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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Probleme auf den Mond schießen kann. Na Sdorowje!«
     
    |36| Von Moskau aus ging es mit einer uralten Iljushin IL-20M nach Krasnojarsk. Nach etlichen Problemen bei der Abfertigung am dortigen Flughafen und einer wenig erholsamen Nacht in einem nicht unbedingt komfortablen Mittelklassehotel flog die dreiköpfige Gruppe am nächsten Morgen mit mehreren gecharterten MI-26 Helikoptern nach Vanavara, einer sumpfigen Kleinstadt mitten in der Steinigen Tunguska. Im Sommer versank man dort im Morast, und im Winter gefror alles zu Eis, was nicht über einen respektablen Ofen verfügte. Mit seinen 3 300 Einwohnern und einem einzigen Supermarkt, der in einer besseren Bretterbude untergebracht war, hatte der unwirtliche Ort den Namen Stadt eigentlich nicht verdient.
    Noch in Krasnojarsk hatte Viktoria sich umgezogen und Jeans und Bluse gegen ein robustes Trekking-Outfit gewechselt. Nun saß sie bereits seit Stunden eingepfercht zwischen verschiedenen Gepäckstücken, Nase an Nase mit ihrem ungeliebten Kollegen und fünf russischen Studenten, die man ebenfalls an Bord genommen hatte und die noch müde von ihrer Anreise aus Moskau vor sich hin dämmerten. Nicht weniger erschöpft schaute Viktoria auf und warf einen Blick aus einem der runden Fenster des Helikopters hinaus auf die unter ihr liegende Taiga. Wie ein weiter dunkelgrüner Teppich erschienen ihr die endlosen Tannenwälder, unterbrochen von felsigen Abgründen und tiefblauen Flüssen. Der Anblick wiegte sie in eine Art Trance, während der Regen draußen gegen die Scheiben klatschte und der Rotor einen so ohrenbetäubenden Krach verursachte, dass das eigene Trommelfell spürbar vibrierte.
    Nach der Landung auf dem provisorischen Flugplatz von Vanavara sprang sie aus dem Helikopter hinaus in die feuchte Luft und versank sogleich mit ihren wasserdichten Stiefeln knöcheltief im aufgeweichten Boden.
    Trotz des sibirischen Sommers zeigte das Thermometer kaum über 15 Grad Celsius, und obwohl der Empfang mit einem Komitee der örtlichen Honoratioren im frisch herausgeputzten Rathaus geradezu pompös wirkte, glaubte Viktoria, nie einen trostloseren Ort gesehen zu haben. Daran konnte auch der höchst gewöhnungsbedürftige Cocktail aus zuckersüßem Birkensaft und Wodka nichts ändern, der, mit einer aufgespießten kandierten Kirsche versehen, von ein paar |37| sichtlich ungeübten jugendlichen Kellnerinnen als Begrüßungstrunk serviert wurde.
    Etwa vierzig Menschen bevölkerten den spartanisch eingerichteten Raum. Ein älterer Russe, füllig und mit einem grauen Bart, begrüßte Professor Rodius aufs Herzlichste. Bei näherem Hinhören stellte er sich als Professor Vladimir Olguth vor; er war der wissenschaftliche Leiter der Gesandtschaft der Universität Moskau, mit deren Mitarbeitern, bestehend aus fünf Wissenschaftlern und fünf Studenten, man in den nächsten Wochen eng zusammenarbeiten wollte. Darüber hinaus hatten sich auch einige Journalisten und gut zwanzig geladene Honoratioren der örtlichen Bevölkerung eingefunden.
    Die eigentliche Ansprache hielt Uljan Uljanowitsch, der Bürgermeister von Vanavara. Von einem improvisierten Podium aus zwei hellen Lärchenholztischen, die man am Ende des Raumes aufgebaut hatte, sprach er viel zu hektisch zu den anwesenden Gästen, nur unterbrochen von einem nervösen Lächeln, das in einem eigentümlichen Kontrast zu seinen düsteren Brauen und seinen strengen Gesichtszügen stand. Vor ihm hatte man die russische, die deutsche und die blauweiß-blaue Flagge der Ewenken mit ihrer leuchtend roten Sonne aufgestellt – ausgerechnet in einer leeren Wodkaflasche. In einer kurzen Zwischenbemerkung bedauerte Uljanowitsch, der selbst russischer Abstammung war, dass der gewählte Stammesvertreter der hier lebenden ewenkischen Urbevölkerung leider verhindert sei.
    Theisen konnte sich gegenüber Viktoria während des ausgiebigen Begrüßungszeremoniells nicht zurückhalten. Immer wieder machte er leise, abfällige Bemerkungen über das Wetter, über die schlechte Infrastruktur und die seiner Meinung nach altmodisch aufgerüschte Gattin des Bürgermeisters. Auch die verschiedenen Getränke, die immer wieder herumgereicht wurden, schienen nicht seinem Geschmack zu entsprechen. Nachdem er sich für einen Moment zur Toilette verabschiedet hatte, nutzte Viktoria die Situation klammheimlich zur Flucht in eine abgeschiedene Ecke der kleinen Empfangshalle und angelte sich im Vorbeigehen ein Glas Granatapfelsaft von einem Tablett, des einzig

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