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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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hätte er diese Massen auch nicht bemerken können? Mehr oder weniger die ganze Stadt, sprich: ganz Ursus County sowie sämtliche ortsansässigen Kanadier saßen da und warteten darauf, dass das Spiel begann. Er ließ seinen Blick hastig über die Menge schweifen und sah Blayne allein an der Seite stehen. Er skatete zum Rand des Teichs und winkte sie zu sich heran.
    »Was ist hier los?«, fragte er, als sie vor ihm stand.
    »Ähm …«
    Er nahm seinen Helm ab und schüttelte sein Haar. »Nicht ›ähm‹. Was ist hier los?«
    »Sie sind einfach aufgetaucht.«
    »Aha.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob mir dein Tonfall gefällt.«
    »Mein Tonfall?«
    »Er impliziert, dass ich nicht die Wahrheit sage.«
    »Vielleicht sollten wir mal den Chief und meinen Onkel fragen, wie es um deine Wahrheitsliebe bestellt ist, o Meisterin der Krokodilstränen.«
    »Du genießt das viel zu sehr.«
    »Da hast du wahrscheinlich sogar recht. Außerdem«, er lehnte sich vor und presste seine Stirn auf ihre, »gefällt es mir, dass du auch eine verschlagene Seite hast, Blayne Thorpe.«
    Blayne grinste. »Dein Akzent kommt wieder zurück.«
    »Welcher Akzent?«
    »Also, wer sagt jetzt nicht die Wahrheit?« Sie löste sich von ihm und drehte sich um.
    »Kein Kuss?«, rief er ihr nach, als sie davonging, und aller Augen wandten sich ihm zu.
    Blayne sah ihn über ihre Schultern hinweg an. »Musstest du das unbedingt rausbrüllen?«
    »Ist das ein Nein?«
    »Ja. Das ist ein Nein. Kein Kuss für dich.«
    »Och, komm schon!«, rief die Menge, und Bo erschrak regelrecht.
    »Du kannst ihn doch nicht so zappeln lassen!«
    »Küss ihn!«
    »Komm schon, küss ihn, Süße!«
    Dann begann jemand zu klatschen und »Küss ihn! Küss ihn! Küss ihn!« zu rufen, und alle stimmten ein.
    Blayne stampfte wieder zu Bo zurück. »Dafür gebe ich dir die Schuld.«
    »Du bist doch diejenige, die sich hier mit allen anfreundet. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir das Haus meines Onkels nie verlassen.« Dann beugte er sich nach vorn und fügte flüsternd hinzu: »Oder mein Bett.«
    »Keine Sorge. Das ist immer noch da, wenn wir heute Abend nach Hause kommen.«
    Blayne streckte die Arme nach oben, legte ihre Hände auf seine Schultern und zog ihn zu sich nach unten, bis sie ihn auf Zehenspitzen erreichen konnte. Sie küsste ihn, und der Jubel und die Anfeuerungsrufe verschwammen zu schwachen Hintergrundgeräuschen, als er sie zu sich heranzog und den Kuss erwiderte.
    »Sie starren uns alle an, oder?«, fragte Blayne, als sie sich schließlich voneinander lösten.
    »So ziemlich.«
    »Bloß gut, dass ich nicht schüchtern bin.« Sie zwinkerte ihm zu und lief zu den anderen Zuschauern hinüber, die Klappstühle und Bänke mitgebracht hatten, damit sich alle setzen konnten. Marci hatte einen Platz für sie frei gehalten.
    »Ihr beide seht glücklich aus«, sagte sie.
    »Nicht so glücklich wie Grigori, als er heute Morgen nach Hause gekommen ist.«
    »Ähm … ähm …« Völlig aus der Fassung gebracht, drehte sich Marci hastig wieder zum Teich um, auf dem sich die beiden Teams aufwärmten. »Das ist wirklich aufregend«, plapperte sie. »Die meisten von uns haben Bold Novikov seit Jahren nicht spielen sehen.«
    »Gibt’s hier in der Nähe kein Profiteam?«
    »Nur kleine Mannschaften aus anderen Bärenstädten verirren sich so weit nach Norden. Die Profiteams kommen nicht hier raus, weil wir andere Spezies nicht unbedingt herzlich empfangen.«
    »Oh.« Blayne dachte einen Moment darüber nach. »Aber alle haben mich sehr herzlich empfangen.«
    Marcis Lächeln kehrte zurück. »Das haben wir in der Tat.« Sie lehnte sich zu ihr und flüsterte: »Die ganze Stadt spricht darüber, wie gut du mit Kerry-Ann zurechtgekommen bist. Für gewöhnlich ist sie sehr einschüchternd.«
    »Liegt das an ihren winzigen, funkelnden Augen?«, gab Blayne flüsternd zurück. »Mit ein bisschen Make-up könnte ich ihr da nämlich wirklich helfen.«
    Marci nahm Blaynes Hand in beide Hände. »Ich fange allmählich an, dich zu bewundern, Blayne Thorpe.«
    Sein Onkel – der Einzige, dem alle als Schiedsrichter dieser Partie vertrauten, weil er stets viel zu hart mit Bo ins Gericht ging, um seine Fehler zu ignorieren – wollte gerade den Puck fallen lassen, als sie das Gelächter hörten. Sie hielten einen Moment inne und sahen zu den Zuschauern hinüber.
    »Scheint, als würde deine winzige Freundin richtig gut hier reinpassen, Bold Novikov«, bemerkte Raymond, offensichtlich

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