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Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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rechts zu schauen, auf den Tresen zu, der sich an der linken Seite befand. Um von einem Ende zum anderen zu gelangen, brauchte es sicher fünfzig Schritte. Von außen hatte das Haus gar nicht so voluminös ausgesehen, doch das Erdgeschoss war größer als eine Bahnhofshalle: Vier breite Treppen führten über eine Galerie in den ersten Stock und von dort aus noch einmal in die zweite Etage.
    »Das ist ja fast wie in Tokio!«, rief Kush begeistert. Vor seinem Abenteuer dort wäre er von dem Massenandrang, der im Inneren des Lokals herrschte, überwältigt und vielleicht auch ein wenig ängstlich gewesen. »Wenn Chiyo und Torio das nur wüssten!«
    »Die haben genug damit zu tun, Tokio nicht im Schlund versinken zu lassen.« Der Kriegerelf hatte die Theke erreicht und schlug mit der flachen Hand auf das dunkel verschwitzte Holz.
    Obwohl sehr viel Betrieb herrschte, eilte sofort ein geschäftiger Schankelf herbei, ein nahezu quadratisches Wesen mit vier Armen. »Wen darf ich melden, Herr?«
    »General Naburo von Bóya. Die Tenna Amuyana-tudori-sa-kasa schickt mich.«
    »Gewiss. Wir haben Euch erwartet. Ich hole sofort einen Sitzanweiser.«
    Der Shishi zupfte an seinem weiten Hosenbein. »Haben die dich erwartet?«
    »Alle werden erwartet, Kush. Und was du hier siehst, sind nur Befehlshaber und Generäle, so wie ich. Wir werden überprüft, eingetragen und erhalten die Passage für unsere Gefolgschaft.«
    »Pfff. Was für ein Aufwand. Warum gehen wir nicht einfach rein, hauen die Bösen platt und gehen wieder raus?«
    »Wir haben Krieg, du Tölpel, das ist der Unterschied. Und nicht einfach irgendeinen Krieg, sondern den Krieg der Anderswelt, während draußen die Grenzen zusammenstürzen und die Menschenwelt droht zu uns hereinzufallen. Nur ein fragiles Gleichgewicht verhindert momentan Schlimmeres. Also werden wir uns alle an die Regeln halten, oder wir können es vergessen.«
    Der Shishi wackelte mit den Ohren. »Und wenn wir einfach wieder heimgehen?«
    »Kush!« Naburo neigte sich und packte den Löwenhund im Genick. »Es wird nichts mehr da sein, begreif das doch endlich! Mit viel Glück gibt es dann noch Annuyn, aber nicht alle werden dorthin gelangen. Erst recht nicht die Menschen. Wir wären dazu verdammt, auf alle Ewigkeit durch den Nebel zu wandern, verloren im Nichts. Wenig erstrebenswert, vor allem in Gesellschaft der ewig nörgelnden Sterblichen.«
    Der Shishi bekam noch mehr Falten und zog den Kopf ein. Einige Umstehende hatten Naburos Rede gehört und drehten sich um.
    »Ist es also wahr, was man überall hört?«, fragte einer von ihnen, ein mittelgroßer Elf mit rotbrauner Haut, prächtigem Federkopfschmuck und mit durchbohrter Nase, in der ein mit Symbolen verzierter, zugespitzter Knochen steckte. Auch die großen Ohren trugen reichhaltigen, symbolträchtigen Schmuck.
    »Es ist wahr, und bei uns fängt es bereits an«, bestätigte der Kriegerelf aus Bóya. »Ich habe die Ehre mit …?«
    »Oh, Verzeihung.« Der Federgeschmückte neigte kurz den Kopf. »Kriegshäuptling Huer’quéqué aus Folha, dem Reich Laubdach.«
    »Sehr erfreut.«
    Die anderen stellten sich als Adler-der-alles-sieht aus Noktigho, dem Zwielichtreich, und Lisandro aus Campofiero, dem Wilden Land, vor. Alle Gäste waren zumindest annähernd menschenähnlich, weder von ausladender noch von verschwindender Größe.
    »Noch so eine Regel«, murmelte Kush und stellte das Fell auf. Niemand nahm Anstoß an seiner Anwesenheit; er gehörte zu Naburo.
    Die Gäste des Lokals pflegten einen höflichen Umgang miteinander, schließlich begegneten sich die Angehörigen anderer Völker nur sehr selten. Dementsprechend war die Neugier groß; jeder starrte die anderen Wesen ungeniert an, versuchte Gemeinsamkeiten zu erkennen und sein Gegenüber auszufragen.
    Lisandro aus Campofiero war von gedrungener Gestalt, mit einer dicken Stange gerollten Tabaks im Mund und einem großen Schnapsglas in der Hand. Er kannte viele derbe Scherze und lachte übermäßig laut. Ein unkomplizierter, genussfreudiger Mann, der sich Tara angeschlossen hatte, wie Naburo und Kush erfuhren. Adler-der-alles-sieht und Huer’quéqué hingegen hielten zu den Crain. Die ebenholzschwarze, stolze Nandi aus Swartson, dem Reich der Schwarzen Sonne, die nicht nur die Blicke der anwesenden Männer auf sich zog, machte deutlich, dass Königin Bandorchu die einzig wahre Herrscherin sei und allein die Rettung darstelle. Mehrere Frauen und Männer pflichteten ihr bei, wohingegen

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