Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
angenommen, es wären die Sachen, die er getragen hatte, als er sich vom Mensch zum Wolf verwandelt hatte, aber sie hatte geholfen, ihn auszuziehen, damit der Arzt in Chicago ihn untersuchen konnte. Als er zum Wolf wurde, hatte er nichts angehabt als Verbände.
Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
Die Jeans waren Levi’s, abgewetzt an den Knien, und das T-Shirt hatte ein Hanes- Etikett . Sie fragte sich, ob jetzt irgendwo jemand plötzlich nur in Unterwäsche herumlief. »Na wunderbar«, sagte sie und zog vorsichtig sein Hemd hoch, so dass sie sich die Brustwunde ansehen konnte. »Aber das hier wäre einfacher, wenn du dich nicht angezogen hättest.«
»Tut mir leid«, brummte er. »Gewohnheit.«
Eine Kugel war direkt rechts von seinem Brustbein eingedrungen. Das Austrittsloch hinten war schlimmer, größer als das vorn. Wenn er ein Mensch gewesen wäre, hätte er sich immer noch auf der Intensivstation befunden, aber Werwölfe waren zäh.
»Wenn du vorn eine sterile Kompresse benutzt«, sagte er, »kann ich sie für dich festhalten. Du wirst eine weitere auf dem Rücken halten müssen. Dann umwickle das Ganze einfach mit dem Tierarzt-Verband.«
»Tierarzt-Verband?«
»Dieses bunte Zeug, das aussieht wie eine Art elastischer Verband. Es klebt von selbst, also brauchst du nichts zu verschließen. Du wirst wahrscheinlich zwei Rollen benutzen müssen.«
Sie schnitt ihm das T-Shirt mit der Schere ab, die sie in der Küche gefunden hatte. Dann riss sie die sterilen Kompressen auf und drückte eine auf die kleine klaffende Öffnung an seiner Brust und versuchte, nicht über den Schusskanal nachzudenken, der von vorn nach hinten verlief. Er drückte die Gaze fester an sich, als sie es gewagt hätte. Sie suchte im Verbandskasten nach dem Tierarzt-Verband und fand am Boden ein ganzes Dutzend Rollen. Die meisten waren braun oder schwarz, aber es gab auch ein paar andere. Weil sie wütend auf ihn war, weil er sich
noch schwerer verletzt hatte, wenn er doch gut ein paar Tage hätte in Wolfsgestalt bleiben können, entschied sie sich für zwei Rollen in Knallpink.
Er lachte, als sie sie herausholte, aber auch das tat wohl weh - sein Mund wurde schmaler, und er musste eine Weile flach atmen. »Mein Bruder hat die da reingetan«, sagte er, als das Schlimmste vorbei war.
»Hast du etwas angestellt, um ihn ebenfalls zu ärgern?«, fragte sie.
Er grinste. »Er behauptete, dass das alles war, was sie in der Klinik hatten, als ich den Kasten auffrischen wollte.«
Sie wollte mehr Fragen nach seinem Bruder stellen, aber jeder Wunsch, ihn zu necken, erstarb, als sie seinen Rücken sah. In den wenigen Minuten, die sie gebraucht hatte, um den Erste-Hilfe-Kasten zu holen und alles zu organisieren, hatte sich das Blut in dem Bereich zwischen seiner Haut und dem Bund seiner Jeans gesammelt. Sie hätte sein Hemd erst zerschneiden sollen, als sie alles bereit hatte.
»›Tarditas et procrastinatio odiosa est‹«, sagte sie sich und öffnete eine Packung mit Kompressen.
»Du sprichst Latein?«, fragte er.
»Nein, ich zitiere nur ziemlich viel. Das da sollte Cicero sein, aber dein Vater sagte, meine Aussprache stimmt nicht. Brauchst du eine Übersetzung?« Der erste Streifschuss, den er abbekommen hatte, als er sie schützte, hatte eine geschwollene rote Diagonale über der ernsteren Wunde hinterlassen. Es würde einige Zeit wehtun, war aber nicht wichtig.
»Ich spreche kein Latein«, sagte er. »Aber ein bisschen Französisch und Spanisch. Verzögerungen sind immer schlecht?«
»Das soll es angeblich heißen.« Sie hatte die Dinge
schon schlimmer gemacht; aber diese Wunden hätte eigentlich ein Arzt behandeln sollen.
»Schon gut«, sagte er und reagierte auf die Anspannung in ihrer Stimme. »Stopf einfach nur das Leck zu.«
Grimmig machte sie sich daran, genau das zu tun. Sie raffte sein taillenlanges, schweißfeuchtes Haar zusammen und schob es über seine Schulter.
Keine der Kompressen war groß genug für die Wunde an seinem Rücken, also nahm sie zwei davon und hielt sie mit Hilfe ihres Knies an Ort und Stelle, während sie die Verbandsrolle um ihn herumwickelte. Er nahm ihr das Ende ab, ohne dass sie darum bitten musste, und hielt es an seine Rippen. Sie benutzte diesen Anker, um ihn weiter zu verbinden.
Sie tat ihm weh. Er hatte beinahe aufgehört zu atmen, bis auf ein flaches Hecheln. Werwölfen Erste Hilfe zu leisten war gefährlich. Schmerzen konnten bewirken, dass ein Wolf die Beherrschung verlor, so wie an
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