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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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Bremsen.«
    Sie funkelte ihn über seine Finger hinweg an.
    »Um das Ganze für dich einfacher zu machen, werde ich auf jeden deiner Punkte eingehen. Der Reihe nach.«
    Der Reihe nach?
    »Erstens, du magst vielleicht immer zu spät kommen, aber ich bin immer pünktlich. Und ja, ich werde dich nerven, wenn du spät dran bist und mich damit auch aufhältst, aber ich werde deswegen nicht hysterisch werden, weil ich weiß, dass du nun mal so bist, genauso wenig, wie du hysterisch werden wirst, wenn du feststellst, dass ich dir immer eine viel frühere Uhrzeit sage, weil ich weiß, dass du zwei Stunden zu spät kommen wirst.« Moment mal. Was? »Zweitens, ich bestehe nicht darauf, dass sich außer mir irgendjemand nach einem Zeitplan richtet. Alles, worum ich dich bitte, ist, dass du meinen Zeitplan respektierst, denn im Augenblick dreht sich bei mir nun mal alles um Eishockey und meine Verpflichtungen gegenüber dem Team, für das ich spiele. Drittens, hör auf, meine außergewöhnlichen Fähigkeiten im Bereich Zeitmanagement mit Diktatoren zu vergleichen. Viertens, ich werde deine Sachen nicht rausschmeißen, sofern sie sich nicht ohnehin bereits im Mülleimer befinden, aber sobald ich extreme Messie-Tendenzen erkenne, machst du eine Therapie. Fünftens, es ist mir egal, ob du billigen, hässlichen Scheiß trägst, solange du diesen billigen Scheiß nicht als Ausrede dafür benutzt, dass du zu spät kommst. Das geht nicht beides. Das ist nicht fair. Und sechstens, ich hasse Kinder nicht, aber ich bin mir sicher, dass ich immer der Ansicht sein werde, dass meine Kinder besser sind als alle anderen, weil sie meine Kinder sind, was sie sowieso automatisch unglaublich macht.« Er hielt inne, nickte und fügte dann hinzu: »Ich glaube, ich habe all deine Bedenken entkräftet.«
    »Absolut«, stimmte sie zu.
    »Gut.«
    »Du hast mir tatsächlich zugehört und mich ernst genommen.«
    »Natürlich.«
    Blayne sprang vom Bett. »Und wie genau soll ich damit jetzt umgehen?«
    Bo lehnte sich im Bett zurück, stützte sich auf seinen Ellbogen auf und hob seine offenen Handflächen. »Im Moment wird dich nichts , was ich sage, glücklich machen, oder?«
    »Wahrscheinlich nicht!«
    Sie würde ihn wahrscheinlich immer in den Wahnsinn treiben. Egal, ob sie sich gerade im Bett befanden oder nicht, sie würde ihn immer ein wenig aus dem Gleichgewicht bringen. Ihn … verwirren. Er war sich nicht sicher, dass das wirklich etwas Gutes war, aber zumindest wusste er, dass ihm nie langweilig werden würde. Er würde sie niemals allein lassen. Der Gedanke daran, was sie anstellen würde, während er weg war, war einfach zu Furcht einflößend.
    Sie schnappte sich sein Trikot vom Boden, streifte es über und stürmte dann aus dem Zimmer. Bo beschloss, dass dieser Streit für ihn noch nicht zu Ende war und ging ihr nach. Sie war bereits zur Haustür hinaus, als er in den Flur trat, der ins Licht der Morgensonne getaucht lag.
    »Du hast nicht mal Schuhe an«, rief er ihr nach, erleichtert, dass sich zumindest der Sturm gelegt hatte.
    »Danke, Mom! Ich werd’s mir merken.«
    Er griff nach ihren Stiefeln, die sie auf dem Boden hatte liegen lassen, und folgte ihr nach draußen.
    »Willst du deine Zehen verlieren? Glaubst du, das wäre attraktiv?« Sie stand am Rand der Veranda, und er ging neben ihr in die Hocke und steckte ihre Füße in die Stiefel. »Mach mich nicht wütend, Blayne.«
    »Äh … Bo?«
    »Wir können uns streiten. Du kannst davonlaufen.«
    »Bo.«
    Er schnürte ihre Stiefel zu. »Aber lauf nicht in irgendwelche Vulkankrater oder Tsunamis oder in die Eiseskälte von Ursus County, weil du mal wieder die Dramaqueen spielen willst.«
    »Bo!«
    »Was?«
    Blayne räusperte sich und sagte: »Äh … Bold Novikov, ich möchte dir meinen Vater vorstellen. Ezra Louis Thorpe.«
    Bo betete, dass sie sich einen Scherz erlaubte – auch wenn er genau wusste, dass dem nicht so war –, und ließ seinen Blick die Verandastufen hinunterwandern. Kein Lächeln auf den Lippen, schwarz, kräftig gebaut, um die fünfzig und noch immer mit einem sehr kurzen, militärischen Haarschnitt – Bo wusste sofort, dass es sich bei dem Mann nur um Blaynes Vater handeln konnte.
    »Sir«, sagte Bo, bevor er wieder zu Blayne hinaufblickte. »Ich bin so was von nackt«, flüsterte er. Er konnte sich ausmalen, welchen ersten Eindruck er gerade hinterließ.
    »Ich bin mir fast sicher, dass ihm das nicht entgangen ist«, flüsterte sie zurück. »Aber ich glaube

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