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Schandweib

Schandweib

Titel: Schandweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Weiss
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bekennen, sagte sie.«
    Verunsichert schaute Jürgen von Wilken zu Wrangel und weiter zum Brookvogt, ob er wohl auch alles ordentlich gesagt habe.
    Wilken warf Wrangel einen prüfenden Blick zu. Der starrte verdutzt auf den Henkersknecht. Er wusste mit dieser Neuigkeit nichts anzufangen, Bunk hatte nicht mit ihm gesprochen. Was kam jetzt?
    »Danke für die Nachricht«, wandte sich der Prätor an Jürgen. »Sage Er Seinem Meister, dass wir uns nach dem Mittagsmahl zum erneuten Verhör in die Frohnerei begeben werden. Er kann gehen.«
24
    A ngekettet an den eisernen Wandring, hockte Bunk bereits auf einem kleinen Schemel in der Herrenstube der Frohnerei, als Asthusen die Vertreter des Niedergerichtes hereinführte. Neben Wrangel und Wilken waren auch Dr. Meyer und zwei Schöffen erschienen.
    »Meister Ismael, Ihr habt uns herkommen lassen wegen einer erneuten Aussage im Falle …« Mit abschätzigem Blick suchte Wilken in seinen Papieren.
    »Bunk, Herr Prätor, Ilsabe Bunk«, sprang ihm der Aktuar Dr. Meyer zu Hilfe.
    »Genau, Bunk. Also, was hat Sie uns zu sagen?«
    Die Angesprochene hob den Kopf und musterte verächtlich die Männer des Gerichtes. Dann schloss sie kurz die Augen und holte Luft. »Ich habe beim letzten Verhör nicht die ganze Wahrheit gesagt, Herr Prätor. Das möchte ich nun nachholen, um mein Gewissen zu erleichtern.«
    »So spreche Sie.«
    »Es geht um die Rieken, die ich mit nach Hamburg gebracht habe. Es ist nicht wahr, dass ich sie bei Maria Jähner als Dienstmagd unterbrachte, sondern ich habe sie für Johann Jähner, den Arzneienkrämer, hergebracht, der ihren Kopf wollte, um daraus manch nützliche Arznei zu verfertigen.«
    Entsetzt starrte Wrangel Bunk an. Was redete sie da?
    »Wie meint Sie das? Erkläre Sie es dem Gericht etwas genauer.«
    »Der Arzneienkrämer Johann Jähner wollte einen Menschenkopf für sein Labor. Zusammen mit Cäcilie Jürgens habe ich für ihn als Kräuterhöker gearbeitet. Doch was wir ihm an Kraut und Wurzeln brachten, war ihm nicht genug. Diebsdaumen wollte er haben für eine wundersame Salbe und einen Menschenkopf für eine ganz besondere Tinktur. Die Jürgens und ich sollten es ihm beschaffen. So brachten wir im Januar die Rieken zu ihm.«
    Wrangel sprang auf und stieß dabei seinen Stuhl um. Bunk musste von Sinnen sein! Welch wirre Geschichten breitete sie auf einmal vor dem Prätor aus? Kein Wort hatte sie davon zuvor verlauten lassen. Sie zerstörte seine ganze Verteidigungsstrategie! Was war nur auf einmal in das Weib gefahren? Warum beschuldigte sie diesen Arzneienkrämer? Und wer war diese Cäcilie Jürgens überhaupt? Wrangel schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte und fuhr Bunk mit scharfem Ton an: »Was redest du da, Weib?«
    »Regt Euch nicht auf, Prokurator. Mit den Jahren sammelt man die Erfahrung, dass der Kerker die Gefangenen läutert und noch so manches dunkle Geheimnis lüftet, wenn die Strafe Gottes naht. Setzt Euch und lasst uns zunächst mit der Befragungfortfahren. Hinterher bleibt Euch genügend Zeit, das Gehörte in Eure Verteidigung einzuarbeiten.«
    Mit väterlich gütiger Geste wies Wilken auf den Stuhl, den Wrangel umgeworfen hatte. Asthusen eilte herbei, um ihm beim Aufrichten zu helfen.
    »Fahre Sie fort mit Ihrer Schilderung, wie Sie die Rieken zu diesem Arzneienkrämer gebracht hat und was dann passierte.«
    »Am 25.  Januar kam ich, kurz bevor die Tore geschlossen wurden, mit der Rieken nach Hamburg und brachte sie auf meine Bude, die ich mit Cäcilie Jürgens teilte. Wir gaben ihr zu essen und zu trinken, und dann lief Cäcilie los, um Jähner zu holen. Der kam und brachte Schnaps mit. Damit hat er sie, die Rieken, meine ich, betrunken gemacht. Als sie schlief, hat er ein großes Messer genommen und ihr damit den Kopf abgeschnitten.«
    »Und was hat Sie dabei gemacht?« Wilken wies mit dem Kopf auf die Gefangene.
    »Nichts. Ich bin rausgegangen. Ich konnte das nicht mit ansehen.«
    »Und die andere, diese Jürgens? Was hat die gemacht?«
    Bunk zögerte einen Augenblick. Dann heftete sie ihren Blick auf ihre Schuhe. »Sie ist mit mir raus. Sie konnte das auch nicht sehen. Wir waren ja nur Höker und keine Apotheker, die wohl eher wissen, wie man einen Körper zur Gewinnung von Arzneien zerlegt.«
    »So war Sie also nicht dabei, als die Rieken starb?«
    »Nein. Wir haben im Flur gestanden und aufgepasst, dass keiner kommt.«
    »Was geschah dann?«
    »Danach hat Jähner den Kopf in einen Sack getan und

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