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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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ans Herz griff und in mir wieder den Wunsch nach einem Kind wachrief, der mir nie erfüllt worden war. Ich blieb bei ihr sitzen, bis sie fest eingeschlafen war.
    Während ich auf Carol wartete, erledigte ich ein paar Telefonate - zunächst rief ich Ralph an. Ich musste mich etliche Minuten gedulden, bis ihn die Sekretärin auf der Etage aufgespürt hatte, doch als ich ihn schließlich am Apparat hatte, war er so aufgeräumt wie eh und je. »Wie steh'n die Aktien, Sherlock?« fragte er in forschem Ton.
    »Recht gut«, erwiderte ich.
    »Du rufst aber nicht an, um unser Abendessen abzusagen, oder?«
    »Nein, nein«, beruhigte ich ihn. »Ich wollte dich nur bitten, etwas zu klären, das für dich einfacher ist als für mich.«
    »Und das wäre?«
    »Du brauchst nur festzustellen, ob dein Chef von einem gewissen Andrew McGraw angerufen wurde. Aber bitte so, dass er nichts davon bemerkt.«
    »Setzt du immer noch auf dieses falsche Pferd?«, fragte er leicht gereizt.
    »Ich habe bis jetzt noch niemanden ausgeklammert, Ralph; nicht einmal dich.«
    »Aber die Polizei hat doch jemanden verhaftet.«
    »Na, in diesem Fall wäre dein Chef ja unschuldig. Betrachte es einfach als Gefallen, den du einer Dame tust, die gerade eine schwere Woche hinter sich hat.«
    »Also gut«, sagte er einlenkend, aber nicht allzu begeistert. »Ich würde es aber begrüßen, wenn du zu der Überzeugung kämst, dass die Polizei bei der Aufklärung von Morden genauso tüchtig ist wie du.«
    »Da bist du nicht der Einzige ... Weißt du übrigens, dass Peters Vater heute Früh umgebracht wurde?«
    »Was?«, rief er aus. »Wie ist denn das passiert?«
    »Er wurde erschossen. Zu schade, dass Donald Mackenzie schon im Gefängnis ist, aber es gibt sicher auch am Nordufer ein paar Rauschgifthändler, denen man das in die Schuhe schieben kann.«
    »Du meinst also, dass Peters Tod damit in Zusammenhang steht?«
    »Nun, zumindest belebt es die Fantasie, wenn zwei Mitglieder derselben Familie innerhalb einer Woche ermordet werden und die beiden Ereignisse nur rein zufällig miteinander in Verbindung stehen.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Ralph. »Ich habe begriffen Ich werde Yardleys Sekretärin fragen.«
    »Vielen Dank, Ralph. Bis heute Abend.«
    Die Zahlungsanweisung und Masters' Bemerkungen Thayer gegenüber, die man als versteckte Drohung ansehen konnte oder auch nicht ... Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, aber es lohnte sich, hier nachzuhaken. Weitere Steinchen in dem Mosaik waren McGraw sowie die Tatsache, dass McGraw Smeissen kannte. Wenn es mir jetzt noch gelang McGraw mit Masters in Verbindung zu bringen oder Master; mit Smeissen ... Ich hätte Ralph bitten sollen, seine Nachforschungen auch auf Earl auszudehnen. Nun, das konnte ich ja heute Abend tun. Unterstellte man beispielsweise, dass McGraw und Masters in irgendwelche undurchsichtigen Machenschaften verstrickt waren, so meldeten sie sich - wenn sie schlau waren - bei Telefongesprächen sicher nicht mit Namen. Selbst McGraws bezaubernde Sekretärin wäre in der Lage, ihn bei entsprechend drückenden Beweisen vor der Polizei zu belasten. Sie hatten aber die Möglichkeit, persönlich zusammentreffen, vielleicht bei einem Drink. Ich könnte die Bars in der Innenstadt abklappern, um herauszufinden, ob man die beiden je gemeinsam gesehen hat. Oder auch Thayer mit McGraw. Ich brauchte ein paar Fotos, und ich konnte mir denken, wo sie aufzutreiben waren.
    Carol traf ein, während ich im Telefonbuch nach einet Nummer suchte. »Jill schläft«, berichtete ich. »Ich hoffe, sie wird den Nachmittag durchschlafen.« »Gut«, sagte sie. »Ich habe unsere ganzen alten Krankenberichte mitgebracht. In der Klinik haben wir nie Zeit, sie auf den neuesten Stand zu bringen, und das hier ist eine gute Gelegenheit.«
    Wir unterhielten uns eine Weile über ihre Mutter, die an einem Emphysem litt, sowie über die Aussichten, die Brandstifter zu fassen, die in der Gegend ihr Unwesen trieben, bevor ich mich wieder ans Telefon begab.
    Murray Ryerson war Gerichtsreporter beim Herald-Star; er hatte mich nach Eröffnung des Transicon-Verfahrens interviewt. Seine Artikel erschienen mit Verfasserzeile unter der Überschrift, und vieles von dem, was er schrieb, war gut. Es ging auf die Mittagszeit zu, sodass ich bei meinem Anruf in der Lokalredaktion nicht damit rechnete, ihn anzutreffen; doch meine Sterne schienen wieder günstiger zu stehen.
    »Ryerson«, donnerte er ins Telefon.
    »V. I. Warshawski.«
    »Oh,

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