Schafkopf
kommt und sie überschwemmt, dann kann man riet fahrn. Das hat den Erlangern eing'leuchtet. Blöd warn's. Hochwasser ham wir hier jedes Jahr, manchmal sogar zweimal. Aber nur vielleicht ‘nen Meter hoch, wenn überhaupt. Die Autobahn heut ist aber sechs Meter hoch – und 30 breit. Ganz anders als der alte Kanal. Aber der Damm musste her, damit die Autobahn sicher ist, das ham's denen erzählt. Aber wissen S', warum die Autobahn in Wirklichkeit so hoch ist? Weil der Strauß den Kanal ‘baut hat. Und weil's die ganze Erde wegbringen ham müssen vom Bau, vom Buddeln hintn bei Baiersdorf, und was weiß ich. Da hat der Maschder jahrelang zu fahrn g'habt. Und viel verdient – und andre auch. Das ging doch linke Tasche rechte Tasche so beim Strauß. Und die ganze Erde liegt jetzt bei Erlangen unter der Autobahn. Der Strauß hat seinen Kanal g'habt, und die Erlanger ham den Lärm. Bis heut. Der Damm da, wissen S', der is viel zu hoch. Ich hab mir immer gedacht, die Erlanger sind doch alle studiert mit ihrem Siemens und der Universität – das aber ham sie riet g'merkt. Ein Meter hätt für den Damm genügt, ich denk mal allerhöchstem zwei. Aber sechs Meter ham sie ‘kriegt. Und heute klagn sie über den Lärm und dass sie keinen Lärmschutzwall drauf machen können und dass man dann die Stadt nimmer sieht und so. Die Erlanger sind riet sehr klug, wirklich. Aber den Pitsch hat das reich g'macht. Der hat riet studiert, der war bloß schlau. Net so wie die Erlanger. A richtig's Schlitzohr, sagt man da. Der hat überall seine Finger drin g'habt. Der Pitsch ist dann weggezogn, hat sich ein großes Haus gebaut, drüben bei Nürnberg. In Poxdorf, glaub ich, war's. Ob's den Pitsch selber noch gibt, weiß ich net. Den Sand-Pitsch gibt's noch, da hab ich erst kürzlich ‘nen Laster g'sehn. Und Sie brauchen mich gar riet fragen, ich weiß scho, was Sie interessiert: Kinder hat der auch g'habt. Zwei oder drei. Die sind alle wie der Vater, machen alle G'schäfte. Aber welche, weiß ich net. Der Maschder war mal hier, vielleicht so vor zehn Jahrn. Is einfach reingekommen wie Sie. Da hat er mir das erzählt.«
Behütuns hatte weiterhin Notizen gemacht.
»Ja, schreiben S' das alles nur auf.
Die Erlanger wissen das gar net, die G'scheidn. So dumm können G'scheide sein. Rennen immer nur dem Siemens hinterher und von Politik ka Ahnung. Der Pitsch aber, der hat das erkannt. Der war schlau.
Und dann mach ich mal gleich weiter. Da jetzt, wo ich sitz, war des Schmidla immer g'sessen. Der Hölzers Wolfgang. Der war einer von den Egerländern, die nach dem Krieg ‘kommen sind. Der hat dann in den Schmidthof reing'heirat', des war einer von den großen. Vier große Bauernhöfe hat es ‘geben in Bubenreuth, dazu noch ein paar kleine. Die sind jetzt alle weg. Den Hölzer hat man das Schmidla genannt. Das ist hier halt so. Der Name vom Hof ist der Name, riet der von dem, der den Hof hat. Der hat nachher alles verkauft, das ist heute da drüben, wo die Vogelsiedlung ist. Da heißen die Straßen alle nach Vögeln. Amsel und Drossel und so. Das war auch in den Siebzigern. Der hat seinen Hof dann verkauft und ist nach Australien. Soll sich da wieder Land ‘kauft haben und Bauer sein. Aber genauer's weiß ich net. Der Hölzer war immer aweng komisch. Wie soll ich das sagen? Der hat immer so angegeben, auf großen Mann g'macht. Der kam doch mit nichts hierher, der war doch a Flüchtling, und hat dann hier reich g'heiratet. Und dann so getan, als wär das alles seins. Das war mir immer aweng komisch. Und der Hölzer hat'n Sohn gehabt, der muss genauso g'wesen sein. Der ist nachher hierher zurück'kommen, der hat hier g'lernt. Ich weiß riet was. Der war mal hier im Dorf, vor ein paar Jahren, das ham sie mir erzählt. Da war er beim Bürgermeister und hat sich alles zeign lassen, was sein Vater einmal g'habt hat. Felder und so, und wo die Häuser jetzt stehn. Der muss sehr komisch g'wesen sein, hat der Paul erzählt, unser Bürgermeister. Und angeh'm hat er genauso wie sei Vater.«
Die Alte legte die Hände auf den Tisch.
»Ja, früher, des war a schöne Zeit. Aber könner S' etz damit was anfangen?«
Behütuns schrieb noch und sah von seinen Notizen auf.
»Das weiß ich noch nicht. Ich bin ja erst noch beim Sammeln.« Der Alten konnte man nichts vormachen.
»Ja aber sagn S' doch amal, warum wolln S' denn des alles wissn? Des ist doch scho so lang her.«
Behütuns dachte nach. Sollte er jetzt die Wahrheit sagen?
»Ich weiß eigentlich gar
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