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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Corned-Beef-Sandwich und spülte mit einer zweiten Fresca vier von Lottys Tabletten hinunter.
    Normalerweise hätte die Fahrt in Richtung Süden nicht länger als eine Stunde gedauert, doch ich fühlte mich benommen; die Koordination von Kopf und Körper ließ zu wünschen übrig. Von Chicagos Elite gestoppt zu werden, war das Letzte, was ich jetzt brauchen konnte. Ich ging die Sache gemächlich an, schluckte noch ein paar von den Butas und bemühte mich angestrengt um Konzentration.
    Es war kurz vor fünf, als ich die I-57 in Richtung der südlichen Vororte verließ, und als ich schließlich bei Riley ankam, wollten sie gerade schließen. Ich bestand darauf, noch eingelassen zu werden.
    »Ich weiß bereits, was ich will«, erklärte ich. »Ich habe vor ein paar Stunden hier angerufen: eine achtunddreißiger Smith & Wesson.«
    Der Angestellte warf einen argwöhnischen Blick auf mein Gesicht und registrierte das blaue Auge. »Kommen Sie doch am Montag wieder. Wenn Sie dann noch der Meinung sein sollten, dass Sie eine Waffe kaufen möchten, dann können wir uns über ein Modell unterhalten, das für Damen besser geeignet ist als eine achtunddreißiger Smith & Wesson.«
    »Ich bin nicht Opfer eines rabiaten Ehemannes - auch wenn Sie das vielleicht vermuten. Ich habe nicht vor, mir einen Revolver zu kaufen, um damit zu Hause meinen Mann zu erschießen. Ich bin allein stehend und wurde gestern Nacht überfallen. Ich kann mit einer Waffe umgehen, ich finde, dass ich eine brauche, und das ist genau die richtige.«
    »Augenblick mal«, sagte der Angestellte. Er eilte in den hinteren Teil des Ladens und führte mit den beiden Männern, die dort standen, im Flüsterton ein Gespräch. Ich ging zum Ausstellungsschrank und schaute mir die Faustfeuerwaffen an. Das Geschäft war neu und sauber, und das Sortiment war hervorragend. Die Anzeige in den Gelben Seiten pries die Firma Riley als Smith-&-Wesson-Spezialisten, tatsächlich, man fand hier alles an Modellen, was das Herz irgendeines Waffennarren nur begehren konnte.
    Der Angestellte kam mit einem der beiden anderen zurück, einem Mann mittleren Alters mit angenehmem Gesicht. »Ron Jaffrey«, stellte er sich vor. »Ich bin der Geschäftsführer. Was können wir für Sie tun?«
    »Ich habe vor ein paar Stunden angerufen und mich nach einer achtunddreißiger Smith & Wesson erkundigt. Ich hätte gern eine«, wiederholte ich.
    »Haben Sie schon mal damit geschossen?«, fragte der Geschäftsführer.
    »Nein, ich habe mehr Erfahrung mit dem fünfundvierziger Colt«, erwiderte ich. »Die S & W entspricht aber eher meinen Vorstellungen, weil sie leichter ist.«
    Der Geschäftsführer trat an eine der Vitrinen heran und schloss sie auf, während der Angestellte an der Tür einen weiteren späten Kunden abwimmelte. Ich wog den Revolver, den mir der Geschäftsführer reichte, in der Hand und versuchte, die klassische Schussstellung der Polizisten einzunehmen: seitlich weggedrehter Körper, um die Angriffsfläche so gering wie möglich zu halten. Die Waffe lag gut in der Hand. »Ich würde sie gern ausprobieren, bevor ich sie kaufe«, erklärte ich dem Geschäftsführer. »Haben Sie einen Schießstand?«
    Jaffrey nahm eine Schachtel Munition aus der Vitrine. »Ich muss zugeben, Sie sehen tatsächlich so aus, als könnten Sie damit umgehen. Der Schießstand ist hinter den Geschäftsräumen. Sollte Ihre Entscheidung negativ ausfallen, so würden wir Ihnen die Munition berechnen. Wenn Sie den Revolver nehmen, ist eine Schachtel Munition gratis.«
    »In Ordnung«, sagte ich. Ich folgte ihm durch eine Tür, die zu einem kleinen Schießstand führte.
    »Wir geben hier jeden Sonntagnachmittag Stunden. Während der Woche können die Leute hier üben. Brauchen Sie Hilfe beim Laden?«
    »Eventuell«, meinte ich. »Früher konnte ich zwar in dreißig Sekunden laden und abdrücken, doch das ist eine Weile her.« Meine Hände waren vor Schmerzen und Erschöpfung etwas zittrig, und es dauerte mehrere Minuten, bis ich acht Schuss geladen hatte. Der Geschäftsführer zeigte mir den Sicherungshebel und den Abzugsmechanismus. Ich nickte, wandte mich der Zielscheibe zu, hob die Waffe und schoss. Der Vorgang lief so natürlich ab, als seien nur zehn Tage und nicht zehn Jahre vergangen, doch die Kugel lag weit neben dem Ziel. Ich schoss die Kammern leer, ohne ein einziges Mal ins Schwarze zu treffen. Auch den innersten Ring traf ich nur zweimal. Aber der Revolver taugte etwas; er lag ruhig in der Hand und ließ

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