Schakale Gottes
ihren Anfang. Polen verlor seinen Einfluß auf Pommern; Schlesien wurde durch starke deutsche Einwanderungen germanisiert; Herzog Konrad von Masovien sah sich genötigt, den Deutschen Orden zur Bekämpfung der in sein Land einfallenden heidnischen Litauer und Prußen herbeizurufen. (Die Prußen besiedelten das Gebiet des späteren ›Ostpreußens‹.) Als Preis für diese Hilfeleistung bot Herzog Konrad das Kulmer Land und Löbau an. Darüber hinaus gab er die Eigentumszusicherung für alle Regionen, die im Kampf erobert werden würden. Die Folge: zwischen Polen und dem Baltischen Meer entstand ein Ordensstaat, der nach und nach völlige Selbständigkeit erlangte.
Polen aber war ausgezehrt, und die durch die vielen Kriege bewirkte Entvölkerung des Landes förderte die Einwanderung von Deutschen, die sich gegen Verbürgung ihrer persönlichen Freiheit und des Erbrechtes an Grund und Boden in urbar zu machenden Distrikten niederließen und deutsches Gemeinderecht einführten. Klerus und Adel begünstigten diese Einwanderung um so mehr, als sich aus den Dörfern Städte entwickelten und Handel und Gewerbe einen ungeahnten Aufschwung nahmen. Selbst polnische Städte bemühten sich, deutsche Einwohner heranzuziehen, um durch die Einführung der deutschen Gemeindeverfassung größere Selbständigkeit zu erreichen.
Unter diesen Umständen sank Ende des 12. Jahrhunderts die Macht der zersplitterten Teilfürstentümer zu einem Schatten herab. Kleinpolen unterwarf sich König Wenzel von Böhmen, und im Jahr darauf, 1293, anerkannte auch Großpolen Wenzels Herrschaft. Als aber das böhmische Königsgeschlecht der Przemysliden mit Wenzels Tod erlosch, faßte Wladislaw Lokietek (Ellenlang), der vor den Böhmen hatte flüchten müssen, in Krakau Fuß und eroberte Masovien, Kujavien sowie eine Reihe Herzogtümer. Mit Zustimmung des Papstes Johann XXII. setzte er sich 1320 in Krakau die Königskrone auf und vererbte sie seinem Sohn Kasimir (der Große), der mit Böhmen Frieden schloß und Schlesien als böhmisches Lehen deklarierte. Auch mit dem Deutschen Orden, dem er den Besitz von Pommerellen und Kulm verbriefte, suchte er Frieden. Dafür eroberte er im Osten die russischen Fürstentümer Halicz und Wladimir. Er förderte die deutsche Einwanderung, sorgte für die Einhaltung der Gesetze und besserte die Lage der niederen Stände so außerordentlich, daß er bald ›Bauernkönig‹ genannt wurde. Seine Duldsamkeit gegen griechische Christen und Juden war ein hervorstechendes Merkmal. Er stiftete die Universität Krakau und sicherte die Einkünfte des Reiches durch strenge Steuerverordnungen.
Da er keine Söhne hinterließ, ging die Krone auf den vorsorglich zuvor schon von den Ständen bestätigten Sohn seiner Schwester Elisabeth, Ludwig von Anjou, König von Ungarn, über, der die Regierung zunächst seiner Mutter und später dem zum Gubernator ernannten Herzog Wladislaw von Oppeln überließ. Ludwig von Anjou, der nur zwei Töchter hatte, wünschte seiner Tochter Jadwiga als Nachfolgerin den Thron zu sichern. Um dieses Ziel zu erreichen, machte er dem Adel, dessen Zustimmung er benötigte, ungewöhnliche Zugeständnisse. Aber trotz seines Entgegenkommens sträubte sich der Adel nach seinem Tode gegen eine weitere Personalunion mit Ungarn. Er verweigerte die Anerkennung der inzwischen vollzogenen Ehe Jadwigas mit dem deutschen Herzog Wilhelm von Österreich. Erst als ihre Ehe getrennt war, wurde Jadwiga (1384) zum ›König‹ von Polen gekrönt. Danach wurde sie gedrängt, Jagello, den Großfürsten von Litauen, zu heiraten. Um die Eheschließung zu ermöglichen, trat der Fürst zum Christentum über und wurde 1386 zu Krakau gekrönt. Mit ihm beginnt das Herrscherhaus der Jagellonen.
Durch die Verbrüderung des polnischen und litauischen Adels erhielt Polen einen bedeutenden Machtzuwachs. Außerdem wurden Rotrußland und Podolien einverleibt und dem mächtigsten der Vasallen, dem Gubemator Wladislaw von Oppeln, die ihm zugesprochenen Lehen wieder abgenommen. Vor allem aber erlangte Polen das Übergewicht über den Deutschen Orden, dessen Streitkräfte es 1410 bei Tannenberg { * } vernichtete.
Im eigenen Land mußte Wladislaw II. Jagello dem Adel jedoch wichtige Vorrechte zugestehen. Er verpflichtete sich zur Löhnung in Kriegsfällen und verordnete, daß kein Edelmann – es sei denn, er würde bei einem Kapitalverbrechen ertappt – der Freiheit beraubt werden dürfe. Damit wurde der Schwerpunkt der Staatsgewalt in die
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