Schaerfer als Wasabi
mal etwas essen.“ Vanessa neigte sich vor und musterte ihn forschend. „Du siehst gar nicht gut aus. Alles in Ordnung?“
Mike starrte abwesend auf die Tischplatte. Als ihn Vanessa erneut ansprach, zuckte er zusammen.
„Was? Ja, ja … Klar ist alles in Ordnung. Ich muss nur kurz ...“ Plötzlich sprang er so ruckartig auf, dass er fast den Stuhl umwarf. „Ich hab ganz vergessen ...“ Mike eilte fluchtartig aus dem Wohnzimmer, kurz darauf hörte man eine Tür zuschlagen. Vanessa schüttelte den Kopf.
„Also ich mache mir wirklich Sorgen um ihn. Er hat das mit Julia immer noch nicht verkraftet. Hoffentlich macht er keinen Blödsinn.“
„Das Ganze ist erst ein paar Wochen her. Lass ihm doch ein bisschen Zeit“, warf Nick ein, während sich sein Blick mit dem von Karate-Tiger kreuzte. Dieser glotzte, als würde er nur Bahnhof verstehen.
Mike hatte seine große Liebe Julia in flagranti mit einem anderen erwischt. Diese dumme Kuh hatte es mitten am Tag hier in der WG mit einem Kerl getrieben, weil sie Mike auf der Arbeit glaubte. Der war jedoch früher nach Hause gekommen und völlig ausgetickt. Er hatte den Typen nackt aus dem Bett gezerrt und wie wild auf ihn eingeprügelt. Robert und Nick, die in diesem Moment nach Hause gekommen waren, hatten das Schlimmste verhindern können. Julia hatte ihre Sachen gepackt, hysterisch herumgekreischt und Mike als das größte Arschloch auf Erden beschimpft. Danach war sie zusammen mit diesem Typen abgehauen und wurde nie mehr gesehen. Nick hatte sie von Anfang an nicht gemocht, sie für oberflächlich und dumm gehalten. Aber Mike war verrückt nach ihr und regelrecht blind vor Liebe gewesen.
„Mike hat großen Liebeskummer … ihm geht’s nicht so gut im Moment“, klärte Vanessa Katsuro auf. Nick verzog die Mundwinkel. Was ging das diesen Idioten an?
„Das tut mir leid.“ Katsuro blickte sichtlich betroffen in die Runde. Verständnisvoll war er also auch noch, dieser Mister Perfect. Nick kämpfte gegen den Drang an, Karate-Tiger die Faust in den Magen rammen zu wollen. Vanessa versuchte ein paar Mal das Thema zu wechseln, aber es wollte kein richtiges Gespräch entstehen. Eine ganze Weile aßen sie stumm weiter, wechselten nur die nötigsten Worte. Bei jedem kleinsten Geräusch zuckte Vanessa zusammen und blickte erwartungsvoll zur Wohnzimmertür. Sie machte sich immer um alles und jeden Sorgen. Schließlich hielt es Nick nicht mehr aus und erhob sich.
„Ich sehe mal nach ihm, wenn dich das beruhigt, Vanessa. Aber da ist bestimmt nichts.“
In letzter Zeit waren Mikes Stimmungsschwankungen kaum noch auszuhalten. Nick klopfte an seiner Zimmertür, aber es kam keine Antwort. Er hörte etwas poltern und rascheln, dann näherten sich Schritte. Als Mike die Tür aufriss, blickte er Nick mit leeren Augen an und schien etwas neben sich zu stehen.
„Wo bist du denn immer? Was ist nur los mit dir?“, fragte Nick kopfschüttelnd. Mike strich sich fahrig durch das Haar, sein rechter Fuß wippte nervös auf und ab.
„Mach dir nicht ins Hemd, Alter. Bist du mein Babysitter, oder was?“ Er rollte mit den Augen und zuckte mit den Schultern. „Langsam komme ich mir von euch richtig kontrolliert vor – das nervt!“
Nick verschränkte die Arme vor der Brust. „Du benimmst dich momentan auch, als müsstest du kontrolliert werden, Mike. Ich weiß ja, dass es eine schwere Zeit für dich ist, seit Julia ...“
„Ach hör doch auf! Nichts weißt du!“ In Mikes Augen flackerte Zorn auf, er wich einen Schritt zurück. „Und erwähne nie wieder ihren Namen!“
Einen Moment dachte Nick, er würde ihm die Tür vor der Nase zuschlagen. „Könnt ihr mich nicht einfach mal in Ruhe lassen? Ich misch mich ja auch nicht ständig in eure Privatangelegenheiten!“
„Entschuldige, dass wir uns als deine Freunde Sorgen machen“, antwortete Nick gereizt, worauf Mike besänftigend die Hände hob.
„Sorry, war nicht so gemeint. Aber mir geht’s gut … ehrlich.“ Er lächelte gequält. „Ich glaube, jetzt hab ich doch ein bisschen Hunger.“ Mike schloss die Tür hinter sich und wollte zurück ins Wohnzimmer, doch Nick hielt ihn am Arm zurück.
„Was hältst du eigentlich von unserem Neuzugang?“
Mike zuckte mit den Schultern, er schien gar nicht richtig zuzuhören.
„Keine Ahnung. Warum?“
Nick deutete mit einem Kopfnicken grimmig in Richtung Wohnzimmer. „Wenn du mich fragst, ist er ein Arschloch. Der kommt sich doch Gott weiß wie geil vor.“ Er schnaubte
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