Schatten der Lust
die im Licht golden glänzten.
»Ist der Kaffee nicht zu heiß?«, fragte Douglas.
Hunter drehte den Becher auf den Kopf und fing den letzten Tropfen mit der Zunge auf. »So schmeckt er am besten. Wollt ihr auch welchen?«
Er schenkte alle drei Becher voll, die Leda hingestellt hatte, und brachte sie zum Tisch. Eilig blickte Leda wieder auf die
Zeitung, weil er nicht bemerken sollte, wie sie ihn anstarrte. Er bewegte sich wie ein wildes Tier, ein bisschen wie eine
Raubkatze oder ein Wolf.
War er ein Wer – ein gestaltwandelnder Werwolf oder eine Werkatze? Das würde sowohl seine gewaltige Lebensmagie als auch seine erotische Aura erklären. Werwölfe konnten einen mit ihren Augen in ihren Bann ziehen, und die meisten waren muskulös und gutaussehend. Die Weibchen waren sogar außergewöhnlich schön.
Nein, das war es auch nicht. Leda erkannte Wers an ihren Augen. Sie hatten etwas Raubtierhaftes, als könnten sie jederzeit ihre Tiergestalt annehmen. Hunters Augen hingegen waren klar, leuchtend grün und sahen sie mit brennender Intensität an.
Er setzte sich neben Douglas und schob Leda den Kaffeebecher unter die Zeitung. Sofort warf sie die Zeitung beiseite. Hunter
grinste sie an, die Finger noch am Henkel ihres Bechers.
Als sie ihm den Kaffee abnahm, achtete sie darauf, ihn nicht zu berühren. »Warum erzählst du mir dauernd, was Mukasa empfindet? Bist du ein Tierflüsterer?«
Hunter nahm fünf große Schlucke von seinem Kaffee, bevor er antwortete: »Nahe dran, aber nicht ganz.«
»Es gibt Tierflüsterer wirklich?«, fragte Douglas.
Leda nickte. »Ich kenne ein oder zwei Hexen, die mit Tieren kommunizieren, nicht richtig telepathisch, aber sie verstehen sie. Ich vermute, das bist du?« Sie sah Hunter an. »Ein Zauberer?«
Hunter lächelte nur. Anscheinend spielte er gern den Geheimnisvollen. Als er seitlich zu Douglas sah, fiepte dessen Funkgerät los. Verärgert stand Douglas auf und ging auf Abstand zum Tisch. Dann sprach er ernst in sein Walkie-Talkie.
Unterdessen leerte Hunter auch seinen zweiten Kaffeebecher und füllte ihn gerade nach, als Douglas zurück an den Tisch trat.
»Ich muss weg«, sagte er hörbar unglücklich.
»Hey, mach dir unseretwegen keine Sorgen.« Hunter zeigte mit seinem Becher von Leda zu sich. »Wir kommen klar.«
»Sie kommen mit mir«, informierte Douglas ihn. »Leda ist zu gutmütig, um Sie verhaften zu lassen, aber ich will, dass Sie hier verschwinden. Ich setze Sie auf dem Festland ab und lasse Sie laufen, falls Sie versprechen, Leda nicht mehr zu belästigen und nie wieder auf die Insel zu kommen.«
»Daraus wird nichts.« Hunter stellte die Kaffeekanne zurück und nahm einen Schluck aus dem dampfenden Becher. »Daraus, dass ich Leda in Ruhe lasse, meine ich. Sie braucht Schutz, und ich beschütze sie.«
»Die Küstenwache und die DEA überwachen die Gewässer hier.«
»Das reicht nicht«, entgegnete Hunter. »Sie können vielleicht etwas gegen Menschen ausrichten, aber nicht gegen das Böse, vor dem ich sie beschützen kann. Leda ist ohne mich nicht sicher.«
Douglas bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Sie verstehen mich nicht. Ich will, dass Leda vor
Ihnen
sicher ist!«
Hunter setzte sich wieder an den Tisch und stützte den Arm auf, mit dem er seinen Becher hielt. »Vor mir ist sie hinreichend sicher. Unschuldigen tue ich nie etwas«, erklärte er mit einem Augenzwinkern zu Leda.
Diese starrte sofort auf ihren Becher und bemühte sich, nicht rot zu werden. »Woher weißt du, dass ich unschuldig bin?«
»Das weiß ich eben«, antwortete er leise, ehe er sich wieder Douglas zuwandte. »Wer ihr etwas tun will, muss es mit mir aufnehmen. Geh zurück zu deinem Institut. Es klang dringend.«
Leda hatte nichts von dem Funkgespräch verstanden, aber vielleicht hörte Hunter besser als sie.
»Ja«, bestätigte Douglas unsicher, sie brauchen mich dort.«
»Dann lass dich nicht aufhalten. Dort ist die Tür.«
»Ist schon in Ordnung«, sagte Leda zu Douglas, auch wenn sie sich nicht so sicher war. Doch sie durfte ihn nicht von seiner Arbeit abhalten. »Ich kann dich anfunken, falls ich dich brauche.«
»Ich komme nachher wieder«, versprach er.
Wenige Minuten später hörte sie seinen kleinen Hubschrauber unten am Strand starten, kurz danach aufsteigen und schließlich wegfliegen.
»Ich habe bereits befürchtet, dass er gar nicht mehr verschwindet.« Hunter stellte seinen leeren Becher ab und beugte sich über den Tisch zu Leda. »Willst du
Weitere Kostenlose Bücher