Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska
Sonnenbrille auf, bevor sie sich entschlossen von |32| ihm abwandte, um draußen vor der Abflughalle noch ein wenig frische Luft zu schnappen.
Blitzlichtgewitter brandete auf, als mehrere schwarze Limousinen vorfuhren und der Wissenschaftssenator der Stadt Berlin und der russische Botschafter beinahe gleichzeitig einem der glänzenden Wagen entstiegen. Sie waren gekommen, um Professor Rodius und seinem Team alles Gute für die bevorstehende Mission zu wünschen.
»Dies ist eine bedeutende Expedition, die für die gute Zusammenarbeit zwischen der Russischen Föderation und der Bundesrepublik Deutschland steht«, betonte der Wissenschaftssenator feierlich in eines der Mikrofone, die sich ihm zahlreich entgegenstreckten. Danach ging er auf den russischen Botschafter zu, der breitschultrig und gedrungen in einem korrekten dunkelblauen Anzug in die Menge lächelte.
Der deutsche Politiker durchbrach den Ring von vier hünenhaften russischen Bodyguards, die alle einen Kopf größer waren als er selbst und ausnahmslos nachtschwarze Sonnenbrillen trugen. Dann schüttelte er seinem glatzköpfigen russischen Gegenüber pressewirksam die behaarte Pranke.
»Unseren hervorragenden Beziehungen zum russischen Präsidenten und dem russischen Volk haben wir es zu verdanken«, führte er weiter aus, während er nicht daran dachte, die Hand des Russen loszulassen »dass man uns an der Auflösung eines der spannendsten Rätsel der Menschheit beteiligt und damit deutschen Wissenschaftlern das Vertrauen schenkt, das ihnen offenkundig gebührt.«
Vereinzelter Beifall war zu hören, und manche Journalisten zückten hastig ihre Diktiergeräte, um den darauf folgenden Dank und die Ansprache des Professors aufzuzeichnen.
»Über das Ereignis von Tunguska wurde in den vergangenen einhundert Jahren viel spekuliert«, hob Rodius mit seiner vortragsgeübten Stimme an, die gut zu seiner schlanken, grauhaarigen Erscheinung passte. Die getupfte Fliege, die statt einer Krawatte seinen Hemdskragen zierte, hüpfte jedes Mal, wenn sein Adamsapfel sich während des Sprechens bewegte. »Aber ich bin sicher, dass wir mit unseren abschließenden Untersuchungen dem vermeintlichen Geheimnis ein gutes Stück näher kommen und dabei den Beweis erbringen werden, dass es weder ein Angriff der Zylonen war.« Er lächelte beeindruckend jungenhaft |33| und pausierte einen Moment in seiner Rede, bis alle Reporter seine witzig gemeinte Bemerkung zum Thema »Außerirdische« grinsend zu Kenntnis genommen hatten. »Noch, dass die verrückte Erfindung eines kroatischen Professors dahinter steckt, der zum vermeintlichen Zeitpunkt mit nicht näher nachweisbaren Todesstrahlen zu experimentieren pflegte. Mein Team und ich sind der festen Überzeugung, dass es uns gelingen wird, unsere russischen Freunde darin zu unterstützen, endlich einen seriösen Grund für die Katastrophe von Tunguska zu finden.«
Eine Flut von Fragen brach über Professor Rodius herein, an denen man ablesen konnte, dass seine Aussage die Meute der Sensationsjournalisten nicht zufriedenstellte.
»Was macht Sie so sicher, dass es keine Außerirdischen waren, die in Tunguska ein fehlgeleitetes Landemanöver versucht haben und dabei abgestürzt sind?«, hallte es durch die Abfertigungshalle.
»Wer sagt Ihnen denn, dass es nicht doch eine Art Spiegelmaterie aus einem anderen Universum sein könnte, die das Unglück verursacht hat?«, rief ein hagerer Reporter, der alle anderen Kollegen überragte.
Rodius hatte sich jedoch bereits zusammen mit seinen Begleitern und seinem Team in Richtung Abflugschalter in Bewegung gesetzt. Dabei wurden sie von den Bodyguards des Wissenschaftssenators und des russischen Botschafters abgeschirmt.
Der Professor hatte Viktoria Vanderberg und Sven Theisen persönlich mit einer letzten Überprüfung des technischen Equipments betraut, bevor Flughafenarbeiter die wertvollen Gerätschaften in bruchsichere Transportkisten verstauten, die sie – vom Zoll verplombt – bis nach Sibirien begleiten würden. Ultraschall, Magnetometer, ein komplettes Labor für chemische und physikalische Untersuchungen, eine tragbare Solaranlage zum Aufladen von Batterien und einiges andere galt es auf Vollständigkeit zu überprüfen, bevor alles in den Bauch eines Airbus A 320 der deutschen Lufthansa verladen werden konnte.
Während Viktoria dem für die Fracht verantwortlichen Team letzte Angaben machte, stand Theisen reichlich nutzlos herum und verbrachte seine Zeit damit, ihr viel zu
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