Schaerfer als Wasabi
einen Mann, was sicher an seinen eher androgynen Gesichtszügen lag. Die vielen winzigen Sommersprossen auf seiner Nase machten ihn noch sympathischer – im Gegensatz zu diesem blonden Racheengel von eben.
Wenn der immer so drauf war …
„Jetzt fehlt eigentlich nur noch Mike, dann sind wir komplett.“ Vanessa reichte ihm ein Handtuch und zeigte auf eine von zwei Türen. „Das rechte Zimmer ist deines, in dem daneben wohnt Nick. Stell erstmal deine Sachen ab und sieh dich um, nachher können wir zusammen essen.“ Katsuro nahm das Handtuch dankend entgegen und trocknete sich die Haare ab. Vanessa öffnete die Tür zu einem teilweise möblierten Raum. „Das Bett und den Schrank hat unsere ehemalige Mitbewohnerin da gelassen. Du kannst die Möbel natürlich rauswerfen und etwas Eigenes kaufen, aber ich finde sie eigentlich ganz schön.“
Das Bett bestand aus einem einfachen, schwarzen Metallgestell, der dreitürige Schrank hatte schwarze Sprossen und in der Mitte einen Spiegel. Katsuro schlang sich das Handtuch um den Nacken.
„Ich finde die Möbel auch in Ordnung. Nächstes Wochenende werde ich meinen Schreibtisch und ein Bücherregal herbringen lassen, mehr brauche ich erstmal nicht.“
„Klar, mach das.“ Vanessa legte eine Hand auf seinen Arm. „Ich lass dich mal alleine, dann kannst du in Ruhe deinen Schrank einräumen und so. Das Bett hab ich dir frisch überzogen.“
„Das ist nett von dir, Vanessa. Bettwäsche hab ich völlig vergessen.“
Sie lachte auf. „Kein Problem, wir haben ja genügend da. Es gibt gleich Abendbrot, okay?“
„Ja, bis gleich.“ Katsuro lächelte Vanessa an. Wieder wurden ihre Wangen rot, als sie seinem Blick begegnete. Als wäre ihr dies bewusst geworden, wandte sie sich rasch ab und verließ das Zimmer. Katsuro setzte sich auf das Bett und sah sich um. Das war also nun sein neues Zuhause – zumindest unter der Woche. Na ja, seine persönlichen Sachen würden das Ganze schon wohnlicher werden lassen. Das Wichtigste war erstmal, dass er sich hier wohlfühlte und mit seinen Mitbewohnern verstand. Vanessa war sehr nett und bei Robert hatte er auch ein gutes Gefühl. Mike kannte er noch nicht und Nick konnte er überhaupt nicht einschätzen. Katsuro konnte ja verstehen, dass er sich wahrscheinlich schämte, wegen des „Beinahe-Unfalls“ vorhin, aber das war doch kein Grund, so unfreundlich und genervt zu sein.
Er räumte seine Klamotten in den Kleiderschrank, packte seine Tasche für den ersten Tag an der Uni und ging dann wieder hinüber in das Wohnzimmer. Vanessa und Robert deckten gerade den Tisch, als Nick in einer Jogginghose und einem eng anliegenden, grauen T-Shirt den Raum betrat. Sein Haar war offen und noch feucht. Man sah sofort, dass er Sportler war, kein Gramm Fett war neben den Muskeln auszumachen, breite Schultern und eine schmale Taille betonten seinen trainierten Körper. Er war sehr attraktiv, sein Gesicht war ebenmäßig und gepflegt. Es war kaum zu glauben, dass dieser Traum von einem Kerl so mies gelaunt sein konnte.
„Komm, setz dich zu uns, Katsuro.“ Vanessa deutete auf einen Stuhl und lächelte ihm freundlich zu. Sie und Robert setzten sich neben Katsuro, doch Nick würdigte ihn keines Blickes und nahm stumm gegenüber Platz.
˜ ™
Während Vanessa Katsuro in die WG-Regeln einweihte und ihm erklärte, wer wie was bezahlt, einkauft und den Haushalt führt, trank Nick sein Mineralwasser und beobachtete den neuen Mitbewohner über den Rand seines Glases hinweg. Er brauchte nicht lange überlegen, warum Vanessa so nervös war. Der Kerl sah unverschämt gut aus, ein Grund mehr, ihn nicht zu mögen. Katsuro löste Wut und schlechte Laune in ihm aus, er konnte nichts dagegen machen.
Vanessa reichte Katsuro den Brotkorb.
„Warum seid ihr nach Deutschland gezogen, Katsuro? Und was machst du sonst so, außer dem Studium?“
Katsuro nahm sich ein Brötchen und nickte ihr dankbar zu. Sein Grinsen offenbarte zwei makellose, weiße Zahnreihen. Vanessa lächelte zurück, ihre Wangen färbten sich dunkelrot. Hey, das waren Nicks rote Wangen!
„Ja, also ich bin mit meinen Eltern und meiner jüngeren Schwester vor drei Wochen aus Tokio nach Rosenheim gezogen, weil mein Vater zusammen mit meinem Onkel dort eine Schule für Karate leiten wird. Die Schule gehörte meinem deutschen Großvater, der vor drei Monaten überraschend verstorben ist.“
„Oh, das tut mir leid“, sagte Vanessa betroffen. Einen Moment glaubte Nick, sie würde Katsuro an
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