Schande
Nachmittag, klopft Petrus selbst an die Hintertür, geschäftstüchtig wie immer, in Stiefeln und Overall. Es ist Zeit, die Rohre zu verlegen, sagt er. Er möchte eine PVC-Rohrleitung vom Wasserbecken bis zum Standort seines neuen Hauses verlegen, eine Strecke von zweihundert Metern. Kann er sich Werkzeug ausleihen, und kann David ihm helfen, das Reglerventil anzubringen?
»Ich weiß nichts über Ventile. Ich kenne mich mit Klempnerarbeiten nicht aus.« Er ist nicht in der Stimmung, Petrus behilflich zu sein.
»Es ist keine Klempnerarbeit«, sagt Petrus. »Es ist Rohre montieren. Es ist nur Rohre verlegen.«
Auf dem Weg zum Wasserreservoir redet Petrus von Ventilen verschiedener Art, von Druckventilen, Verbindungsstücken; er posaunt die Worte heraus, gibt mit seiner Fachkundigkeit an. Die neue Rohrleitung wird über Lucys Land fuhren müssen, sagt er; es ist gut, daß sie ihre Erlaubnis gegeben hat. Sie »schaut nach vorn«. »Sie ist eine Lady, die nach vorn schaut, nicht zurück.«
Über die Party, über den Jungen mit den unsteten Augen sagt Petrus nichts. Es ist, als wäre nichts Derartiges passiert.
Seine Funktion beim Reservoir wird bald klar. Petrus braucht ihn nicht, um sich Rat fürs Rohreverlegen oder für Klempnerarbeiten zu holen, sondern damit er etwas festhält, ihm Werkzeuge reicht – er braucht ihn wirklich als Handlanger. Er hat eigentlich nichts gegen diese Rolle.
Petrus ist ein guter Arbeiter, man kann etwas lernen, wenn man ihm zuschaut. Es ist Petrus selbst, gegen den er so nach und nach etwas hat. Während Petrus weiter über seine Pläne schwadroniert, wird seine Haltung ihm gegenüber immer frostiger. Er würde sich nicht wünschen, mit Petrus auf einer öden Insel festzusitzen. Er würde ganz bestimmt nicht mit ihm verheiratet sein wollen. Eine herrschsüchtige Person. Die junge Frau scheint glücklich, aber er wüßte gern, was für Geschichten die alte Frau zu erzählen hat.
Als er schließlich genug hat, schneidet er den Redefluß ab. »Petrus«, sagt er, »dieser junge Mann, der gestern abend in Ihrem Haus war – wie heißt er, und wo ist er jetzt?«
Petrus nimmt seine Mütze ab und wischt sich über die Stirn. Heute trägt er eine Schirmmütze mit einem silbernen Emblem der Südafrikanischen Eisenbahnen und Häfen. Er scheint eine Kollektion von Kopfbedeckungen zu besitzen.
»Hören Sie, David«, sagt Petrus stirnrunzelnd, »es ist hart, was Sie sagen, daß dieser Junge ein Dieb ist. Er ist sehr zornig, daß Sie ihn einen Dieb nennen. Das sagt er allen. Und ich, ich muß für Frieden sorgen. Deshalb ist es auch hart für mich.«
»Ich habe nicht die Absicht, Sie in den Fall zu verwickeln, Petrus. Sagen Sie mir den Namen des Jungen und wo er sich aufhält, und ich gebe die Information an die Polizei weiter. Dann können wir es der Polizei überlassen, zu ermitteln und ihn und seine Freunde vor Gericht zu bringen. Sie werden nicht hineingezogen, ich werde nicht hineingezogen, es wird eine Sache der Justiz sein.«
Petrus streckt sich, badet sein Gesicht in der Sonnenglut. »Aber die Versicherung wird Ihnen ein neues Auto geben.«
Ist das eine Frage? Eine Erklärung? Welches Spiel spielt Petrus? »Die Versicherung wird mir kein neues Auto geben«, erklärt er und versucht, ruhig zu bleiben. »Angenommen, sie ist noch nicht bankrott wegen der vielen Autodiebstähle in diesem Land, dann gibt sie mir einen Prozentsatz davon, was das alte Auto ihrer Auffassung nach wert war. Das wird nicht genug sein, um ein neues Auto zu kaufen. Wie dem auch sei, es geht um das Prinzip. Wir können es nicht den Versicherungsgesellschaften überlassen, für Recht und Ordnung zu sorgen. Das ist nicht ihre Aufgabe.«
»Aber Sie werden Ihr Auto nicht von diesem Jungen zurückbekommen. Er kann Ihnen Ihr Auto nicht geben.
Er weiß nicht, wo Ihr Auto ist. Ihr Auto ist fort. Das beste ist, Sie kaufen mit dem Geld von der Versicherung ein anderes Auto, dann haben Sie wieder ein Auto.«
Wie ist er in diese Sackgasse geraten? Er versucht einen neuen Kurs. »Petrus, ich möchte Sie fragen, ist der Junge mit Ihnen verwandt?«
»Und warum wollen Sie den Jungen zur Polizei bringen?« fährt Petrus fort und ignoriert die Frage. »Er ist zu jung, man kann ihn nicht ins Gefängnis stecken.«
»Wenn er achtzehn ist, kann er vor Gericht gestellt werden. Wenn er sechzehn ist, auch.«
»Nein, nein, er ist nicht achtzehn.«
»Woher wissen Sie das? Für
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