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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Man sollte meinen, das sei deutlich genug - selbst für einen Aasgeier wie Sie.«
    »Ach, blasen Sie sich doch nicht so auf, Thorndale«, gab ich gelangweilt zurück. »Was ist Ihnen denn über die Leber gelaufen? Jill hat mich angerufen, weil sie wahnsinnige Angst hat - was auch normal ist in dieser Situation. Aber alle übrigen gehen ja derartig in Abwehrstellung, dass ich mich langsam frage, was sie wohl zu verbergen haben.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« Er sah mich grimmig an.
    »Nun, warum soll ich über den Tod Ihres Schwiegervaters keine Ermittlungen anstellen? Was befürchten Sie denn? Haben Sie Angst, ich könnte herausbekommen, dass er und Peter Sie beim Griff in die Ladenkasse ertappten und dass Sie die beiden umlegen ließen, um sie zum Schweigen zu bringen?«
    Ich ignorierte sein Wutschnauben. »Nun zu Ihnen, Dr. Mulgrave: Wusste Mr. Thayer Bescheid über Ihr Techtelmechtel mit seiner Frau, und hat er mit Scheidung gedroht? Hatten Sie sich ausgerechnet, dass Sie mit einer reichen Witwe einen besseren Schnitt machen würden als mit einer Frau, die denkbar schlechte Aussichten hatte, von ihrem geschiedenen Ehemann Unterhalt zu bekommen?«
    »Jetzt hören Sie mir mal zu, Miss Soundso. Ich habe keine Lust, mir diesen Unsinn noch länger anzuhören«, fing Mulgrave an.
    »Dann gehen Sie doch «, fiel ich ihm ins Wort. »Vielleicht benutzt Lucy dieses Haus auch als Standquartier für Einbruchsdiebstähle in Luxusvillen am Nordufer. Als Hausangestellte kriegt sie vermutlich häufig mit, wo Schmuck, Papiere und Ähnliches aufbewahrt werden. Als ihr Mr. Thayer und sein Sohn auf die Spur kamen, hat sie einen Mörder beauftragt.« Ich schenkte Susan, die stotternd zu reden anfangen wollte, ein hingerissenes Lächeln - ich war ganz entzückt von meinen eigenen Fantasievorstellungen. »Höchstwahrscheinlich würde mir auch für Sie ein Motiv einfallen, Mrs. Thorndale. Was ich Ihnen klar machen will, ist Folgendes: Sie alle verhalten sich mir gegenüber so feindselig, dass ich langsam stutzig werde. Aber gerade weil Sie mich unbedingt davon abhalten wollen, diese Morde zu untersuchen, scheint es mir sehr einleuchtend, dass ich mit meinen Vorstellungen nicht ganz daneben liege.«
    Als ich geendet hatte, schwiegen sie alle eine Zeit lang. Mulgrave setzte sich zu Mrs. Thayer und umfasste wieder ihre Hände. Susan sah aus wie eine Katze, die im Begriff ist, sich auf einen Hund zu stürzen. Meine Mandantin saß beobachtend auf einem der Rattanstühle, die Hände im Schoß verkrampft. Dann sagte Mulgrave: »Versuchen Sie, uns zu drohen - der Familie Thayer zu drohen?«
    »Wenn Sie damit meinen, ob ich versuche, die Wahrheit herauszufinden, so lautet die Antwort: >Ja.< Sollte dabei ein Haufen Schmutz aufgewühlt werden - Pech für Sie.«
    »Moment mal, Ted«, sagte Jack und brachte den Älteren mit einer Handbewegung zum Schweigen, »ich weiß, wie man mit ihr umgehen muss.« Er wandte sich an mich: »Also los, nennen Sie schon Ihren Preis.« Er zückte sein Scheckbuch.
    Es juckte mir in den Fingern, meine Smith & Wesson hervorzuholen und ihm mit dem Knauf eins überzuziehen. »Seien Sie doch nicht kindisch, Thorndale«, sagte ich hochmütig. »Es gibt gewisse Dinge im Leben, die kann man nicht kaufen. Was Sie, Ihre Schwiegermutter oder meinetwegen auch der Bürgermeister von Winnetka sagen, ist mir völlig egal: Ich werde diesen Mordfall untersuchen - oder vielmehr, diese Mordfälle.« Ich lachte auf. »Vor zwei Tagen versuchte John Thayer, mich gegen Zahlung von fünftausend Dollar davon abzubringen, den Fall weiter zu untersuchen. Ihr Leute hier oben am Nordufer lebt in einer Art Traumwelt. Ihr seid der Meinung, ihr könntet alles, was in eurem Leben schief läuft, mit Geld in Ordnung bringen - so wie ihr die Müllabfuhr bezahlt, damit sie euch den Dreck wegräumt, oder unsere Lucy hier, damit sie ihn für euch zusammenkehrt und hinausträgt. Aber das funktioniert nicht immer. John Thayer ist tot. Mit seinem ganzen Geld ist es ihm nicht gelungen, sich und seinem Sohn den Dreck, in dem er steckte, vom Leibe zu halten. Warum sie sterben mussten, das ist jetzt keine Privatangelegenheit mehr. Jeder, der Lust und Laune hat, kann sich damit befassen. Und ich bin dazu entschlossen.«
    Mrs. Thayer stöhnte leise auf. Jack war offensichtlich nicht wohl in seiner Haut. Um Würde bemüht, sagte er: »Klar, wenn Sie der Meinung sind, in Angelegenheiten herumstochern zu müssen, die Sie nichts angehen, dann können wir Sie nicht

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