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Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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über dem Tisch aus, dass er wie ein feiner Vorhang herabfiel, dessen süße Körnchen im Feuerschein aufblitzten.
    Rustam sah angestrengt darauf, befürchtete schon, es würde schiefgehen, doch dann …
sah
er tatsächlich etwas.
    »Das ist ein Leuchten, ein Schimmern …«, flüsterte er.
    »Ja, der Widerschein des Feuers.« Die Alte winkte ab.
    »Nein …« Das Abbild von dem, was er sah, spiegelte sich in seinen Augen. Er wusste es. »Es ist ein Licht in … in einem Baum …«
    »Dann ist das dein Weg, dorthin musst du«, sagte Baba Jaga mit plötzlich klangvoller Stimme.
    Um Rustam herum verschwamm alles, wurde dunkel. Nur noch von ferne hörte er ihre letzten Worte: »Nun geh aber, Junge. Ich werde nicht jünger und habe noch eine Menge zu tun. Ich kann nicht den ganzen Tag mit einem Kerl schäkern, der noch grün hinter den Ohren ist. Was würden denn die Leute sagen?«
    Und mit einem unsanften Plumps landete er im Schnee.
    Rustam rappelte sich auf und rieb sich die Augen. Die Hütte war fort. Und nicht nur das, auch die Lichtung. Und der Wald. Er war zusammen mit seinen Sachen einfach in die Menschenwelt zurückgefallen, und dort war die Nacht inzwischen hereingebrochen, und ein eiskalter Nordwind pfiff über eine unwirtliche Ebene im Nirgendwo.
    »Also dann«, murmelte der Riesenzwerg und stand auf. Er zog seine Stiefel und die Jacke wieder an, legte den Waffengürtel um und schlug den Weg nach Südwesten ein. »Zu den Crain. Der Sohn des Frühlingszwielichts ist es, dem ich dienen werde – darauf hätte ich auch gleich kommen können.«
    Aber der Tee war gut und das Gespräch mit der alten Vettel anregend gewesen. So etwas erlebte er nicht alle Tage.

2 Letzte Station
    Nebel verbarg den Himmel und wallte um das Gasthaus, das auf keinem festen Grund zu stehen schien. Die Sicht war dämmrig, weder hell noch dunkel; nur die stark erleuchteten Fenster strahlten weithin, als ob ein vieläugiges Wesen auf der Lauer säße. Oben auf dem Dach standen blinkende Leuchtanzeigen in vielen verschiedenen Sprachen, Symbolen, Runen und Glyphen. Sie alle gaben denselben Hinweis: »Letzte Station vor der Grenze«.
    Ein Schnauben durchdrang den Nebel, setzte sich in Echos fort. Auf unsichtbarem Wege näherte sich ein schwarzer Hengst mit kleinen Hörnern auf der Stirn. Vor dem Eingang des Gasthauses hielt er prustend an, und ein Mann stieg von ihm ab. Er war hochgewachsen und schlank, die Haut kalkweiß, lediglich ein schmaler roter Strich auf den Lippen verlieh ihm etwas Farbe. Er trug eine schwarze Lederrüstung und auf dem Rücken zwei gekreuzte Schwerter. Sein hüftlanges schwarzes Haar war oben am Kopf zu einem Knoten geschlungen, und sein strenges Gesicht mit den schmal geschnittenen holzbraunen Augen wirkte asketisch, fast ein wenig bäuerlich für einen Elfen. Seine spitzen Ohren waren schmal und lang. Der Brustpanzer wies an den Schultern das stilisierte Zeichen zweier Falkenschwingen auf.
    Ein weiteres Geschöpf trottete aus dem Nebel heran, das aussah wie ein Faltenhund mit Löwenschwanz, mit viel zu großen Pfoten. »Was wollen wir denn hier?«, maulte der Shishi missmutig. »Diese Kneipe steht am Ende der Welten und sieht nicht gerade einladend aus!«
    »Wie recht du hast, Kush«, sagte der Kriegerelf ruhig. »Das Gasthaus
ist
am Ende der Welten – oder vielmehr dazwischen. Unsere letzte Station, bevor wir den Boden des Schlachtfeldes betreten. Lass uns einkehren.«
    »
Was?
« Die Falten in dem zerknautschten Gesicht hoben sich vor Verblüffung so weit, dass aufgerissene braune Hundeaugen darunter sichtbar wurden. »Das tust du doch sonst nie?«
    »Aber es ist nun einmal notwendig. Ich muss den Zugang vorbereiten, und das geht nur hier. So sind die Regeln.«
    »Und ich dachte, du wolltest ein bisschen Spaß haben.« Kush schlug heftig mit dem Schwanz. »Schon gut, das war ein schlechter Scherz. Es gibt nichts, was dir Spaß machen würde. Oder? Gibt es?«
    »Kusch«, sagte der Mann.
    »So heiße ich.«
    »Aber das sagte ich nicht.«
    Der Shishi klappte beleidigt die Ohren zusammen und würdigte seinen Herrn, der soeben auf den Eingang des Gasthauses zuging, keines Blickes mehr. Der Hengst verschwand hinter ihnen im Nebel.
    Drin musste Kush erst einmal nach Atem ringen. Die Luft war aufgeheizt und prall an Gerüchen. »Ist denn hier die ganze Welt versammelt?«, rief er über das unbeschreibliche, lärmende Durcheinander hinweg.
    »So ist es«, bestätigte sein Herr und ging gelassen, ohne nach links oder

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