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Schatten Der Versuchung

Titel: Schatten Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Beschützerinstinkte in ihm wurden wach, und jeder besitzergreifende Zug des Karpatianers, den er besaß, sagte ihm genauso wie all sein angeborenes Wissen, dass sie da war. Er konnte sie bloß nicht sehen.
    Eine Bewegung erregte seine Aufmerksamkeit. Vikirnoff ließ sich lautlos auf einem dicken, knorrigen Ast hoch über dem Boden nieder, legte seine Flügel zusammen und beobachtete das Geschehen. Eine schattenhafte Gestalt löste sich von einem verwitterten Baumstumpf und glitt an den verdorrten schwarzen Blättern und Gräsern vorbei zu einer kleinen Lichtung inmitten des Baumkreises.
    »Du bist verwundet. Lass dir von mir helfen.« Der Schatten hob den Kopf und nahm eine festere Gestalt an, während er in die Luft witterte. »Der Geruch von Blut ist so verlockend.«
    Selbst die scharfen Augen der Eule entdeckten die Frau erst, als sie sich bewegte. Sie schien direkt aus den Bäumen hervorzutreten, und ihr Körper war in den fahlen Silberstreifen des Mondes kaum auszumachen. Die Wolken, die über den Himmel zogen, veränderten das Licht ständig. Vikirnoff hielt den Atem an, als die Frau ansatzlos von völliger Regungslosigkeit in geschmeidige Bewegung überging und einige Schritte auf ihren schattenhaften Gegner zumachte. Das hier war also seine Gefährtin des Lebens. Natalya Shonski, die Frau, für die er einen Ozean überquert hatte, um sie zu finden.
    Sie schien zu leuchten. Golden schimmernde Lichter brachen sich in ihrem Haar, das nun von eigenartigen Streifen durchzogen war, schwarz, orange und hell wie Platin. Ihre Augen, ihre wundervollen Augen, waren nicht mehr blau, sondern erinnerten an Opale, eine wirbelnde Mischung strahlender Farben, wild und stürmisch wie die Macht, die von ihr ausging. Um sie herum knisterte die Luft vor Energie, und die Nebelschwaden, die vom Waldboden aufstiegen, wurden dichter und intensiver, als hauchte allein die Gegenwart dieser Frau dem fahlen Dunst neues Leben ein.
    Sie war atemberaubend. Vikirnoff starrte sie an, konnte einfach nicht den Blick von ihr abwenden, obwohl ihre strahlenden Farben seinen Augen wehtaten. Noch nie hatte er eine Entfaltung von so unverfälschter Macht gesehen. In ihrer Regungslosigkeit wirkte sie zerbrechlich, aber sowie sie sich bewegte, zeichneten sieh straffe Muskeln unter ihrer goldenen Haut ab. Es lag an der Art, wie sie sich bewegte, fließend wie Wasser, das über Felsen strömt, die kleine Gestalt hoch aufgerichtet und unerschrocken im Angesicht ihres Feindes. Vikirnoff erschien sie fremdartig und schön und sehr königlich. Trotz des roten Blutflecks, der sich auf ihrer Seite ausbreitete, blieb ihr Blick auf den Vampir gerichtet, starr und unverwandt und bedrohlich wie der eines wilden Raubtiers.
    Schau hin ! Dort steht sie, Vikirnoffs Gefährtin. Ihre Haltung und ihre Ausstrahlung brachten ihn völlig aus der Fassung. Seine Lungen brannten, und seine Kehle war rau. Hitze strömte durch seinen Körper und erfüllte ihn mit Verlangen. Er konnte Lust nicht von Zorn unterscheiden, Freude nicht von dem Drang, diejenigen zu töten, die sie bedrohten. Ihm war fast schwindlig von der Kombination und der Intensität dieser unbekannten Empfindungen.
    Vikirnoff wusste, dass er sich das Chaos in seinem Inneren nicht länger leisten konnte. So einfach war es. Er war ein Jäger, und ihm stand ein Kampf bevor. In seinem jetzigen Zustand war er nutzlos. Schlimmer als nutzlos – er war eine Gefahr für sich selbst und seine Gefährtin. Er griff auf die Erfahrungen seiner langen Jahre als Kämpfer zurück und langte tief in sein Inneres, um im Auge des Sturms den Mann zu finden, der er immer gewesen war – ein Mann, der nicht viele Worte machte, aber ungeheure Ausdauer besaß, wenn es darauf ankam. Ein Mann, der von Logik und Pflichterfüllung und Ehre beherrscht wurde. Er wartete, bis sich der Sturm in seinem Inneren beruhigt hatte und er ausgeglichen und gefasst war, ehe er sich erlaubte, wieder seine Gefährtin anzuschauen.
    Natalyas starrer Blick geriet ein wenig ins Wanken und huschte kurz über ihre Umgebung. Sie atmete ein und streifte aus dem Augenwinkel Vikirnoffs Eulengestalt, bevor sie wieder die schattenhaften Formen beobachtete, die sich langsam anschlichen und einen losen Kreis um sie bildeten.
    Arturo neigte den Kopf in ihre Richtung. »Du blutest. Ich will dir nichts tun. Ich möchte nur, dass du eine kleine Aufgabe für mich erledigst. Danach kannst du gehen.« Er zeigte mit einer weit ausholenden Handbewegung auf den Wald, der sie

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