuchte, die Sache herunterzuspielen. »Auf alle Fälle tut mir mein Brustkorb ein bisschen weh, und das war auch der Grund, weshalb ich zurückgezuckt bin und losgeplärrt habe, als Sie mich in der Bar anfassten. Eine Frage geht mir allerdings nicht aus dem Kopf: Wer hat Earl erzählt, dass ich mich für die Sache interessiere? Oder präziser ausgedrückt: Wen hat meine Fragerei so gestört, dass er Earl darum bat - oder dafür bezahlte mich einzuschüchtern?«
    Ralph hatte sich von seinem Entsetzen noch immer nicht völlig erholt. »Haben Sie die Polizei unterrichtet?«
    »Nein«, sagte ich leicht gereizt. »Ich kann doch wegen so einer Sache nicht zur Polizei gehen! Man weiß dort, dass ich an dem Fall interessiert bin. Auch von dieser Seite wurde ich aufgefordert, die Finger davon zu lassen, wenn auch etwas höflicher. Nehmen wir einmal an, Lieutenant Bobby Mallory, der in diesem Fall ermittelt, würde erfahren, dass mich Earl zusammengeschlagen hat. Smeissen würde sofort alles abstreiten. Und sollte mir vor Gericht der Beweis gelingen, dann hätte er eine Million Ausreden parat. Im Übrigen brächte Mallory kein Fünkchen Mitgefühl für mich auf. Er will mich sowieso aus der Sache heraushaben.«
    »Ja, finden Sie denn nicht, dass er Recht hat? Mord ist schließlich eine Angelegenheit für die Polizei. Ganz zu schweigen davon, dass mir diese Typen für Sie viel zu gefährlich erscheinen.«
    Ich spürte, wie heiße Wut in mir hochschoss, jene Wut, die ich unweigerlich empfinde, wenn ich das Gefühl habe, dass mich jemand bevormunden will. Es kostete mich einige Mühe, ein Lächeln zu Stande zu bringen. »Ralph, ich bin müde, und mir tut alles weh. Ich kann heute Abend nicht mehr versuchen, Ihnen plausibel zu machen, dass und warum es meine Angelegenheit ist - bitte, glauben Sie mir, dass es sich so verhält und dass ich die Sache nicht einfach der Polizei überlassen und davonlaufen kann. Sicher weiß ich nicht hundertprozentig, was hier vorgeht, aber ich kenne das Temperament und die Reaktionen von Leuten wie Smeissen. Gewöhnlich habe ich es nur mit Wirtschaftskriminalität zu tun - aber wenn sich dieser Verbrecherkreis in die Ecke gedrängt sieht, ist der Unterschied zu Erpressungskünstlern vom Schlage Smeissens nicht mehr allzu groß.«
    »Na schön.« Ralph verstummte gedankenverloren, dann erschien das attraktive Grinsen wieder auf seinem Gesicht. »Ich muss zugeben, dass sich mein Kontakt zu Gaunern jeglicher Art auf die paar Schwindler beschränkt, die gelegentlich die Versicherungen übers Ohr hauen wollen. Doch gegen die gehen wir gerichtlich vor und nicht mit Fäusten. Ich werde mir allerdings Mühe geben zu glauben, dass Sie wissen, auf was Sie sich einlassen.«
    Ich lachte etwas verlegen. »Danke. Und ich will versuchen, mich nicht wie Jeanne d'Arc auf ein Pferd zu schwingen und nach allen Seiten loszudreschen.«
    Der Kellner stand erneut am Tisch. Er wirkte ein bisschen verunsichert. Ralph bestellte gebackene Austern und Wachteln, meine Wahl fiel auf eine Suppe à la Senegal und Spinatsalat. Für ein üppigeres Mahl war ich viel zu erschöpft.
    Eine Zeit lang drehte sich die Unterhaltung um allgemeine Themen. Ich fragte Ralph, ob er die Spiele der Cubs verfolgte. »Ich muss gestehen, ich bin einer ihrer leidenschaftlichsten Fans«, erklärte ich. Ralph sagte, er sehe sich hier und da

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