Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
wie er gesagt hatte. Sie fuhr ein letztes Mal polierend darüber und stand dann auf, um mit ihren blutigen Lappen wieder nach unten zu gehen, aber Charles legte eine große Hand um ihren Knöchel, und sie erstarrte und fragte sich, ob er die Kontrolle jetzt doch noch verlor.
»Danke«, sagte er und klang dabei recht zivilisiert.
»Ich würde ja sagen jederzeit, aber wenn ich dich wirklich oft verbinden muss, werde ich dich wohl irgendwann umbringen müssen«, erwiderte sie.
Er grinste, die Augen immer noch geschlossen. »Ich versuche, nicht öfter als unbedingt notwendig unkontrolliert zu bluten«, versprach er und ließ sie wieder los.
Sobald die Waschmaschine lief, beschäftigte sie sich damit, gefrorene Burritos aus der Tiefkühltruhe in der Mikrowelle aufzuwärmen. Wenn sie schon Hunger hatte, musste er am Verhungern sein.
Sie fand keinen Kaffee, aber es gab die Instantversion von heißer Schokolade und eine Vielzahl von Tees. Sie
kam zu dem Schluss, dass er Zucker brauchte, und kochte Wasser für Kakao.
Als alles fertig war, brachte sie einen Teller und einen Becher Kakao ins Wohnzimmer und stellte sie vor ihm auf den Boden. Er öffnete die Augen nicht und bewegte sich nicht, also ließ sie ihn in Ruhe.
Sie sah sich um, bis sie sein Schlafzimmer fand. Das war nicht schwierig. Bei all der Opulenz der Möblierung und der Stoffe war es doch kein großes Haus. Es gab nur ein Schlafzimmer mit einem einzigen Bett.
Das verursachte ihr ein gewisses Unbehagen.
Sie schlug die Decke zurück. Zumindest brauchte sie die nächsten Paar Tage keinen Sex zu befürchten. Er war nicht in der Verfassung für solche Dinge. Ein Werwolf zu sein hatte sie gelehrt - unter anderem -, wie man die Vergangenheit ignorierte, in der Gegenwart lebte und nicht zu viel an die Zukunft dachte. Das funktionierte ganz gut, jedenfalls wenn die Gegenwart erträglich war.
Sie war müde, hundemüde, und fühlte sich vollkommen fehl am Platze. Sie tat, was sie in den vergangenen paar Jahren getan hatte, und bediente sich der Kraft ihrer Wölfin. Nicht genug, dass andere Wölfe es wahrnehmen konnten, und sie wusste, wenn sie in einen Spiegel sah, würden ihre eigenen braunen Augen zurückschauen. Aber unter der Haut konnte sie die Andere spüren. Sie benutzte die Wölfin, um Dinge ertragen zu können, die ihre Menschenhälfte nicht überlebt hätte. Im Augenblick gab es ihr mehr Kraft und schirmte sie gegen ihre Sorgen ab.
Sie strich mit der Hand über die waldgrünen Laken - Charles schien Grün zu mögen - und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
Er war immer noch da, diesmal aber mit offenen Augen,
und sowohl der Kakao als auch die Burritos, die sie bei ihm gelassen hatte, waren weg - alles gute Zeichen. Aber sein Blick war nicht konzentriert und das Gesicht immer noch blasser, als es hätte sein sollen. Die Anstrengung hatte tiefe Falten in sein Gesicht eingegraben.
»Bringen wir dich ins Bett«, sagte sie aus der Sicherheit des Flurs heraus. Einen verwundeten Werwolf sollte man lieber nicht erschrecken, nicht einmal einen in Menschengestalt, der sich kaum allein aufsetzen konnte.
Er nickte und akzeptierte ihre Hilfe. Auch in Menschengestalt war er groß, einen Fuß oder mehr größer als ihre fünf Fuß zwei. Er war auch schwer.
Sie hätte ihn hochheben und tragen können, wenn das notwendig gewesen wäre, aber das hätte sie nur ungeschickt tun können und ihm wahrscheinlich wehgetan. Stattdessen schob sie ihre Schulter unter seinen Arm und stützte ihn auf dem Weg ins Schlafzimmer.
So nahe neben ihm war es unmöglich, nicht auf den Geruch seiner Haut zu reagieren. Er roch nach Mann und Gefährte. Bestärkt durch diesen Geruch, ließ sie sich in der Sicherheit der Wölfin versinken, die wirklich von ihm überzeugt war, und genoss die Zufriedenheit der Bestie.
Er gab auf dem ganzen Weg zu seinem Bett keinen Laut von sich, aber sie konnte das Ausmaß seiner Schmerzen in der Anspannung seiner Muskeln spüren. Er fühlte sich erhitzt und fiebrig an, und das machte ihr Sorgen. Sie hatte nie zuvor einen Werwolf mit Fieber erlebt.
Mit einem Zischen setzte er sich auf die Matratze. Das Blut am Gurtband seiner Boxershorts würde Flecken auf den Laken hinterlassen, aber Anna hatte nicht vor, ihn darauf hinzuweisen. Er sah einfach aus, als wäre er kurz
vor dem Zusammenbruch - er war in erheblich besserer Verfassung gewesen, bevor er sich entschied, wieder Mensch zu werden. So alt, wie er war, sollte er das eigentlich besser wissen.
»Warum bist
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