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Schatten Der Erinnerung

Schatten Der Erinnerung

Titel: Schatten Der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Als sie wieder einen Gedanken fassen konnte, ertappte sie sich dabei, dass sie sich nach Slade sehnte: Gegen ihren Willen blieb ihr Blick an den Koffern hängen. Sie machte keine Anstalten hinüberzugehen, obwohl sie wusste, dass sie es tun musste. Gerade hatte sie sich an etwas erinnert, dessen war sie sicher. War dies durch den Anblick ihres Spiegelbildes hervorgerufen worden? Wenn ja, würden dann ihre Habseligkeiten eine stärkere Erinnerung auslösen? Vor lauter Furcht konnte sie sich kaum bewegen. Schweiß rann an ihren Wangen herunter.
    Wie eine Schlafwandlerin stand sie schließlich auf und bewegte sich langsam durch den Raum. Sie lehnte sich über den offenen Koffer. Es war tatsächlich jemand vor ihr hier gewesen und hatte in ihren Kleidern herumgewühlt die zerknittert und nicht ordentlich gefaltet waren. Sie hob ein maßgeschneidertes Tageskleid aus feinstem Leinen und eines aus teurer Seide hoch, erkannte sie aber nicht als ihr Eigentum wieder. Als sie am Kofferboden angelangt war, atmete sie schwer, als ob sie einen langen Dauerlauf hinter sich hätte. Man hatte ihr gesagt, dass es ihre Sachen seien, aber sie hatte sie noch nie gesehen. Ihr Gedächtnis war dadurch nicht angeregt worden. Auch hörte sie keine weiteren Schüsse mehr in ihrem Kopf - Schüsse, die unglaublich wirklich klangen.
    Obwohl sie nur einen Koffer durchgesehen hatte, war sie erschöpft. Sie hatte nicht die Kraft, ihn wegzuschieben, um den Koffer darunter zu öffnen, und sank schwitzend in einen Stuhl. Es war sehr heiß draußen, aber das war nicht der Grund dafür, dass ihr Kleid an ihrer Haut klebte.
    Eine Erinnerung war ihr noch immer nicht gekommen, aber sie stellte fest, dass die Anstrengung nicht völlig umsonst gewesen war. Sie hatte gerade eine wichtige Tatsache über sich erfahren. Die Kleidung in dem Koffer gehörte einer reichen jungen Frau, einer sehr reichen jungen Frau. Slade hatte ihr nicht erzählt, dass Elizabeth Sinclair reich war. Es kam ihr vor, als ob er damit etwas Wesentliches ausgelassen hätte.
    Dutzende von Fragen brandeten plötzlich in ihr hoch, Fragen, die sie beantworten musste. War sie reich? Wer war ihre Familie, und woher kam sie? Was hatte es mit James auf sich? War sie in Trauer um ihn gewesen vor dem ZugÜberfall? Wenn sie ihr Gedächtnis wiedererlangte, würde sie wegen seines Todes ganz am Boden zerstört sein?
    Wenn sie sich nur an ihn erinnern könnte!
    Schuldgefühl machte sich in ihr breit, und sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Sie stellte fest, dass sie ungeduldig auf Slades Rückkehr wartete. Doch sein Bruder, ihr Verlobter, war tot. Obwohl sie nicht das geringste Gefühl für ihn aufbringen konnte, sollte sie darüber und nicht über den Bruder, der sie gerettet hatte, nachdenken.
    Aber sie redete sich ein, dass es in ihrem gegenwärtigen Zustand nur natürlich sei, sich an Slade, die einzige Person, die sie kannte, um Trost und Stärkung zu wenden, zumal er es ihr so bereitwillig angeboten hatte.
    Sie biß sich auf die Lippen. Unter diesen Umständen konnte sie sich nicht selbst verleugnen. Slade war der einzige, der ihr etwas von ihrer Furcht nehmen konnte. Wenn sie sich nicht auf ihn verlassen könnte, wäre sie allein. Nein, sie konnte sich nicht selbst verleugnen.
    Er sah überhaupt nicht wie ein Held aus. Bei dieser Feststellung lächelte sie das erste Mal seit vielen Stunden ein wenig. Helden trugen sportliche Tweedjacketts und rehlederne Reithosen, ritten auf schwarzen, glanzenden Hengsten. Helden trugen tiefschwarze Fräcke, strahlendweiße Hemden und goldene Siegelringe mit dem Familienwappen und wertvollen Steinen. Helden hatten keine Jeans an, die so abgetragen waren, dass sie fast auseinanderfielen, keine verschwitzten Baumwollhemden und schmutzige, übergroße Gürtelschnallen. Er war einfach ein Mann aus Fleisch und Blut, wenn auch ein attraktiver, und offenbar auch jemand, dem das Glück wohl nicht ganz hold war. Aber er hatte sie gerettet. Dankbarkeit überkam sie wieder, wie so viele Male davor in den letzten Stunden.
    Ihre freundlichen Gedanken wurden durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. Einen Augenblick lang dachte Regina, es wäre Slade. Erwartungsvoll eilte sie zur Tür, entriegelte sie und öffnete. Aber es war nicht Slade, der davor stand. Vom ersten Augenblick an wusste Regina, um wen es sich handelte. Er war größer und hatte eine hellere Hautfarbe als Slade, ein gröber geschnittenes Gesicht, und er sah nicht so gut aus. Doch er hatte die gleichen

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