Schatten Der Versuchung
Gefährten des Lebens wollen zusammen sein. Sie wollen doch bei Vikirnoff sein, oder?«
Natalya öffnete den Mund, um es hitzig zu leugnen. Natürlich wollte sie nicht mit ihm zusammen sein, genauso wenig, wie er mit ihr zusammen sein wollte. Das Ganze war nur reine Chemie, mehr nicht. Vielleicht Lust. Sie liebte es, ihn zu küssen. Aber ihr Leben mit ihm verbringen? Bis in alle Ewigkeit? Wollte sie das? Mit einem Mann, der sich eine Frau wie June Cleaver wünschte ?
Ihre Sorgen um Vikirnoff lenkten sie so sehr ab, dass sie beinahe die Schritte überhört hätte, die sich ihrer Tür näherten. Natalya bedeutete den anderen mit einer Handbewegung, sich still zu verhalten, und zog ihre Pistole näher zu sich heran. Jubal nahm das Messer.
Jemand klopfte zaghaft an die Tür. »Natalya? Hier ist Slavica mit deiner abendlichen heißen Schokolade.«
Keine Dosen mit Haarspray. Heiße Schokolade. Natalya hatte nie darum gebeten, abends heiße Schokolade aufs Zimmer zu bekommen. Sie bedeutete Gabrielle, ins Badezimmer zu gehen, und Jubal, links von der Tür Stellung zu beziehen. Sie selbst stellte sich rechts neben die Tür, die Pistole in der Hand. Jede Spur von Unruhe war verschwunden.
Kapitel 12
K omm bitte rein, Slavica!«, rief Natalya. »Kannst du die Tür öffnen?«
»Ja, ich habe meinen Schlüssel dabei.« Auch das war ungewöhnlich. Slavica würde nie unaufgefordert das Zimmer eines Gastes betreten, deshalb trug sie nie einen der Zimmerschlüssel bei sich.
Natalya atmete ein. Brent Barstow. Sie hatte die ganze Zeit gewusst, dass er kein gewöhnlicher Gast war. Er war zu wachsam, und er hatte einmal ohne ihre Erlaubnis ihr Zimmer aufgesucht, was nur bedeuten konnte, dass er entweder ein widerlicher Perverser war oder nichts Gutes im Schilde führte.
Der Schlüssel drehte sich im Schloss, und Slavica stieß die Tür auf. Schwere Vorhänge hingen vor Fenstern und Türen, und die Nacht brach herein. Natalya wusste, dass es ein, zwei Momente dauern würde, ehe sich Slavicas Augen von dem hell erleuchteten Flur auf die Dunkelheit in ihrem Zimmer umstellten. Slavica trat mit einem Tablett, auf dem ein dampfender Becher stand, ein. Ihre Augen waren blutunterlaufen, und auf ihrer Wange zeichnete sich eine schwache Verfärbung ab. Zorn stieg in Natalya auf, und sie bändigte die Tigerin, bevor sie sich erheben und Vergeltung üben konnte.
Direkt hinter Slavica folgte Brent Barstow, den Lauf seiner Pistole dicht an ihren Nacken gepresst. Natalya warf blitzschnell die Tür zu und drückte ihre Pistole an seinen Hals. »Hör zu, Mann, ich habe einen echt miesen Tag hinter mir. Du willst gar nicht wissen, wie mies. Und noch dazu macht sich bei mir das gute alte prämenstruelle Syndrom bemerkbar. Das ist einfach nicht gut, weißt du? Ich schätze mal, dein Leben bedeutet dir mehr, als mir das Leben eines Wildfremden bedeutet. Was meinst du?«
»Sie werden nicht abdrücken«, sagte Brent.
»Ich will aber abdrücken. Du hast die Wirtin bedroht, es ist also nicht so, dass ich besonders viel Ärger bekommen würde. Sieh dich mal in meinem Zimmer um, Schätzchen. Schaut es hier so aus, als wäre ich ganz bei Trost?« Sie rammte den Lauf der Pistole in seinen Hals. »Bin ich nämlich nicht. Ganz bei Trost, meine ich. Ich jage gern Sachen in die Luft.«
»Ich habe die Familie Ihrer Freundin unten und wenn mir irgendetwas zustößt, sind sie alle tot.«
»Umso mehr Grund für dich, deinen Hintern zu retten und das Problem da unten zu lösen.«
Brent senkte seine Waffe, und Jubal zog Slavica rasch hinter sich.
»Sie haben Mirko mehrmals auf den Kopf geschlagen. Sie wollten mir nicht erlauben, dass ich mich um ihn kümmere. Und sie haben Angelina.« Slavica stellte das Tablett ab und presste ihre bebenden Finger an ihren Mund. »Unten sind drei von ihnen.«
Natalya hieb Brent mit dem Pistolenlauf so fest auf den Hinterkopf, dass er taumelte. »Das ist dafür, dass du so ein Arsch bist. Du hast ein kleines Mädchen gekidnappt? Ich schwöre dir, wenn hier irgendwo Vampire herumstreunen, biete ich dich ihnen zum Abendessen an.«
»Bring ihn nicht um, Natalya«, sagte Jubal. »Wir müssen wissen, was er hier treibt.«
Gabrielle steckte ihren Kopf aus der Badezimmertür. »Ich erinnere mich von unserem letzten Aufenthalt hier an ihn, Jubal. Er hing an der Theke herum. Als er uns hereinkommen sah, machte er ein komisches Gesicht, und deshalb fiel er mir überhaupt auf.«
»Ihr steckt also mit den Vampiren unter einer Decke«,
Weitere Kostenlose Bücher