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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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Schlittschuhe. Aber das war auch schon alles, was sie an diesem teuflischen, gewalttätigen Sport liebte!
    »Ich kann nicht mehr!« Sie versuchte verzweifelt, den Helm auszuziehen. Es war gar nicht so einfach, da sie die Handschuhe nicht abschütteln konnte, was wiederum bedeutete, dass sie den Riemen nicht zu fassen bekam, mit dem der Helm befestigt war.
    Bo skatete auf sie zu. Er schien seine knapp zweihundert Kilogramm überhaupt nicht zu spüren und glitt sehr elegant übers Eis.
    »Weichei«, neckte er sie, als er erneut an ihr vorüberfuhr.
    Sie knurrte und ließ die Arme an ihren Seiten herunterbaumeln. »Ich bin kein Weichei. Ich hab’s einfach nur satt, mit diesem verdammten Puck bombardiert zu werden.« Stundenlang! Er quälte sie nun schon stundenlang! Sie hatte Hunger, miese Laune und war von oben bis unten mit puckgroßen blauen Flecken übersät!
    »Nur ein Mädchen«, schickte Bo hinterher, als er in kleinen Kreisen um sie herumskatete, wobei er ziemlich sexy aussah. Sie konnte sich zwar auch nicht erklären, warum sie gerade dieses Kreisen so sexy fand, aber das tat sie – verdammt sollte er sein! »Kannst keinen Männersport betreiben. Wirst wohl bei deinem Klein-Mädchen-Derby bleiben müssen.«
    Blayne schwang mit dem Kinder-Hockeyschläger nach Bo. Er hakte sich mit dem gebogenen Ende seines eigenen Schlägers in ihren ein, fuhr rückwärts und zog sie mit sich.
    »Du«, fauchte sie, »würdest das Derby gar nicht durchstehen. Die Babes würden dich bei lebendigem Leib auffressen, und das weißt du auch.«
    »Dürfte ich denn dann auch diese Shorts tragen?«
    Sie presste ihre Lippen zusammen, um nicht loszuprusten. Das Bild von Bo in den ultraknappen Shorts der Assault and Battery Park Babes würde sich auf ewig in ihr Gehirn einbrennen.
    Bo zog Blayne über den Teich, ohne nach hinten zu schauen. Er hatte als Kind so viel Zeit auf diesem Teich verbracht, dass er seine Ausmaße instinktiv kannte und sich nicht umschauen musste.
    »Du hast auf diesem Teich trainiert, oder?«, fragte Blayne. »Als du noch ein Kind warst?«
    »Yup. Im Winter bin ich jeden Tag vor und nach der Schule hierhergekommen.«
    »Du vermisst das, stimmt’s?«
    »Ich schätze schon.«
    »Du solltest öfter zu Besuch herkommen. Ich bin mir sicher, dass sich dein Onkel sehr darüber freuen würde.«
    »Blayne …«
    »Ich meine ja nur.«
    »Lass es.«
    »Alle freuen sich, dass du wieder da bist. Du bist der Held der Stadt.«
    »Und das weißt du, weil …«
    »Bob Sherman es mir gesagt hat.«
    Bo war so verblüfft, dass er beinahe stolperte. »Bob Sherman?«, fragte er. »Dem die Tankstelle gehört?«
    »Mhm.«
    »Wann hast du dich denn mit dem unterhalten?«
    »Ich hab heute Morgen, als ich joggen war, eine Flasche Wasser bei ihm gekauft – auf deine Rechnung übrigens. Nachdem ich auf dem Markt mit Craig und Luther Vanders geplaudert hatte.«
    »Du hast mit Craig und Luther gesprochen?«
    »Ja. Sie sind wirklich nett. Haben mir Obst geschenkt.«
    »Sie haben dir Obst geschenkt ?«
    »Yup. Ich habe ihnen angeboten, zurück nach Hause zu laufen und Geld zu holen, aber sie meinten, das sei nicht nötig. Sie sind wirklich süß.«
    Und geizig. Craig und Luther waren geizige Bären. Sie schenkten niemandem etwas. Keine Birne, keine Erdbeere, keine Erdnuss. Nichts!
    Doch anstatt Blayne weiter nach den Vanders-Brüdern auszufragen, erkundigte Bo sich nach Bob Sherman, besser bekannt als der Fiese Alte Bob Sherman oder Dieser Alte Mistkerl Bob Sherman. »Du hast mit Bob Sherman gesprochen? Ich meine, hat er … auch gesprochen?«
    »Klar.«
    »Okay.«
    »Du solltest dich nicht schlecht fühlen, weil du das nicht hinkriegst. Dieses Talent hat eben nicht jeder.«
    »Weil ich was nicht hinkriege?«
    »Freundlich mit den Leuten zu plaudern. Ich glaube fest daran, dass das nicht jeder können muss, und es ärgert mich wirklich, wenn jemand versucht, andere dazu zu zwingen. So als seien sie nicht normal, nur weil sie nicht die ganze Zeit reden, reden, reden.«
    »Aha.«
    »Und das Beste ist«, fuhr sie fort, da nichts diese Frau jemals von ihrem anvisierten Ziel abbrachte, »wenn du bei deinem Onkel wohnst, wenn du zu Besuch herkommst, musst du mit niemandem außer ihm reden. Und ihr beide grunzt euch morgens sowieso nur an. Ihr helft euch also gegenseitig.«
    »Du hast das Konzept von ›eine Sache auf sich beruhen lassen‹ noch nicht ganz verstanden, oder?«
    »Äh … Bo?«
    »Okay, schön.« Er wollte nicht mit ihr streiten.

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