Schatten der Lust
Stoff vor, der sich an ihren phantastischen Körper schmiegte wie das T-Shirt jetzt.
Er trat auf die Schlafzimmertür zu, aber gleich versperrte Douglas ihm wieder den Weg. »Wo wollen Sie hin?«
»Sagte ich doch: zur Dusche.«
»Sie gehen nirgendwohin, bevor ich Sie durchsucht habe.«
Leda wurde sehr ernst und sog die Unterlippe ein. Sie wusste nicht, was sie von Hunter halten sollte, und noch war sie nicht überzeugt, dass er kein Krimineller war.
Hunter fuhr sich ein weiteres Mal durchs Haar und wandte sich lächelnd an Leda. »Na schön. Durchsuch mich!«
Douglas drängte ihn gegen die nächste Wand, spreizte ihm die Beine und klopfte ihn ab, ehe Hunter überhaupt reagieren konnte. Er ließ ihn gewähren, auch wenn er den lästigen Kerl mit einem Fingerschnippen aus dem Haus hätte katapultieren können. Aber er entschied sich, höflich zu sein.
Selbstverständlich fand Douglas rein gar nichts. Hunters einzige Waffe war sein Schwert, das sie bereits konfisziert hatten, und seine Wahldroge war Kaffee.
»Nichts«, sagte Douglas angewidert zu Leda. »Ich meine,
nichts
.«
Hunter hatte sich in dem Haus in Minnesota die Mühe gespart, Unterwäsche anzuziehen. »Zufrieden?«
Er grinste Douglas an und ging durch die Tür. Dahinter fand er einen recht großzügigen Raum, in dem es auf der einen Seite eine Kücheneinrichtung gab, auf der anderen stand Wohnzimmermobiliar. Auf der gegenüberliegenden Seite musste sich das Bad befinden. Sobald er im Wohnbereich war, blieb Hunter stehen und drehte sich einmal um die eigene Achse. Sein Lächeln erstarb.
»Die Welt muss nicht in Ordnung sein«, stellte er an Leda gewandt fest. »Du bist hier völlig isoliert, aber das fühlst du.«
Leda öffnete überrascht den Mund. Volle rote Lippen, die sogleich Bilder in ihm heraufbeschworen, wie er
sie
gegen die Wand lehnte, um sie abzutasten.
»Ja, du weißt es«, fuhr er fort. »Du spürst das Ungleichgewicht, und ich wette, dass ich deshalb hier bin. Mukasa weiß es ebenfalls.«
Immer noch starrte sie ihn erschrocken an. Sie war eine Hexe, natürlich hatte sie gespürt, wie die Lebensmagie schwand, und das mit beängstigender Geschwindigkeit. Hunter musste dringend herausfinden, was sie wusste – nachdem er in ihrem Bad geduscht hatte, wo er ihre Handtücher, ihre Seife und ihr Shampoo benutzen würde.
Wieder grinste er ihr zu, dann ging er in das vollständig weiß geflieste Bad, in dem es feminin duftete. Er warf die Tür hinter sich zu, zog sich die Hose aus, drehte das Wasser an und stieg pfeifend unter den Wasserstrahl.
Er sang unter der Dusche! Nachdem sie um fünf Uhr aus dem Bett gezerrt und mit einem unglaublich männlichen, gutaussehenden Fremden konfrontiert worden war, brauchte Leda unbedingt Koffein. Sie setzte Kaffee auf, während er hinter der Tür in einem lauten schrägen Bariton alles von irischen Balladen bis Hank Williams junior schmetterte.
Eigentlich sollte sie Angst vor dem Mann haben, der aus dem Nichts aufgetaucht war. Stattdessen überlegte sie, wie er wohl nackt und voller Seifenschaum aussehen mochte. Als er sie auf den Kopf zu gefragt hatte, ob sie Sex mit ihm wollte, wäre ihr fast ein
Ja
herausgerutscht.
Kein Wunder, war es doch eine halbe Ewigkeit her, seit sie zuletzt auch nur daran gedacht hatte, mit einem Mann zu schlafen! Jetzt aber stellte sie sich plötzlich sehr detailliert vor, wie es mit Hunter wäre. Sie wusste, dass Ronald Douglas sich Chancen bei ihr erhoffte, aber sie hatten beide gescheiterte Beziehungen hinter sich, weshalb er ihr Zeit ließ. Das wusste Leda sehr zu schätzen. Warum also reichte es plötzlich, dass ein Fremder sie anlächelte, und schon war sie drauf und dran, sich die Kleider vom Leib zu reißen? Was war denn mit ihr los?
Ronald saß ihr gegenüber am Tisch, die Arme verschränkt, während sie vorgab, die Zeitung zu lesen, die er ihr mitgebracht hatte. Douglas arbeitete am Institut zur Erhaltung exotischer Arten und betreute mehrere Projekte, unter anderem Ledas Auffangstation für misshandelte Tiere. Offiziell musste er sie bloß einmal im Monat besuchen, doch sie hatten sich schnell angefreundet, und er bestand darauf, dass sie ihn über Funk rief, wann immer sie Hilfe brauchte.
»Willst du, dass ich ihn festnehmen lasse?«, fragte Douglas. »Immerhin war das Hausfriedensbruch.«
»Nein, noch nicht.« Aus unerfindlichen Gründen behagte ihr der Gedanke nicht, dass Hunter in Handschellen von der Insel gebracht wurde.
Sie stellte sich vor, wie
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