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Schatten der Wahrheit

Schatten der Wahrheit

Titel: Schatten der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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und schleuderte ihn ihr ins Gesicht. Sie duckte sich, und im selben Moment, in dem sie den Blickkontakt verlor, griff er seinerseits mit einem Sensentritt an.
    »Sie haben«, - Tara drehte sich halb und fing den
    Tritt mit dem Unterarm ab - »die Handschuhe bewusst anbehalten, was? Nicht schlecht.«
    Sie bekam das Bein zu fassen, drehte es, und Crow folgte der Drehung, um keine Verletzung zu riskieren. Er stürzte, zog die Beine an und stand augenblicklich wieder auf den Füßen, frei und noch näher als zuvor.
    »Die Countess schmeichelt mir«, stellte er fest und legte ihr den Arm um die Schultern. Mit der Hand fasste er den dünnen Stoff ihres Hemds. Er zog sie herum, dann schob er den anderen Arm unter ihre Achselhöhle und in ihren Nacken, von wo aus er ihren Kopf nach vorne drückte. »Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang?«
    Er drehte sie durch den Druck auf den Hinterkopf und zwang sie auf die Linie der roten Bodenfliesen zu, die den Rand ihres Kampfbereichs markierte. Er ging unmittelbar hinter ihr, den Körper fest an den ihren gepresst. Es war nicht mehr weit.
    Kurz bevor ihr Fuß - von Crows überlegener Körperkraft dazu gezwungen - die Linie hätte überschreiten müssen, hob Tara die freie Hand und schlug sie auf die Hand in ihrem Nacken. Sie drückte fest zu, sodass der Paladin die Hand nicht mehr zurückziehen konnte. Im selben Augenblick kreuzte sie die Beine und ließ sich nach vorne fallen.
    Sie vollführte einen l ink isch wirkenden Überschlag, aber Crow blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Entweder das, oder er riskierte, ihr den Hals zu brechen - und gleichzeitig die Regeln ihres
    Duells. Sie fiel, sie rollte ab und trug sie beide über die Fliesenlinie. Dann entspannte sie sich.
    »Sie haben die Linie überschritten«, stellte Crow fest. Durch ihr Manöver lag er unter ihr, sie spürte seinen Atem auf der Nackenhaut, als er sprach.
    »Ich denke«, gab Tara zurück, »Sie haben den Boden zuerst berührt. Paladin.«
    Ein Moment der Stille.
    »Ja«, bestätigte Crow. »Das Gefühl habe ich auch.«
    Welche Antwort sie darauf gegeben hätte, sollte Tara Campbell selbst nie erfahren. Sie hörte Schritte und stand hastig auf, gerade rechtzeitig, um Brigadegeneral Michael Griffin in der offenen Tür der Halle stehen bleiben zu sehen. Sie erkannte, dass sie unerwartet hitzig wirken musste, und war sich ebenso bewusst, dass Crow - weniger erhitzt als plötzlich hyperkorrekt - aufstand und zwei Schritte entfernt stehen blieb, auf angemessene Distanz achtend.
    Crows dunklerer Teint machte es schwierig, seine Gefühle zu erkennen. Tara hatte diesen Vorteil nicht und stellte verärgert fest, dass ihr Gesicht vermutlich rot war. Sie konnte nur hoffen, dass der General diese Farbe der körperlichen Anstrengung des Trainings zuschrieb und keiner unerwünschten Emotion. Michael Griffin und Ezekiel Crow waren nicht allzu gut miteinander ausgekommen, als der Paladin auf Northwind eingetroffen war, und Griffin war alles andere als erfreut gewesen, dass Crow auf Wunsch des Exarchen Damien Redburn geblieben war, um
    Northwind beim Wiederaufbau zu helfen. Der Gedanke, die Gräfin und der Paladin könnten einander mehr als politische Unterstützung geben, hätte ihn erst recht verärgert.
    Aber General Griffin, wie immer in frisch gestärkter Uniform und bis auf den roten Schnurrbart, der sein einziges Zugeständnis an persönliche Eitelkeit zu sein schien, glatt rasiert, war ein Exempel an Höflichkeit. »Mylady. Paladin Crow.«
    Tara wischte sich eine Haarlocke aus dem Gesicht. Es wurde wieder einmal Zeit, zum Friseur zu gehen, dachte sie. Seit ihrer Jugend trug sie das Haar bürstenkurz, doch die letzten Monate waren so hektisch gewesen, dass es ungewöhnlich lang gewachsen war.
    »Was führt Sie hierher, General?«, fragte sie und ließ den zweiten Teil der Frage - Und hätte es nicht warten können? - unausgesprochen.
    Aber natürlich hatte es nicht warten können. General Griffin hätte einen ihrer seltenen Freizeitmomente niemals ohne einen ausgezeichneten Grund gestört, und seine Miene ließ daran auch keinen Zweifel zu.
    »Nachrichtendienstliche Meldungen, Mylady. Das letzte am Raumhafen eingetroffene Landungsschiff hat beunruhigende Nachrichten von unseren Agenten im All gebracht, insbesondere von unseren Agenten auf Tigress.«
    Tara verschluckte einige Worte, die sich für eine ohnehin schon verschwitzte und unelegante Adlige nicht schickten. Tigress war die Heimatbasis der Stahlwölfe,

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