Scharfe Pranken
um, die im selben Moment aufschwang. Niles Van Holtz betrat die Küche. »Oh, gut. Ihr seid beide hier.«
»Ich gehe«, sagte Dee. »Bin gefeuert.«
»Das wurde soeben widerrufen.«
Der jüngere Van Holtz wirbelte herum. »Wurde es nicht, verdammt! Wir waren uns einig!«
»Nein, waren wir nicht. Du hast Zeter und Mordio geschrien, und ich hab hier und da ein ›Mhm‹ eingeworfen, um dich zu beruhigen. Aber im Moment haben wir ein größeres Problem, um das wir uns kümmern müssen.«
»Und zwar?«
»Ich habe mit Blaynes Vater gesprochen, Ezra. Hat ihn einer von euch mal kennengelernt?«
Dee hatte den Mann zwar getroffen, sich aber nicht mit ihm unterhalten. Er hatte auf sie gewirkt wie jeder andere Wolf der Magnus-Meute dem sie bisher begegnet war: groß, unfreundlich, mit einer Vorliebe für Zweiräder.
»Er ist ein einzigartiger Mann«, fuhr Niles Van Holtz fort. »Und wenn wir nicht wollen, dass er richtigen Schaden anrichtet, müssen wir eine Sache erledigen, bevor er uns hilft, Blayne aus Ursus County herauszuholen. Und wir müssen sie schnell erledigen.«
»Und das wäre?«
»Wir müssen diejenigen finden, die sich Blayne geschnappt haben. Wir müssen sie finden und sie erledigen.« Der ältere Van Holtz sah zu Dee hinüber. »Das dürfte doch genau deine Kragenweite sein, oder nicht?«
»Ich schätze schon.«
»Aber wir haben keine Ahnung, wo sie sind«, warf Ric ein. »Und alles, was unser Verfolgerteam gefunden hat, war Novikovs Wagen – und der war auch schon verschwunden, als das restliche Team angerückt ist. Das Gebiet war komplett geräumt, als unsere Leute eingetroffen sind.«
»Bären«, erwiderte Dee, und als die beiden Männer sie nur anstarrten, wiederholte sie: »Bären. Es waren Bären, die Novikov und den Pudel …«
»Hör auf, sie so zu nennen!«
»… nach Ursus County gebracht haben. Die Bären haben alles aufgeräumt, aber Bären würden in einem solchen Fall niemals etwas wegwerfen.«
»Das ergibt Sinn«, sagte der ältere Van Holtz und wandte sich an seinen Cousin: »Denkst du, Lock …«
»Er wird uns nicht mehr helfen.« Ric schaute zu Dee hinüber. »Und mit dir spricht er noch nicht mal mehr.«
»Hast du ihn gegen mich aufgehetzt?«
»Ich?«
»Würdet ihr beide bitte damit aufhören? Wir brauchen eine Kontaktperson.«
Ric zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich kenne Lock und seine Eltern, und seine Onkel kannst du auch vergessen. Sie lieben Blayne.«
Niles richtete seinen Blick auf Dee.
»Die einzigen Bären, die ich außer Lock kenne, wohnen in Tennessee.« Sie kratzte sich am Kopf. »Es gibt da vielleicht jemanden, der uns helfen kann.« Sie griff in ihre Lederjacke und holte ihr Handy heraus. »Meine Cousine Sissy. Sie und Ronnie Lee steigen schon seit Jahren mit Bären ins Bett. Die kennen bestimmt jemanden.«
Niles kicherte, während sich Ric mit einem Knurren wieder daran machte, das arme Zebra zu zerlegen.
Lou Crushek – allen, die mutig genug waren, ihn von Angesicht zu Angesicht so zu nennen, auch als Crush bekannt – öffnete seine Haustür und blickte mit einem Auge auf die Menschenfrau, die furchtbar nach Katze stank.
»Was?«
»Dir auch einen schönen Nachmittag. Ist es gestern spät geworden?«
»Ziemlich.« Sie starrten einander an, wie nur Polizisten es konnten. »Ich nehme mal an, du willst reinkommen.«
»Vielen Dank für die Einladung!«
Da er wusste, dass Widerstand die reinste Zeitverschwendung war, machte Crush einen Schritt zur Seite und ließ Dez MacDermott – einen der wenigen Vollmenschen bei der Truppe, den er tatsächlich respektierte – in seine Wohnung. Er kannte Dez seit vielen Jahren. Sie arbeiteten sehr gut zusammen, und er hatte nicht nur einmal mit dem Gedanken gespielt, sie anzugraben. Irgendetwas hatte ihn bislang jedoch immer davon abgehalten, sich die Mühe zu machen. Anfangs hatte er angenommen, dass es das »Du sollst nicht scheißen, wo du isst«-Gebot war, das er durch eine Beziehung mit einer Kollegin hätte brechen müssen. Später war ihm jedoch aufgegangen, dass es schlichtweg daran lag, dass sie eine Katzenliebhaberin war – im wahrsten Sinne des Wortes.
Crush schloss die Tür und drehte sich zu ihr um. »Also, was gibt’s? Und mach’s kurz, Püppchen.«
»Unfassbar, dass du immer noch solo bist.« Sie ließ sich auf seine Couch fallen, als gehöre ihr die Bude. Das musste sie sich bei ihrem Mann Mace Llewellyn abgeguckt haben – einen atypischeren Löwen gab es mit Sicherheit
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