Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Scharade der Liebe

Titel: Scharade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
Glaubst du, du könntest dich überwinden, sie Jack statt Freddie zu nennen?«
    Georgie legte den Löffel neben ihre Porridgeschüssel und kletterte auf die Armlehne neben ihre Schwester. Sie steckte den Daumen in den Mund und schmiegte sich an Jack. Dann sagte sie: »Jack ist n-nicht sch-schlecht.«
    »Ich mag Jack auch, meine Süße. Warum denkst du nicht einfach ein bisschen darüber nach. Du kannst mich so nennen, wie du willst. Ach, ich bin so froh, dass du bei mir bist, mein kleiner Kürbis!« Sie zog Georgie an sich und küsste sie aufs Ohr. Gray sah, dass sie Tränen in den Augen hatte. Dann zog sie Georgie auf ihren Schoß und wiegte sie. »Wir beide werden so viel Spaß hier haben. Ich habe gehört, hier gibt es einen Ort, der Astley heißt, und da gibt es Pferde und Reiter, die alle möglichen Kunststücke darauf machen. Gray, warst du schon einmal da?«
    »Als ich zehn Jahre alt war, hat mich Lord Burleigh einmal dorthin mitgenommen. Ich fahre nächste Woche mit dir und Georgie dorthin.«
    Georgie nahm den Daumen aus dem Mund und sagte: »Ich mag Pf-Pferde.«
    Am nächsten Morgen erwachte Gray früh. Er war ausgeruht und energiegeladen. So gut hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Er streckte sich, berührte einen warmen Körper und erstarrte. Für einen kurzen Augenblick hatte er es vergessen. Neben ihm schlief seine Frau.
    Seine Frau. Jack.
    Ganz vorsichtig zog er sie an sich. Sie schmiegte sich an ihn, das Gesicht auf seiner Schulter, und er grinste glücklich vor sich hin, während die Morgensonne das Zimmer langsam mit Helligkeit erfüllte.
    Schließlich stand er leise auf, um sie nicht zu wecken. Sie musste vollkommen erschöpft sein, und dazu hatte er nicht unwesentlich beigetragen. Er ging in sein Ankleidezimmer und läutete nach Horace, seinem Kammerdiener, der ihm vor Jahren von Ryder Sherbrooke empfohlen worden war.
    Ryder Sherbrooke hatte ihn damals vor der Deportation nach Botany Bay gerettet. Horace war zehn Jahre alt gewesen und für schuldig befunden worden, einem Gentleman die goldene Uhr gestohlen zu haben. Er war ausgepeitscht worden, und Ryder war klar gewesen, dass er die lange Reise nach Australien niemals überstehen würde. Am Abend bevor er hätte verschickt werden sollen, hatte Ryder ihn aus Newgate freigekauft.
    An Horaces achtzehntem Geburtstag hatte Gray Ryder und Sophie in Chadwick besucht. Horaces Lebenstraum war immer schon gewesen, ganz ausgezeichnetes Englisch zu sprechen und der Kammerdiener eines Gentlemans zu sein. Dank Ryder sprach er mittlerweile Englisch, als sei er in Eton gewesen. Und was das Übrige anging, so hatte Gray sich gedacht: Warum eigentlich nicht?, und sie waren handelseinig geworden. Jetzt waren sie seit vier Jahren zusammen.
    Horace war auch nur vier Jahre jünger als er. Er erzählte ihm alles, von der letzten Eroberung des Lakaien Remie bis hin zu Durbans Laune.
    Als Horace, der größer war als Gray, das Ankleidezimmer betrat, hielt er neben einer Schale mit dampfendem Wasser zwei zerknüllte Umschläge in der Hand.
    »Was ist das?«
    »Ich habe sie in Eurer Westentasche gefunden«, erwiderte Horace und reichte sie Gray. »Mr. Quincy hat gesagt, Ihr wärt gestern in, ähem, Eile gewesen, als Mr. Ryder gegangen war, und hättet Euch nicht die Zeit genommen, sie zu lesen. Mr. Quincy war ganz aufgeregt deswegen - Ihr wisst ja, wie er ist -, weil der Bursche, der einen der Briefe brachte, sagte, es sei äußerst eilig. Mr. Quincy wollte wissen, ob Ihr ihn schon gelesen habt. Nun, ich sagte ihm, dass ich das nicht wisse.«
    Nackt stand Gray in seinem Ankleidezimmer, das von der Morgensonne durchflutet wurde, und entfaltete einen Brief. Er glättete ihn, dann schnaubte er. Es war schon wieder ein Drohbrief von diesem Mistkerl Clyde Barrister: Es war langsam an der Zeit, dachte Gray, endlich das Versprechen einzulösen und ihn gründlich durchzuprügeln. Er dachte an den früheren Brief - er war kurz vor der Ankunft der Großtanten eingetroffen, und jetzt, nur ein paar Wochen später, war er verheiratet.
    »Mylord?«
    Horace legte den Kopf schief und sah Gray an.
    »Was? Oh, nichts, Horace, nur wieder so ein Brief von Clyde Barrister, diesem Idioten. Ich muss die Sache ein für allemal beenden. Gib mir den anderen Brief.«
    Gray las auch den zweiten Brief, dann seufzte er. »Nun, das ist eine Erleichterung. Der Brief ist von Lord Burleigh. Er möchte mich sehen, sagt, es sei dringend.« Gray hob den Kopf. »Was es wohl geben mag? Gott sei Dank

Weitere Kostenlose Bücher