Schamanische Weisheit für ein glueckliches Leben

Fähigkeiten. Wohin das langfristig führt, erlebe ich leider seit Jahrzehnten in meiner schamanischen Heilarbeit: Wir schwächen uns selbst, verlieren an Klarheit, Kraft und Stärke, werden zögerlicher, handlungsunfähig oder im schlimmsten Fall sogar krank.
    Denn Gefühle, die wir nicht zulassen wollen, zeigen langfristig auf andere Art und Weise, dass sie eben doch da sind. Das gilt sowohl für den kleinen Ärger, der sich, wenn er nicht beachtet wird, mit der Zeit zur großen Wut aufstaut, als auch für große schmerzhafte Schicksalsschläge wie den Verlust des Arbeitsplatzes, die Trennung vom Partner oder den Tod eines Angehörigen.
    Auch vor den vermeintlich härtesten Männern unserer Gesellschaft machen Gefühle nicht halt: Lange Jahre habe ich als Heiler in einem kanadischen Männergefängnis mit sexuell missbrauchten Strafgefangenen gearbeitet. Mit ihnen bin ich auf die schamanische Wanderung gegangen.
    Anträge über Anträge mussten gestellt werden, bis wir in die Einsamkeit eines Nationalparks fahren konnten. Aber schließlich war die Genehmigung da: Gut gesichert und unter den wachsamen Blicken der Wärter haben wir den Weg so zurückgelegt, wie ich es von meiner Großmutter Aanakasaa gelernt habe und wie ich es dir unten beschreibe. Zuerst haben wir uns mit der Räucherzeremonie auf das Vorhaben eingestimmt und dann sind wir losgegangen, jeder einzeln für sich, Stunde um Stunde, und tief verborgene Geschichten kamen zutage. Weißt du, äußerlich waren diese Männer harte Kerle, aber als das Eis in den Herzen zu schmelzen begann, kam die innere Schönheit wieder zum Vorschein, eine unglaubliche Schönheit. Sie ist genauso in dir, in mir, in uns allen.

ZEREMONIE FÜR DIE BEGEGNUNG MIT SICH SELBST
    Kleide dich dem Wetter entsprechend und achte darauf, dass du dich in deinen Kleidern wohlfühlst. Nichts sollte eng oder unbequem sein. Und nun gehe in die Natur, also in den Wald, auf die Felder, ans Wasser, je nachdem, wo du wohnst und welche Möglichkeiten du hast – und wo du dich wohlfühlst.
    Gehe in Stille und ganz für dich, widme deine Aufmerksamkeit deinem Gefühl, deinem Thema, deiner Frage oder was immer es auch ist, was dich beschäftigt. Achte nicht auf andere Menschen: Sprich nicht, grüße nicht, lass dich nicht ansprechen – beschäftige dich ausschließlich mit dir und deiner Sache. Suche die Einsamkeit und die Begegnung mit dir.
    Nimm wahr, was in dir geschieht. Erlaube deinen Gefühlen, sich zu zeigen. Spüre sie, lass sie zu dir sprechen und betrachte aufmerksam, was in dir vorgeht. Weine, wenn du weinen möchtest, schrei, wenn dir danach ist, wirf dich ins Gras, strample mit Armen und Beinen, lache, springe, laufe.
    Was immer herauswill, lass es heraus. Und falls du dabei über den sprichwörtlichen Stein stolpern solltest oder deine Aufmerksamkeit auf einmal abgelenkt wird, dann frage dich, in welchem Moment das passiert ist. Was hast du gerade gefühlt oder gedacht? Beziehe es mit ein und gehe so lange in Stille weiter, bis du merkst, dass sich etwas ändert: dass dein Herz leichter und dein Kopf klarer, dein Atem fließender und deine Schritte beschwingter werden. Manchmal wird sich schneller etwas tun, manchmal braucht es länger. Das hat nichts mit Richtig oder Falsch, Können oder Versagen zu tun. Der Schöpfer hat es einfach so eingerichtet, dass alles seine eigene Zeit braucht, seinen eigenen Rhythmus hat. Die Veränderung geschieht in dir, worin auch immer sie besteht. Nur uns selbst können wir verändern. So wie meine Großmutter mich lehrte: Frieden beginnt nicht irgendwo da draußen. Er beginnt hier – in deinem Herzen.
     
    DAS BRINGT DIESE ZEREMONIE IN DEIN LEBEN
    Wenn du dieses Wandern in der Stille regelmäßig ausführst, wirst du bald feststellen, dass dich ungelöste Fragen oder unbequeme Gefühle nicht mehr schrecken, sondern zu einer lösbaren Herausforderung werden. Du wirst spüren, wie deine innere Kraft und dein Vertrauen in dich selbst wachsen. Du wirst ruhiger und gelassener, denn du wirst dir bewusst, dass du mit jeder Lebenslage kompetent umgehen kannst.
     

    VOM MOND
    DIESE ZEREMONIE HILFT DIR: deine Stärken und Schwächen zu erkennen, anzunehmen und, wenn du möchtest, zu verändern
    DER RICHTIGE ZEITPUNKT: bei Vollmond, aber auch zu anderen Mondphasen
    SO VIEL ZEIT BRAUCHST DU: 15 bis 20 Minuten
    DAS BENÖTIGST DU: einen ruhigen Ort zu Hause oder draußen in der Natur
    Oft hat meine Großmutter Aanakasaa uns die Geschichte von dem Menschen