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Schatten der Wahrheit

Schatten der Wahrheit

Titel: Schatten der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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diesem Rang verbundenen Pflichten nicht allzu schwer. Das Leben in Fort Barrett war alles in allem angenehm. Das Wetter war gut, die Umgebung malerisch und die tägliche Routine besaß etwas Tröstliches. Er schrieb einmal in der Woche seiner Mutter, bestätigte ihr, dass er gesund und guten Mutes war, und jeden Zahltag ging die Hälfte seines Soldes automatisch auf ihr Konto.
    Gelegentlich machte er sich Sorgen um seine Mutter. Jean Elliott lebte inzwischen in Kildare bei Wills Schwester Ruth und hatte noch immer nicht entschieden, was aus ihrem Haus in Liddisdale werden sollte. Das Haus, in dem Will und seine beiden Schwestern aufgewachsen waren und in dem Will gelebt hatte, bis ihn der Verlust seiner Stelle als Bergführer gezwungen hatte, Soldat zu werden, war bei den Kämpfen im Sommer schwer beschädigt worden. Falls es bis zum Frühjahr nicht wiederaufgebaut wurde, würde höchstens noch der Boden, auf dem es stand, irgendeinen nennenswerten Wert haben.
    Es war später Nachmittag am Posttag, und Will hatte seiner Mutter gerade den Brief für diese Woche geschickt, einen handgeschriebenen Brief, weil sie die Kom mk onsole ihrer Tochter nicht benutzen mochte. Sie machte sich Sorgen, Ruth könnte ihr die Verbindungskosten übel nehmen, obwohl seine Schwester Will mehr als einmal versichert hatte, dass davon keine Rede sein konnte. Außerdem hatte er ein großes, aber weiches Päckchen aus Kildare abgeholt, das vermutlich handgestrickte Wollsocken enthielt. Seine Mutter strickte ihm jeden Winter neue Socken. Hier an der Oilfieldsküste würde er zwar kaum Bedarf für warme Socken haben, aber wenn er über das Leben als Soldat eines gelernt hatte, dann war es dies, dass man nie wusste, wohin man als Nächstes unterwegs war.
    Er verließ die Poststelle mit dem Sockenpäckchen unter dem Arm und trat hinaus ins grelle Sonnenlicht des Paradeplatzes. Der Himmel war von so tiefem Blau, dass einem die Augen tränten, und eine steife Brise wehte über den Platz. Die Banner Northwinds, des Regiments und der Republik der Sphäre knallten an den Masten. Es roch nach Salzwasser und tropischen Blumen, mit einem leichten Unterton entfernt liegender Ölraffinerien. Über den sorgsam gepflegten Blumenrabatten unter den Fenstern der Poststelle brummten und wuselten zahllose Insekten.
    Er stand in der Mitte des Paradeplatzes und seine Augen hatten sich noch immer nicht völlig an die Helligkeit gewöhnt, als ihm Truppführer Murray über den Weg lief, ein kleiner, muskulöser Mann mit der scheinbar wundersamen Fähigkeit, selbst auf dem schlammigsten Schlachtfeld eine frisch gestärkte Uniform zu tragen.
    »Elliott«, hielt Murray ihn an.
    Will blieb stehen. »Truppführer.«
    »Ich habe Sie gesucht.«
    Von einem Truppführer gesucht zu werden, war unter keinen Umständen gut. Hastig durchforstete Will seine Erinnerung nach möglichen Fehlern und Übertretungen, fand aber nichts. Er unterdrückte die trotzdem aufkommende Panik und wiederholte in respektvoll fragendem Tonfall: »Truppführer?«
    »Die Kompanie hat ein Problem, Elliott. Jetzt, da Foster runter nach Halidon geht, um mit den Kröten zu trainieren, fehlt uns ein Lance Sergeant. Das heißt, wir müssen jemanden befördern, und der Kapitän ist der Ansicht, dass Sie dieser Jemand sind.«
    »Ich, Truppführer?« Will starrte Murray mit leerem Gesicht an. Die Beförderung zum Lance Corporal hatte ihn nicht sonderlich überrascht. Er hatte gewusst, dass er das Zeug dazu hatte, und außerdem hatten sie am Red-Ledge-Pass genug Leute verloren, um Beförderungen auf jeden Fall notwendig zu machen. Doch er hatte nicht gedacht, die Lage wäre so ernst, dass es nötig sein würde, ihn noch einmal zu befördern.
    »Soll ich Kapitän Fletcher ausrichten, er wisse nicht, wovon er redet?«, fragte Murray.
    »Nein, aber...« Will stockte. Ihm drängte sich ein unangenehmer Gedanke auf. »Truppführer, zieht irgendwo Ärger auf, über den niemand reden will?«
    Murray musterte ihn mit zufriedener Miene. »Momentan gibt's keinen Ärger, aber Sie können die richtigen Fragen stellen, Elliott. Das ist gut. Erscheinen Sie morgen früh um 10 im Verwaltungsgebäude, um die Papiere zu unterschreiben.«
    Sie trennten sich, und Will setzte in leicht benebeltem Zustand den Weg in die schattige Kühle der Kaserne fort. Dort fand er seine Freunde Jock Gordon und Lexa Mclntosh, die das Ende des Tagesdienstes ruhig angingen.
    Jock, ein muskulöser Hüne von einem Kerl, war ein Bauernsohn aus New

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