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Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel Kostenlos Bücher Online Lesen
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an die Arbeit machen.«
    Die Sonne ging schon früh unter in diesen Tagen. Die Kälte biss zu, sobald es anfing zu dunkeln, und die Leute drängelten sich an den Glühweinständen. Dick eingepackte Straßenmusikanten aus Ecuador spielten Weihnachtslieder mit Quechua-Flöten, und sogar ein Maroniverkäufer hatte sich eingefunden, neben dem Stand mit den gebrannten Mandeln und Magenbrot. Überall brannte festliche Beleuchtung, Weihnachtssterne, Kometen, Engel und mehr, umrankt von grünen Girlanden. In den Kaufhäusern steckten diejenigen, die noch Weihnachtsgeschenke jagten, ihre Reviere und stritten sich um die besten Schnäppchen.
    Draußen liefen Polizisten möglichst unauffällig zu zweit Patrouille, sondierten unentwegt die dunklen Stellen oder hielten Ausschau nach verdächtig wirkenden Gestalten.
    Es herrschte friedliche Feierabendstimmung, obwohl es erst Spätnachmittag war und somit eine Tageszeit, zu der im Sommer noch jeder an den Badesee gefahren wäre. Vereinzelt stäubte Schnee vom Himmel und brachte die Luft zum Glitzern.
    Albert hasste und liebte diese Tage am meisten. Er hasste sie, weil sie ihn zum Weinen brachten, wenn er sich zwangsläufig an die Vergangenheit erinnerte, als er noch einer von
denen da
gewesen war. Einer der geschäftig dahineilenden Familienväter, die sich beeilten, nach Hause zu kommen, nur vorher noch schnell eine Kleinigkeit besorgten. Damals hatte er die Penner genauso mitleidvoll angeschaut, wie er mittlerweile betrachtet wurde, und hatte gar nicht verstehen können, wie man so tief sinken konnte. Später hatte er festgestellt, dass das mitunter sogar sehr schnell ging und man nicht unbedingt Einfluss auf diese Entwicklung hatte.
    Wie lange war das her? Nein, nein, nicht zählen. Dann musste er nur noch mehr weinen, und nichts war demütigender, als vor all diesen Leuten zu heulen. Sie sprachen einem auch so schon jegliche Würde ab.
    Aber immerhin, und das war der Grund, warum Albert diese Zeit liebte, waren sie zu Weihnachten freigebiger und nachsichtiger. Die Beruhigung des schlechten Gewissens. Auch die Niedrigsten sollten es mal ein bisschen besser haben, und man hinterfragte nicht, wieso Leute wie Albert auf der Straße saßen und bettelten, anstatt arbeiten zu gehen.
    Es war ein recht guter Tag gewesen, stellte er fest. Spät, wenn kaum mehr jemand da war, würde er in den Frittenburger gehen und sich den Bauch vollschlagen. Kurz vor Betriebsschluss bekam er da oft einen Nachlass. In diesen Wochen gegen Jahresende musste Albert zwar oft frieren, aber nicht hungern. Da er nicht trank, was eine rühmliche Ausnahme war, wie er wusste, hatte er meistens etwas zu essen. Ab und zu durfte er in einem Geschäft die Mitarbeiterdusche benutzen, und dann leistete er sich den Waschsalon. Eine ordentliche Kleidung war das Wichtigste, das sagte Albert immer zu den anderen. Die erwiderten meist, dass er sich gefälligst schleichen sollte, er, der antialkoholische besserwisserische Buchhalter, der sich für mehr hielt und besser riechen wollte, wo es auf der Straße doch immer gleich stank.
    Ab und zu wurde es eng, vor allem im Winter. Nicht nur, dass die guten Verstecke begrenzter waren und man auf der Hut sein musste, nicht von den Bullen aufgegriffen zu werden. Man lief auch mehr Gefahr, den Jugendbanden in die Arme zu laufen. Wenn man Glück hatte, verlor man nur den Verdienst des Tages – viel öfter aber zudem ein paar Zähne. Inzwischen gab es auch welche, die einen gar nicht ausrauben, sondern überhaupt nur zusammenschlagen wollten, um mit dem Handy einen Real-Actionfilm zu drehen, der dann ins Internet eingestellt wurde. Happy Slamming nannten sie das. Unter happy verstand Albert aber etwas anderes. Allein mit dem Slamming kannte er sich mittlerweile recht gut aus.
    »Danke, vergelt’s Gott und fröhliche Weihnachten«, murmelte er höflich und kopfnickend, immer bemüht, dem Gebenden nicht in die Augen zu sehen. Der wäre dann peinlich berührt und würde das nie wieder tun. Als Penner hatte man genau zu wissen, wie man sich zu benehmen hatte, und musste sich bewusst sein, wo der eigene Stand war: flach auf dem Boden, unterhalb jeder nützlichen Kreatur.
    »Alles Gute«, sagte der Mann vor ihm und gab ihm einen Schein. Albert fielen fast die Augen aus dem Kopf. Sah er richtig, waren das wirklich zwanzig Euro?
    »V... Verzeihung, aber Sie haben ...«, stammelte er und hätte beinahe zu hoch geschaut. Er bremste gerade rechtzeitig vor der Augenhöhe und erkannte, dass ein

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