Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
»Lass es uns gemeinsam tun!«
    »
Gemeinsam?
«, rief Spyridon bitter. Er merkte, dass die übrigen Anwesenden erschrocken zusammenfuhren, und winkte beruhigend ab. »Trinkt! Diese Runde geht auf mich.«
    Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Auf einmal wurden alle sehr geschwätzig und drängelten sich an die Theke, um ihre Wünsche zu äußern.
    »Es gibt kein Gemeinsam, Yevgenji«, fuhr Spyridon fort, sobald sie wieder ungestört waren. »Das Kalte Reich Zyma ist groß, und dennoch haben wir dort keinen Platz gefunden. Nun sind wir hier … Wie lange schon?(verflucht), ich bin schon fast Mensch geworden! Das wäre sogar noch zu ertragen. Aber die Kälte, an die werde ich mich nie gewöhnen. In Zyma ist das Licht kalt, jedoch voller Glanz, und der zarte Pulverschnee ist purer Diamant. Wir betten uns auf Wolkenfedern, trinken Eisbier und Tauhonigwein, wir jagen den Kufenelch und die Schneeschuhsau … und das leidenschaftliche Feuer unserer Wollust zündet die Nordlichter an!«
    Die beiden starrten sich nach diesen pathetischen Worten fassungslos an. Dann brachen sie in Tränen aus, wehklagten und schluchzten und stimmten zuletzt einen Trauergesang an. Die Männer am Tresen merkten es nicht, weil sie viel lautere Trinklieder grölten.
    Das Bier wurde auf ex geleert, sonst liefen sie Gefahr, wegen der vielen verflossenen Tränen zu vertrocknen. Eine Flasche Wodka folgte hinterdrein, um das vom Leid halb erstarrte Blut wieder aufzuwärmen.
    »Ich will heim, Spyridon!«, erklärte Yevgenji schließlich und hob das Glas.
    »Ich auch, Yevgenji!«, stimmte Spyridon innig zu und stieß klirrend an.
    Die Gläser warfen sie hinter sich und die leere Flasche in Richtung Tresen. Der Wirt duckte sich gerade noch rechtzeitig und fluchte laut, als es klirrte und schepperte. Die beiden Fremden sprangen auf und fielen sich in die Arme, klopften sich gegenseitig auf die Schultern und schluchzten herzzerreißend. Ihre Armbänder glühten dabei rot auf. Noch immer schniefend, schwankten sie dann Arm in Arm zur Garderobe, halfen sich gegenseitig in die Mäntel, sorgten jeder beim anderen für den korrekten Sitz der Mütze und stolperten auf den Ausgang zu.
    »Ich mach Chihuahuas aus deinen Weißwölfen«, schwor Yevgenji beim Abschied.
    »Und ich Brunnenpinkler aus deinen Vulkanspringern«, versprach Spyridon.
    Er schubste den Hellhaarigen durch den Vorhang und wurde gleich darauf selbst hindurchgerissen. Die Tür knallte zu.
    »Täusche ich mich, oder hat keiner von denen bezahlt?«, stellte der Wirt ernüchtert fest. Lärm und Musik um ihn herum erstarben plötzlich.
    »Was waren das überhaupt für welche?«, rief einer.
    »Jede Wette, dass die von
drüben
kamen«, vermutete ein anderer brummend. »Es geht nicht mehr mit rechten Dingen zu! Schaut euch den Himmel an, so einen gab’s noch nie, und seltsame Gestalten ziehen durchs Land. Manchmal schau ich durch mein Fenster und seh da draußen was, das es da gar nicht geben kann. Nicht die Gegend, die ich kenne, sondern was ganz anderes, Fremdes … Und wenn ich dann vor die Tür renn, ist alles vertraut.«
    Einige nickten zustimmend, wussten von weiteren seltsamen Vorkommnissen zu berichten. Dem Wirt war das alles egal; er tobte vor Zorn wegen der Zechpreller.
    »Mach dir keine Sorgen, Aljosha, ich komm schon dafür auf«, erklang da eine raue, voluminöse Stimme.
    Einige Männer sprangen erschrocken zur Seite. Keiner von ihnen hatte den Mann bemerkt, der mitten unter ihnen stand und den sie mit sich zechen ließen, obwohl sie ihn gar nicht kannten. Ein dritter Fremder! Dieser war ungewöhnlich groß von Gestalt und schwer, unterschied sich im Aussehen kaum von den grobschlächtigen Kerlen der Region; nur seine Augen waren anders. Sie schienen blau zu sein, doch etwas anderes lag noch in ihnen, was einen zwang, schnell wegzusehen.
    »Und wer bist du?«, fuhr der Wirt ihn an.
    »Ich bin Rustam«, antwortete der Mann. Haare und Bart waren von wildem Wuchs und rotbraun, und seine Augenbrauen waren zu kleinen Zöpfchen geflochten. Er warf dem Wirt eine funkelnde Münze zu. »Das ist ein Krügerrand«, sagte er. »Kennst du die?«
    Viele Augenpaare wurden aufgerissen, einige schienen sogar aus ihren Höhlen zu treten. Der Wirt klappte den Mund auf und zu, bevor er hervorbrachte: »P… pures Gold …?«
    »Aye, Mann. Also, worauf wartest du? Wir haben Durst!«
    Daraufhin johlten die Männer, sangen und tanzten vor Begeisterung, denn das hatte es schon lange nicht mehr gegeben. Der

Weitere Kostenlose Bücher