Schakale Gottes
sah Natascha in das Gebäude eintreten, sah sie wieder herauskommen und in das Restaurant des Hotel Kleyn gehen, sah sie später zum Bahnhof zurückfahren und – folgte ihr nicht mehr. Ein Traum war ausgeträumt.
Nach einer ruhelosen Nacht begab sich Pater Rochus am nächsten Vormittag in der Soutane zum Bahnhof und bestieg den Zug nach Krakau. Er hatte den gegen ihn erlassenen Steckbrief am Tage zuvor gesehen und wußte, daß er seiner Verhaftung entgegenfuhr. Ruhe war über ihn gekommen. Wenn er Geschehenes auch nicht ungeschehen machen konnte, so war es ihm, wie er glaubte, mit Hilfe der Schwarzen Madonna doch gelungen, den Orden der Pauliner und das Kloster Jasna Góra nicht öffentlich zu belasten. Was mochte der aufrechte Prior Rejman denken, wenn er erfuhr, daß er sich gestellt hatte? Er sah ihn im Geiste vor sich und hörte ihn sagen: Auch in der Arche Noah ist ein Rabe gewesen.
Kurzer Abriß der Geschichte Polens
Mit Gewißheit kann nicht gesagt werden, wer die erste polnische Dynastie gegründet hat. Der Sage nach war es Piast, ein Bauer aus Kruswitz. Wahrscheinlich ist das ursprünglich zwischen Warthe, Weichsel und Netze gelegene Reich aber um 840 n. Chr. von einem Stamm erobert worden, dessen Mitglieder sich Szlachta, Edle, nannten. Sie nahmen eine beherrschende Stellung ein und sprachen sich allein das Recht zu, Waffen zu tragen. Ihnen Untertan war der Bauernstand.
Der Überlieferung nach wurde der vierte Nachfolger des Gründers des polnischen Reiches, Mieczyslaw I. tributpflichtiger Lehnsmann des deutschen Kaisers Otto II. Er trat zum römisch-katholischen Glauben über und gab dem Magdeburger Sprengel die Erlaubnis, das Bistum Posen zu gründen.
Sein Nachfolger Boleslaw I. eroberte Pommerellen mit Danzig und brachte Krakau sowie Schlesien an sich. Nach dem Tode Kaiser Ottos III. mit dem er in gutem Einvernehmen gestanden hatte, fiel er in das Deutsche Reich ein. Er eroberte die Lausitz, und Kaiser Heinrich II. mußte seine Unabhängigkeit anerkennen. Weitere Kriegszüge verschafften ihm Gebiete in Rotrußland.
Seinem Sohn Mieczyslaw II. entrissen die Dänen Pommerellen. Auch die eroberten Distrikte in Rotrußland gingen wieder verloren. Daraufhin unternahm Mieczyslaw II. verwüstende Heerzüge bis vor Magdeburg. Er wurde jedoch von Kaiser Konrad II. besiegt und gezwungen, die deutsch-slawischen Marken abzutreten und Polen seinem Bruder Otto zu überlassen. Dieser regierte nun als Herzog unter deutscher Lehnshoheit. Aber Gewalt war zu allen Zeiten ein probates Mittel. Mieczyslaw II. ermordete seinen Bruder und erhielt die Herrschaft über Polen zurück, nachdem er 1032 auf dem Hoftag zu Merseburg die deutsche Oberhoheit anerkannt hatte.
Für seinen unmündigen Nachfolger Kasimir I. führte dessen Mutter Richeza, eine Tochter des Pfalzgrafen bei Rhein, zunächst die Regierung. Nach anfänglichen Streitigkeiten mit den Adeligen konnte Kasimir I. unterstützt von Kaiser Heinrich III. den polnischen Thron übernehmen. Er hinterließ die Herrschaft 1058 so gefestigt, daß sein Sohn Boleslaw II. erneut erobernd auftreten konnte. Als dieser sich aber hinreißen ließ, den Bischof von Krakau in der Kirche zu erschlagen, mußte er Polen verlassen.
Sein Bruder und Nachfolger Wladislaw I. bemühte sich, das Land der Pommern wiederzugewinnen. Daran wurde er jedoch durch seinen ›natürlichen‹ Sohn Zbygniew gehindert, dem sich später sein ›legitimer‹ Sohn Boleslaw (Schiefmaul) anschloß. Beide erkämpften sich noch zu Lebzeiten des Vaters große Teile des Landes, und als Wladislaw I. 1102 starb, teilten sie sich den Rest Polens. Es dauerte aber nicht lange, bis sie sich entzweiten. Boleslaw III. überbrückte die Mißhelligkeiten, indem er seinen Bruder ermorden ließ. Danach leitete er mehrere Kriegszüge nach Pommern, Mähren und Rußland ein, konnte jedoch nur Pommern nebst Rügen erobern, für das er dem deutschen Kaiser Lothar die Oberherrschaft zusicherte. Bei seinem Tode teilte er Polen unter seinen vier Söhnen dergestalt auf, daß der älteste, Wladislaw II. Krakau und Schlesien sowie das Prinzipat über seine Brüder erhielt, denen er Masovien, Kujavien, Gnesen und Pommern vererbte.
Dies hatte verheerende Folgen. Wladislaw II. mußte vor seinem Bruder Boleslaw nach Deutschland flüchten. Das nahm Kaiser Friedrich I. zum Anlaß, einen Feldzug nach Polen zu unternehmen, auf dem er bis Posen vordrang und Boleslaw IV. zur Anerkennung der deutschen Oberhoheit zwang. Die Zersplitterung nahm
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