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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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antialkoholische Getränk.
    Plötzlich tauchte ein rothaariger Mann neben ihr auf. Er mochte kaum älter als fünfundzwanzig sein und war nicht das, was man als |38| schön hätte bezeichnen können. Seine gedrungene, breitschulterige Erscheinung glich der eines zu kurz geratenen Boxers. Jedoch sein Grinsen war schelmisch. Seine eckigen Zähne standen auf Lücke, was ihm zusammen mit den vielen Sommersprossen in seinem pausbäckigen Gesicht ein spitzbübisches Aussehen verlieh. Er begann sofort auf Russisch auf sie einzureden; eine Sprache, die sie recht gut beherrschte, hatte sie doch nach ihrem Abitur ein paar Semester russische Literatur studiert.
    »Mein Name ist Kolja Biborow«, stellte er sich kauend vor, nachdem er eines der angebotenen Kaviarschnittchen in einem Stück in den Mund genommen hatte. »Ich bin euer Tourist-Guide«, erklärte er fröhlich und benutzte tatsächlich dieses englische Wort. Dabei wusste Viktoria nur zu gut, dass die ihnen bevorstehende Arbeit wenig mit einem touristischen Vergnügen gemein haben würde.
    »Viktoria Vanderberg«, gab sie zurück und bot ihm zum Gruß ihren ehrlich gemeinten Händedruck an. »Du bist also für die Animation verantwortlich, wenn ich das richtig verstehe«, ergänzte sie scherzend.
    »Ich hoffe, da machst du dir nicht allzu viel Hoffnung« gab er amüsiert zurück. »Animation bedeutet in Sibirien nicht mehr als Wodka plus Wodka. Das reicht uns, um lustig zu sein. Und um es gleich zu sagen«, fügte er schmunzelnd hinzu, »ich habe für heute Abend ein Begrüßungs-Event organisiert. Wir haben die Party ›Fireball‹ getauft, weil sie draußen im Camp stattfindet und uns hoffentlich mehr einheizt als dieser langweilige Meteor, von dem niemand so genau weiß, ob es ihn wirklich gab.«
    Na, das kann ja heiter werden, sinnierte Viktoria, und ob Professor Rodius von dieser Entwicklung begeistert sein würde, blieb abzuwarten.
    Mit der anfänglichen Euphorie des Professors, die er noch am Flughafen in Berlin aufgebracht hatte, schien es ohnehin bergab zu gehen – spätestens als ein weißer Helikopter landete und kurz darauf ein Tumult an der Eingangstür der kleinen Halle entstand. Aus einem Pulk von vier durchtrainierten Leibwächtern in Business-Anzügen trat ein Mann heraus, der absolut nicht in diese kärgliche Umgebung passte.
    »Wer, zum Teufel, ist das?«, flüsterte Viktoria ihrem russischen Animateur ins Ohr und bekam die verhaltene Antwort, dass es sich bei dem umschwärmten Neuankömmling um einen der reichsten Männer |39| Russlands handelte, den man besonders zuvorkommend behandeln müsse, da er die gesamte Expedition aus seiner millionenschweren Privatschatulle sponsere.
    Sergej Sergejewitsch Bashtiri – wie er sich lautstark vorstellen ließ – trug einen weich schimmernden Mantel aus kostbarem Zobel, den er trotz der vergleichsweise warmen Witterung wie einen Umhang über dem teuren Maßanzug drapiert hatte. Anfang fünfzig, schlank, das Gesicht aalglatt rasiert und sonnengebräunt, bewegte er sich wie ein Panther auf der Jagd – allerdings schien das sorgfältig zurechtgelegte schwarze Haar gefärbt zu sein. Ein paar kostbare glitzernde Ringe schmückten seine manikürten Finger, und eine protzige Uhr, besetzt mit Brillanten, tat ihr Übriges, um den gesellschaftlichen Rang des Mannes herauszustellen.
    »Warum ist ausgerechnet
er
an unserer Expedition interessiert?«, fragte Viktoria, während sie mit einem ungläubigen Blick Bashtiris weibliche Eskorte beäugte. Drei junge Frauen – die seine Töchter hätten sein können, es aber gewiss nicht waren – staksten auf endlos langen Beinen wie auf einem Laufsteg hinter ihm her. Dabei wippten ihre langen Locken jeweils in Platinblond, Kupferrot und Blauschwarz im Takt ihrer ausladenden Schritte. In graziler Einträchtigkeit ließen sie sich jeweils rechts und links neben Bashtiri nieder, nachdem dieser wie selbstverständlich am Tisch der Ehrengäste Platz genommen hatte.
    Ihre Pelzmäntel hatten sie vermutlich im Luxushelikopter ihres Gönners zurückgelassen. Viktoria erspähte durch ein seitliches Fenster den modernen, schneeweißen Helikopter, den der Pilot wie einen Schwan unter hässlichen Entlein zwischen den beiden bulligen MI-26 Maschinen geparkt hatte.
    Dass die Damen im Gegensatz zu Bashtiri froren, war unschwer zu erkennen. Unter dem silbernen Logo mit dem klangvollen Namen TAIMURO, das auf den viel zu dünnen weißen Overalls der Frauen prangte, hatten sich deren Brustwarzen

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