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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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Prinzip!
    Vielleicht sollte er den Jungen einfach bis zur Bewusstlosigkeit würgen. Wenigstens schliefe er dann.
    Bevor Grigori sein Vorhaben jedoch in die Tat umsetzen konnte, hörte er hinter sich ein Grunzen. Er drehte sich um und sah Norm Blackmon vor sich. Und was noch merkwürdiger war: Irina Zubachev stand direkt hinter ihm. Grigori kannte keine bösartigere Grizzly-Bärin. Kein Wunder, schließlich gehörte sie zu den Kamtschatka-Bären. Sie stammte von harten, brutalen russischen Bären ab, die dafür bekannt waren, dass sie Menschen nicht nur fraßen, wenn sie am Verhungern waren, sondern auch, wenn sie einfach nur Appetit auf Menschenfleisch hatten. Und obwohl sie gemeinsam in Ursus County aufgewachsen waren, konnte sich Grigori nicht daran erinnern, dass die Frau jemals bei ihm zu Hause gewesen war. Niemals.
    »Was?«, fragte er die beiden.
    »Das ist für Fleck«, antwortete Norm und trat mit einem großen Karton ins Zimmer.
    »Nenn mich nicht so«, murmelte der Junge und stellte die Couch endlich ab.
    »Und das ist für Blayne«, fügte Irina hinzu, und Grigori und Bold starrten sie mit offenem Mund an. Wenn es eines gab, das jeder in der Stadt wusste, dann, dass die Zubachevs Hunde hassten. Sie verachteten und verabscheuten sie so sehr, dass sie ihre mildere Stimmung dadurch zum Ausdruck brachten, dass sie ihnen die Beine ausrissen und nicht die Köpfe. Grigori wollte gar nicht erst darüber nachdenken, was die Zubachevs mit Hunden anstellten, wenn sie nicht milde gestimmt waren. »Sag ihr, dass ich die Intensivspülung bis morgen für sie besorgen kann.«
    Bold stellte sich neben Grigori. »Ist das alles für ihr Haar?«
    »Und für deins. Sie hat recht«, teilte Irina dem Jungen geradeheraus mit. »Du hast ein Spliss-Problem. Ein bisschen Spülung wird deinen Haaren guttun.«
    Damit verließ Irina das Zimmer, und Norm stellte den Karton vor Bolds Füßen ab. »Für dich. Es ist von Blayne.«
    Bold riss den Umschlag ab, der an dem Karton klebte, öffnete ihn und las laut vor: »Im Namen meiner geistigen Gesundheit und der aller anderen – bitte, benutz die Sachen.«
    Norm grinste bereits, und Grigori schloss sich ihm an, als Bold den Karton öffnete und ein Paar erstklassige Schlittschuhe herausholte.
    »Ich mache doch Urlaub«, beschwerte sich Bo, und Grigori warf dem Lippenbär, der neben ihm stand, einen verzweifelten Blick zu.
    Bo flog mit dem Kopf voraus aus dem Haus seines Onkels, quer über die Veranda und landete im Schnee. Die Hockeyausrüstung folgte umgehend und kollidierte auf schmerzhafte Weise mit seinem Rücken und Hinterkopf.
    »Wollt ihr mir vielleicht irgendetwas sagen?«, brüllte er den beiden älteren Bären zu, bevor diese die Tür zuknallten. »Das ist total unhöflich!«, zitierte er Blayne.
    Bo setzte sich auf. »Na schön. Sie wollen mich hier nicht. Dann bleibe ich auch nicht.« Er zog sich bis auf die Boxershorts aus, legte die komplette Ausrüstung an, abgesehen von den Socken und Schlittschuhen, und stapfte zu dem Teich, der sich auf dem Grundstück seines Onkels befand – seinem Lieblingsteich auf der ganzen weiten Welt.
    In den acht Jahren, in denen er in Ursus County gelebt hatte, war er im Winter jeden Tag um sechs Uhr morgens zu diesem Teich gegangen. Man hätte die Uhr danach stellen können. Die Sommer waren härter für ihn gewesen, da er auf die Eisfläche in der Halle hatte ausweichen müssen, um zu üben. Aber nachdem er sich mit den Hausmeistern angefreundet hatte, hatten sie ihn reingelassen, um zu trainieren. Tag für Tag, Sommer für Sommer, bis Bo sich seinen eigenen Schlüssel verdient hatte.
    Er warf seine Ausrüstung auf den Boden und setzte sich daneben, um seine Socken und Schlittschuhe anzuziehen. Er war aufgeregt und freute sich bereits darauf, ein wenig Zeit nur mit sich, seinem Schläger und dem Eis zu verbringen.
    Dann trat er aufs Eis und holte tief Luft. Blayne hatte recht gehabt. Er brauchte das, ob er nun Urlaub machte oder nicht.
    Grinsend setzte er seinen Helm auf und begann mit ein paar Übungen.
    Blayne rannte den Hügel hinauf und blieb erst auf dem Gipfel stehen. Sie keuchte schwer, stemmte die Hände in die Hüften und ließ ihren Blick über die wunderschöne Landschaft schweifen. Dieser Hügel war der höchste in der Gegend, und zu ihrer Rechten konnte sie sogar das Meer sehen. Wenn sie direkt nach unten schaute, erkannte sie einen der riesigen, von Menschen angelegten Salzwasserseen, an dessen Ufer drei Eisbären saßen, die

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