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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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Kein Mensch wird dir mehr vertrauen. Immer wird es heißen …« Sie schluchzte. »Unser Ansehen ist dahin! Man wird dir deinen Posten nehmen!«
    Tadeusz kniff die Lider zusammen. Seine Frau hatte recht. Jeder würde annehmen, daß er heimlich einige Steine unterschlagen habe. Auch die Ochrana würde das vermuten. Und mit der war nicht zu spaßen. Was also sollte er tun? Den Beutel mitsamt seinem Inhalt fortwerfen? Unmöglich! Es bestand ja die Möglichkeit, daß man ihn prüfen wollte. Er hielt dies zwar nicht für wahrscheinlich; dafür funkelten und blitzten die Steine viel zu sehr. Sie waren bestimmt wertvoll, unheimlich wertvoll!
    Je länger Tadeusz nachdachte, um so mehr beruhigte er sich. Wenn der Fund ein Vermögen darstellte, dann wollte ihn kaum jemand auf die Probe stellen. Dann …
    Seine Gedanken kreisten. Aber von welcher Seite er die Dinge auch betrachtete, er kam zu der Überzeugung, daß er nichts unternehmen dürfe, ohne zuvor Gewißheit darüber erlangt zu haben, ob der Seidenbeutel Edelsteine oder Imitationen enthielt. »Hör zu«, sagte er an seine Frau gewandt. »Ich weiß jetzt, was ich tun muß. Alles wird sich zum Guten wenden. Lauf rüber zu Jósef und sag ihm, er soll sein Pferdchen anspannen. Ich müsse in einer dringenden Ermittlungssache nach Czenstochau. Weiter sagst du nichts! Vor allem kein Sterbenswörtchen über den Beutel und seinen Inhalt!«
    Krystyna umklammerte ihren Mann. »Was hast du vor?«
    Er legte die Anne um sie. »Mach dir keine Sorge. Ich tu' alles, um eine Gefahr abzuwenden. Und nun lauf zu Jósef. Ich zieh' mich inzwischen an.«
    Krystyna wußte, daß es keinen Zweck hatte, ihren Mann mit weiteren Fragen zu bedrängen. Wenn er energisch wurde, war er wie in früheren Tagen. Da hatte er auf Kasernenhöfen herumkommandiert und keinen Widerspruch geduldet.
    Als sie ihn später mit dem Nachbarn davonfahren sah, schöpfte sie neuen Mut. Mit seiner Czapka, der hohen Krakauer Mütze, und in der roten Sonntagshose, die sich prächtig vom grauweißen Schafspelz abhob, den er sich übergeworfen hatte, sah ihr Mann fast majestätisch aus. Der Nachbar war richtig beeindruckt gewesen. Nun ja, er trug auch nur den Sukmana, den weißen Mantel der Bauern, und hatte den üblichen kleinen Flachhut aufgesetzt. Er war eben kein Büttel. Der Hauptgrund aber, der ihr Zuversicht einflößte, war die Tatsache, daß genau in dem Augenblick, da der Kastenwagen sich in Bewegung gesetzt hatte, ein Schwarm Tauben mit klatschendem Flügelschlag aufgestiegen war und die Davonfahrenden umkreist hatte. Das mußte ein gutes Omen sein.
    Die Fahrt durch den Frühlingsmorgen, der einen goldenen Schimmer über die Landschaft legte und schon die zarten Adonisröschen erahnen ließ, die bald die besonnten Lößhügel der Hochebene verschönen würden, hätte Tadeusz Minka den aufregenden Grund der Fahrt vielleicht für eine Weile vergessen lassen, wenn sein Begleiter nicht so schrecklich neugierig gewesen wäre. Unentwegt versuchte der herauszubekommen, was den Büttel nach Czenstochau trieb. Das verschwieg dieser natürlich. Als die Stadt aber heranrückte, wies er den Bauern an, nicht zum Verwaltungsgebäude des russischen Bezirksgubernators zu fahren, sondern den Weg zum Uhrmacher zu nehmen.
    Der Bauer Jósef spitzte die Lippen und fragte hämisch: »Was willst du denn bei dem? Ich denk', du hast in einer Ermittlungssache …«
    »Hab' ich auch!« fiel ihm Tadeusz unwillig ins Wort. »Und sie beginnt beim Uhrmacher!«
    Der schmalgesichtige Jósef wies auf das in Zeitungspapier gewickelte und mit einer dicken Kordel verschnürte Päckchen, das der Büttel in der Hand hielt. »Eine Uhr ist da aber nicht drin.«
    »Bist'n Hellseher«, sagte Tadeusz belustigt. Einem jähen Einfall folgend, fügte er noch hinzu: »Wenn's 'ne Uhr wäre, würde ich nicht in einer Ermittlungssache, sondern in einer Reparaturangelegenheit nach Czenstochau fahren.«
    Die Stirn des Bauern legte sich in Falten. Was mochte der Büttel damit meinen? Er verstand den Sinn der Worte nicht. Um sich zu rächen, beschloß er, den Beleidigten zu spielen.
    Keine einzige Frage stellte er mehr. Er zeigte nicht einmal Interesse, als sie über eine neuangelegte, ungewöhnlich breite und mit jungen Bäumen bestandene Straße zum Marktplatz gelangten, auf dem speziell Leinwand und Tuche, hervorragende Produkte der Stadt, in den herrlichsten Farben angeboten wurden. Erst als sie das im Zentrum gelegene Geschäft des Uhrmachers erreichten, wurde

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