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Scharfe Sachen für die Diva

Scharfe Sachen für die Diva

Titel: Scharfe Sachen für die Diva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ankerten in verschwiegenen
Buchten. Ich ging jedoch nie von Bord. Auch wenn die anderen mit dem Beiboot
zum Strand fuhren, blieb ich an Deck und trank Whisky. Mein einziger Wunsch
war, wieder nach Los Angeles zu kommen, zurück in die Zivilisation. Aber Don
beharrte, die Seeluft würde mir gut tun, und ich hatte einfach nicht die
Energie, mich gegen ihn durchzusetzen .«
    Sie nahm einen Schluck aus
ihrem Glas. »Es herrschte eine ziemliche gereizte Stimmung auf dieser
verdammten Yacht. Alle saßen sich viel zu dicht auf der Pelle. Es gab viel
Streitereien und Auseinandersetzungen, ich schenkte ihnen aber kaum
Aufmerksamkeit, weil ich mich die meiste Zeit im Schwebezustand befand. An ein
paar Dinge erinnere ich mich allerdings noch. Karen Morgan verfolgte mit
Mißbehagen, daß Darrach so hinter mir her war, und hatte im Salon deswegen
Krach mit ihm. Am liebsten hätte sie Craig Martin dazu angestiftet, Darrach zu
verprügeln, worauf Craig ganz blaß wurde und etwas in dem Sinne murmelte, warum
denn nicht alle vernünftig sein könnten? Ein anderes Mal hatten Friar und
Darrach eine handgreifliche Auseinandersetzung, und Friar verprügelte Darrach
nach Strich und Faden. Ich habe nie erfahren, was der Anlaß gewesen war. Und
dann kam diese letzte Nacht, in der alles passierte .«
    Sie schwieg sekundenlang, und
ich konnte nicht feststellen, ob sie hinter der großen Sonnenbrille den Blick
auf mich gerichtet hatte oder nicht. Dann fiel mir ein, daß sie mich sowieso
nicht sehen konnte, und ich kam mir töricht und irgendwie schuldbewußt vor.
    »Ich war betrunken«, fuhr sie
schließlich fort. »Wie immer, seit ich mich an Bord dieser verdammten Yacht
befand. An jenem Abend war ich jedoch noch betrunkener als sonst. Deshalb weiß
ich nicht mehr, worum es ging oder wie überhaupt die Geschichte anfing. Ich
erinnere mich bloß noch an einen gewaltigen Krach. Alle brüllten sich
gegenseitig an, und ich brüllte mit. Ich war über irgend
etwas so aufgebracht! An das Gefühl erinnere ich mich noch, nur nicht
mehr, warum ich es empfand. Und es wurden schreckliche Dinge gesagt. Über mich,
über alle anderen Anwesenden. Dann fingen zwei Männer zu kämpfen an, und ich
versuchte, den Streit zu schlichten. Nicht körperlich, meine ich. Aber ich
wußte, wenn ich ihnen die Wahrheit sagte, würden sie aufhören zu kämpfen.
Deshalb sagte ich ihnen die Wahrheit. Ich schrie sie heraus. Die beiden brachen
ihren Kampf ab, und plötzlich herrschte Stille. Niemand redete mehr. Was immer
ich gesagt hatte, genügte, um ihnen die Sprache zu verschlagen .«
    Sie führte ihr Glas an die
Lippen und trank es in gierigen Schlucken leer.
    »Ich erinnere mich nur noch an
den Schmerz«, sagte sie dann leise. »O Gott! Wie es brannte! Ich konnte
jemanden schreien hören, entsetzlich schreien, und es dauerte geraume Zeit, bis
ich merkte, daß ich es war, die so schrie. Dann rannte ich los, weil ich den
Schmerz nicht länger aushalten konnte, prallte gegen eine Wand und verlor das
Bewußtsein. Danach folgte der endlose Alptraum. Ich war in irgendeinem
Krankenhaus, aber wo sich das befand, habe ich nie erfahren. Dieser widerliche
aseptische Geruch überall und diese grauenhaft unpersönlichen Experten an der
Arbeit. Besänftigende Stimmen, gestärkte Bettücher und die ganze Zeit
Dunkelheit. Wenn ich schreiend aufwachte, waren sie wieder da mit ihren
beruhigenden Stimmen und ihren kühlen, trockenen Händen, mit denen sie mir die
Spritze in den Arm stachen. Ich weiß nicht, wie lange ich dort war, aber mir
schien es wie eine Ewigkeit. Ganz allmählich machte ich mich mit der Tatsache
vertraut, daß ich blind war und daran nichts mehr geändert werden konnte. Da
war dieser Arzt, der Mitleid förmlich ausstrahlte, als er mir mitteilte,
medizinisch gesehen könne er nichts mehr für mich tun. Aber ich hätte doch noch
fast das ganze Leben vor mir, meinte er, und sei glücklich dran, weil ich schön
sei und reich. Ob es irgend etwas gäbe, das ich mir im
Augenblick wünsche? Ich verriet ihm meinen Wunsch: einen Blindenhund, weil der
wenigstens nicht dasitzen und mir solchen Stuß erzählen würde wie ein Arzt !«
    »Sie kennen weder den Namen des
Krankenhauses noch des Arztes ?«
    »Nein«, versetzte sie ausdruckslos.
»Nach einer gewissen Zeit durfte Don Blake mich besuchen. Er sagte, er habe die
ganze Geschichte geheimgehalten , weil er wüßte, daß
ich Mitleid nicht ertragen könnte und womöglich die ganze Weltpresse auf dem
Hals, die jede quälende

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