Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
du kein Wolf geblieben?«, tadelte sie ihn.
Kühle Augen begegneten ihren, und mehr Wolf wurde in ihren gelben Tiefen sichtbar. »Du standest kurz davor zu gehen. Der Wolf konnte dir das nicht ausreden.«
Er hatte die Veränderung auf sich genommen, weil er sich Gedanken machte, sie würde ihn verlassen? Das war romantisch... und dumm.
Sie verdrehte gereizt die Augen. »Und was, wenn ich wirklich gegangen wäre? Was hätte dir das schon bedeutet, wenn es dir gelungen wäre, zu verbluten?«
Er senkte bewusst den Blick.
Dass dieser Wolf, dieser Mann, so dominant, dass selbst Menschen lieber auswichen, wenn er vorbeikam, ihr diesen Vorteil geben sollte, raubte ihr den Atem.
»Mein Vater würde dich bringen, wohin du auch gehen möchtest«, sagte er leise. »Ich war ziemlich sicher, dass ich dich überreden könnte zu bleiben, aber ich habe unterschätzt, wie schwer ich verwundet war.«
»Dumm«, bemerkte sie spitz.
Er blickte zu ihr auf, und was immer er in ihrem Gesicht sah, ließ ihn lächeln, obwohl er vollkommen ernst klang, als er auf ihre Herausforderung antwortete. »Ja. Du bringst mein Urteilsvermögen durcheinander.«
Er fing an, sich zurückzulehnen, und sie legte schnell den Arm um ihn, direkt oberhalb des Verbandes, und half ihm, sich auf die Matratze zu legen.
»Möchtest du lieber auf der Seite liegen?«
Er schüttelte den Kopf und biss sich auf die Lippe. Sie
wusste aus Erfahrung, wie weh es tun konnte, sich hinzulegen, wenn man schwer verletzt war.
»Gibt es jemanden, den ich herholen sollte?«, fragte sie. »Einen Arzt? Deinen Vater?«
»Nein. Wenn ich ein bisschen geschlafen habe, wird es mir schon besser gehen.«
Sie bedachte ihn mit einem skeptischen Blick, den er jedoch nicht sah. » Gibt es hier denn einen Doktor? Oder medizinische Fachleute, die mehr wissen als ich? Wie zum Beispiel ein zehnjähriger Pfadfinder?«
Er grinste kurz, und das hellte seine strenge Schönheit auf, bis ihr Herz schmerzte. »Mein Bruder ist Arzt, aber er ist wahrscheinlich noch in Washington.« Er zögerte. »Vielleicht auch nicht. Er kommt vielleicht wegen der Beisetzung zurück.«
»Beerdigung?« Die Beerdigung von Brans Freund, erinnerte sie sich - der Grund, wieso Bran nicht mehr hatte in Chicago bleiben können.
»Morgen«, antwortete er, aber das war nicht, was sie gemeint hatte. Sie war nicht sicher, ob sie mehr darüber wissen wollte, wer tot war und warum, also fragte sie nicht noch einmal. Er schwieg, und sie dachte schon, dass er schlief, als er sagte: »Anna, du bist zu vertrauensselig.«
»Was?« Sie legte die Hand auf seine Stirn, aber die fühlte sich nicht heißer an als zuvor.
»Wenn du dich entschließt, das Angebot meines Vaters, dich wegzubringen, anzunehmen, vergiss nicht, dass er nur selten aus schlichten Motiven heraus handelt. Er wäre nicht so alt geworden, wie er ist, und hätte nicht so viel, wie er hat, wenn er ein einfacher Mann wäre. Er hat seine eigenen Pläne mit dir.« Er öffnete die goldenen Augen und sah sie an. »Er ist ein guter Mann. Aber er ist auch
Realist, und sein Realitätssinn sagt ihm, dass eine Omega vielleicht bedeuten könnte, dass er nie wieder einen Freund umbringen muss.«
»Wie den, der morgen begraben wird?«, fragte sie. Ja, das war die Unterströmung, die sie gespürt hatte.
Er nickte nur ein einziges Mal, aber das war eindeutig. »Du hättest ihm nicht helfen können, das konnte niemand. Aber vielleicht beim nächsten...«
»Dein Vater wird mich nicht wirklich gehen lassen?« War sie eine Gefangene?
Er spürte ihr Unbehagen. »So habe ich das nicht gemeint. Er lügt nicht. Er hat dir gesagt, dass er sich darum kümmern würde, dass du gehen könntest, wenn du es wolltest - und das wird er auch tun. Er wird versuchen, dich dazu zu bringen, dass du dahin gehst, wo er dich am meisten braucht, aber er wird dich nicht gegen deinen Willen hier festhalten.«
Anna sah ihn an, und die Wölfin in ihr entspannte sich. »Du würdest mich ebenfalls nicht hier behalten, wenn ich es nicht wollte.«
Seine Hände bewegten sich atemberaubend schnell und griffen nach ihren Handgelenken, bevor sie reagieren konnte. Seine Augen wurde heller, von dunklem Gold zu hellem Wolfsbernstein, als er heiser sagte: »Darauf solltest du dich lieber nicht verlassen, Anna. Nein, das solltest du nicht.«
Sie hätte Angst haben sollen. Er war größer und stärker als sie, und das Tempo seiner Bewegung war dazu gedacht, ihr Angst zu machen - obwohl sie nicht wusste, wieso er
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